Chronik des Kulturring in Berlin e.V.
Die vorliegende Chronik des Vereins versucht, einen Überblick über die Geschichte und die Entwicklungen des Kulturrings und seiner Mitglieder zu geben. Zur Erarbeitung bediente sich der Autor der verschiedenen, öffentlich zugänglichen Publikationen des Vereins, aber auch verschiedener Protokolle der Projekt- und Vorstandsarbeit sowie zahlreicher Originaldokumente und mündlicher Befragungen. Auf Genauigkeit wurde Wert gelegt. Dennoch sind fehlerhafte und/oder unvollständige Angaben nicht auszuschließen. Deshalb wird um die Übermittlung von Korrekturen und Ergänzungen dringend gebeten.
Da der Kulturring seit seiner Gründung viele Tausend Veranstaltungen und Projekte organisiert und durchgeführt hat, musste für solch eine Chronik eine Auswahl getroffen werden. Wir haben uns dabei konzentriert auf die rechtlich wichtigen Informationen über Verein und Vorstand, sodann auf die Highlights der Veranstaltungstätigkeit, auf die großen Züge der Projektarbeit und bewusst auch auf einzelne kleinere Termine, die für die tägliche Arbeit in den Gruppen und Freundeskreisen, in den einzelnen Projekten stehen sollen. Dabei haben wir versucht, aus den vielen Einzelerwähnungen, die möglich gewesen wären, für jede Gruppierung, jede Reihe wenigstens einmal eine Auflistung vorzunehmen, damit die Breite der Vereinsarbeit widergespiegelt wird. Da auch hier möglicherweise Wichtiges unerwähnt geblieben ist, bitten wir um Nachreichung der fehlenden Details, die noch eingearbeitet werden können. Sinnvoll wäre sicher auch eine Ergänzung durch vorhandene Fotografien.
Fünfundzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, vor allem für all jene, die sie aktiv mitgestaltet haben. Und doch stehen sie nur für die heute sichtbare Geschichte. An einigen Stellen der Chronik wird deutlich, dass diese Geschichte noch weiter zurück reicht. Zum Bespiel wurden Jubiläen des Treptower Color-Clubs erwähnt, aus denen klar wird, dass diese Gruppe schon lange vor dem Jahr 1994, dem Gründungsjahr des Kulturrings, existierte. Deshalb soll eingangs unbedingt noch einiges gesagt werden zu den Wurzeln des Kulturrings in Berlin e.V., der heute Landesverband des Kulturbunds e.V. ist.
Am 8. August 1945 wurde der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands mit Genehmigung der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Berlin gegründet. Sehr bald folgten Regionalverbände, und es gab eine feste Organisationsstruktur. Bereits Anfang 1949 gab es auf Kreisebene 26 Kreissekretariate des Kulturbunds, im August 1949 bereits 99, zudem 28 Kulturhäuser, 38 Klubs der Kulturschaffenden und 214 Geschäftsstellen mit insgesamt 447 Angestellten (vgl. Eintrag wikipedia). Was Berlin betrifft, existierten zum Ende der DDR in allen Stadtbezirken von Berlin (Ost) Kreissekretariate des Kulturbunds. Sie wurden hauptamtlich geleitet von einem/r Kreissekretär/in und hatten wenige weitere Mitarbeiter. Die Kreissekretariate unterstanden einer Bezirksleitung Berlin, die ihren Sitz in der Breiten Straße hatte. Über die einzelnen Strukturen wären genauere Informationen nützlich, die jedoch hier zu weit führen würden. Grundsätzlich wurden sämtliche hauptamtlichen Strukturen von ehrenamtlichen Leitungen und Gremien ergänzt. Als Besonderheit existierte in Berlin noch der Club der Kulturschaffenden in der früheren Otto-Nuschke-Str. 2/3, der heutigen Jägerstraße.
Nach dem Ende der DDR gab es im Kulturbund Berlin Auflösungserscheinungen. Sehr schnell verschwand das Bezirkssekretariat. Zugleich entstanden auch neue Strukturen, vor allem um den Club der Kulturschaffenden. Die verbliebenen Gruppen und Einrichtungen in Berlin wurden – soweit dies möglich und gewünscht war – vom damaligen Bundessekretariat des Kulturbunds in der Jägerstraße 1 unterstützt. Es gab gleichzeitig Bemühungen, im Club der Kulturschaffenden, der wieder seinen alten Namen hervorholte und sich Club von Berlin nannte, einen Kulturbund Berlin e.V. ins Leben zu rufen. Das Konstrukt in Gründung existierte allerdings nur eine kurze Zeit.
Das Bestreben der Verantwortlichen des Kulturbunds auf Bundesebene, d. h. vor allem ihrer Präsidentin Marianne Piehl und ihres Bundesgeschäftsführers Dieter Zänker, bestand vor allem darin, soviel wie irgend möglich der Struktur des Vereins in Berlin zu erhalten und neue Entwicklungen anzustoßen. Und so schwärmten die noch bezahlten Mitarbeiter aus und versuchten, Förderinstrumente und -gelder zu akquirieren. Sehr schnell entstanden die ersten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, beim Kulturbund Treptow schon Ende 1990. Die ehrenamtliche Bundesleitung befand sich nun in der absurden Situation, dass sie Träger dieser Maßnahmen in Berlin war. Deshalb ging diese Übergangszeit stets mit den Bemühungen um die Schaffung einer neuen Struktur für den Verein in Berlin einher.
Es gab zu dieser Zeit, also von Ende 1990 bis Ende 1993, noch folgende Kulturbund-Strukturen in Berlin, die zwischenzeitlich andere Namen trugen und sich selbst z.T. als Verein gegründet hatten, die aber zu einem gemeinsamen Verein gewonnen werden sollten:
- den Lichtenberger Kulturverein e.V.
- den Kulturverein Prenzlauer Berg e.V.
- den Kulturbund Köpenick / Club Sieben Raben
- den Kulturbund Treptow
- die Berliner Mitglieder der Gesellschaft für Fotografie
- die Berliner Mitglieder der Gesellschaft für Guppyzüchter
- die Hochschulgruppe des Kulturbunds
- die Projektgruppe Multikultur
Nachdem es im November 1993 zu einem Gründungsaufruf gekommen war, trafen sich die Gründungsmitglieder am 5.3.1994 in Lichtenberg. Zuvor war beim Vereinsregister nach der Möglichkeit der Namensgebung in Kulturbund Berlin e.V. recherchiert worden, worauf eine negative Antwort gegeben wurde, denn es gab noch den Antrag eines im Gründungsprozess befindlichen anderen Vereins mit diesem Namenswunsch (s.o.). Somit entschieden sich die Gründer für den Namen Berliner Kulturring. Nach der Gründungsversammlung wurde das Bestreben einer Eintragung unter diesem Namen durch das Vereinsregister allerdings auch abgelehnt, da der name „Berliner“ suggeriere, dass der Verein schon in mindestens einer Mehrheit der Berliner Bezirke existiere. Da dies aber nachweislich nicht der Fall sei, müsse man sich für einen anderen Namen entscheiden. So entstand die Lösung „Kulturring in Berlin e.V.“.
Neue Mitglieder sind inzwischen hinzugekommen, andere ausgeschieden. Der Verein ist aber stetig gewachsen und mittlerweile in allen Berliner Bezirken aktiv gewesen. Eine genauere Betrachtung der Nachwendezeit und der Entwicklung der damaligen Strukturen sollte weit ausführlicher in naher Zukunft durch noch lebende Zeitzeugen erfolgen.
Ingo Knechtel