Spaß oder Ernst,

Ingo Knechtel

was verbirgt sich zum Beispiel hinter dieser oder jener Kunst, worauf zielt sie ab? Solche Fragen werden immer wieder gestellt, ganz im Ernst. Und noch viel häufiger will der Fragesteller auch eine Bewertung damit verbinden. Den Spaß nehmen wir bitte nicht so ernst, der Alltag ist ernst genug. Lasst uns wenigstens sonst ein wenig Spaß haben. Das Wort Spaßgesellschaft hat sich die Feuilletons erobert, ist durchaus gesellschaftsfähig geworden. Aber vielleicht meinen diese Spaßvögel etwas ganz anderes, wenn sie das Wort in den Mund nehmen. Da geht es wohl eher um einen Lebensstil, der von Lust auf Konsum und Comedy bestimmt wird. Aber wir anderen wollen uns den echten Spaß nicht verderben lassen. Wer wollte auch etwas dagegen einwenden, wenn jemand Freude, ja Vergnügen daran empfindet, ein Kunstwerk zu schaffen? „Mir muss eine Sache Spaß machen, sonst werde ich krank,“ hat Heinrich Böll 1963 in seinen „Ansichten eines Clowns“ geschrieben. Wer mit seiner selbstgebastelten Lochkamera keine perfekten, aber doch interessante Fotos erzeugt, dem bereitet das nicht nur Freude, sondern der lernt dabei ganz viel Neues, der experimentiert, der ist auf einem kreativen Pfad. Viele Menschen beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit dem Fotografieren, genauso viele können vielleicht nicht anders, als Erinnerungen, Gedichte oder ausgedachte Geschichten aufzuschreiben. Ganz sicher treibt sie etwas anderes an als das Ziel, ein vom Privat-TV gesuchter deutscher Superstar zu werden. Diese Lust am künstlerischen Ausdruck drängt wie selbstverständlich auch ans Licht der Öffentlichkeit. Jede Band will ihren neuen Song vor Publikum spielen. Mag der Ernst auch so etwas wie ein Gegenbegriff zum Spaß sein, so erleben wir doch tagtäglich, mit wieviel Freude Ernsthaftes entsteht. Und zum Glück gibt es in dieser Stadt, in diesem Land unzählige Vereine wie den Kulturring, der dieser Kreativität breiten Raum einräumt. Denn sie lässt die Gesellschaft blühen, ja sie mischt sich auch ein, kritisiert, erhebt Forderungen. Sie verdient heute mehr denn je unser aller Unterstützung und Förderung. Und wem all die großen Worte nun aber zu viel des Guten sind, der hält es vielleicht einfach mit George Bernard Shaw, der meinte: „Wenn ich scherzen will, sage ich die Wahrheit. Das ist immer noch der größte Spaß auf Erden.“

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