Line Dance – ein Lebensgefühl

Dagmar Steinborn

Tanzen macht glücklich. Das ist nicht neu. Zusammen mit anderen Menschen macht es noch viel mehr Spaß. Das findet auch die quirlige Denise Sell. „Ich war früher eine richtige Diskomaus,“ sagt sie lachend über sich selbst. Das ist schon ein paar Jahre her. Doch das Tanzen ist nach wie vor ihre Leidenschaft, und nun hat sie sogar ihr Hobby zum Beruf gemacht. Jetzt ist sie Tanztrainerin!

Seinen Ursprung hat der Line Dance im amerikanischen Nashville/Tennessee. Er wird, wie der Name schon sagt, in Linien neben- und hintereinander getanzt. Es gibt aber auch Tänze, bei denen sich alle Tänzer und Tänzerinnen einer Linie gegenüberstehen. Die sich wiederholenden Figuren sind festgelegt und werden synchron von der Gruppe als Formation getanzt. Die Grundfiguren heißen u. a. grapevine, shuffle oder rock steps. Sie werden immer wieder in anderen Varianten aneinander gefügt und ergeben so eine abwechslungsreiche Choreographie. Einige Tänze bestehen nur aus wenigen Figuren, bei anderen wiederholt sich die Figurenfolge erst nach 100 oder mehr Taktschlägen. Im sogenannten „Paper“ werden die Schrittfolgen, „Accounts“ genannt, beschrieben. Mit etwas Übung findet man schnell den Einstieg und kann mittanzen. So erging es auch Denise Sell. Sie sagt: „Am Line Dance finde ich so toll, dass man immer tanzen kann. Egal wie viele Gleichgesinnte kommen, die Stimmung ist toll, und so wird es nie langweilig.“ Weil jeder für sich tanzt, also nicht als Paar, spielt es keine Rolle, ob mehr Männer oder Frauen anwesend sind und die Gefahr, jemandem auf die Füße zu treten, besteht auch nicht. „Es macht einfach irre viel Spaß!“

Vor ca. zehn Jahren nahm ihre Schwester sie mit nach Erkner zum Line Dance. Sofort fand Denise Gefallen an dieser für sie neuen Art des Tanzens, bei der zu fast jeder Musikrichtung getanzt werden kann, nicht nur zur Country Music. Schnell lernte sie die Schrittkombination und tanzte begeistert mit. Sie fühlte sich wohl in der Gemeinschaft Gleichgesinnter, in der es unkompliziert und herzlich zuging. Wenn sie von der Arbeit nach Hause kam, stellte sie die Musik an und übte, übte, übte. Vier Jahre tanzte sie dort und sammelte auch erste Erfahrungen auf der Bühne.Seit mehreren Jahren war die gelernte IT-Anwendungsberaterin im Kulturforum Hellersdorf beim Kulturring in Berlin e.V. in der Gastronomie tätig. Als engagierte Mitarbeiterin überlegte Denise, wie sie selbst das Kulturangebot im Hause bereichern könnte. Sie sprach mit Lutz Wunder vom Kulturring, der – wie immer – offen für neue Veranstaltungsideen war. So bekam sie ihren eigenen Kurs „Line Dance“.

Auf den ersten Termin im Sommer 2007 bereitete sich Denise gründlich vor, suchte die entsprechende Musik aus, stellte eine leichte Choreographie zusammen, hatte Werbung gemacht und war trotzdem sehr aufgeregt. „Es war eine große Herausforderung für mich. Ich war total nervös. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Aber es hat geklappt“, sagt sie heute. Waren es zuerst drei Kursteilnehmer – eine Freundin und zwei Mitarbeiter – kamen in den nächsten Wochen immer neue Tanzbegeisterte hinzu. Schnell verbreitete sich über Mundpropaganda der Tipp vom Line Dance im Kulturforum.

Dass der Kurs auf so großes Interesse stößt, liegt an Denise, der Tanztrainerin. Sie versteht es wunderbar, die Tänzerinnen und Tänzer, die zwischen 8 und 60 Jahre alt sind, zu motivieren. Mit ihrer Ungezwungenheit, ihrem Temperament, aber auch viel Geduld zieht sie alle in ihren Bann. Als waschechte Berlinerin hat sie das Herz und auch den Mund auf dem rechten Fleck. 1967 im Wedding geboren, wuchs sie in Kreuzberg auf, wurde Mutter von zwei Söhnen und kam im Jahr 2000 nach Kaulsdorf, wo sie noch heute gern wohnt.

Lange waren die Kurse für Denise ausschließlich Hobby, doch im Laufe der Zeit entwickelte sie immer anspruchsvollere Choreographien, bot Line Dance in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für Anfänger und Fortgeschrittene an, bildete sich weiter und erweiterte ihr Repertoire auf mehr als 200 Tänze. Und wieder wagte sie den Sprung ins kalte Wasser – sie machte sich 2013 als „Tanztrainerin für Line Dance“ selbständig.

Von Montag bis Freitag ist sie nun unterwegs zu ihren jeweiligen Kursen in Prenzlauer Berg und Marzahn-Hellersdorf. Immer donnerstags um 16.30 Uhr treffen sich im Kulturforum Hellersdorf in der Carola-Neher-Str. 1 die Line Dancer, wie sie sich selbst bezeichnen. Wenn sie eintreffen, hat Denise bereits ihre Technik aufgebaut. Alle stellen sich in Blickrichtung zur Musik auf – und dann geht es los. Denise greift zum Mikrofon, nennt den Titel des folgenden Liedes und zählt „... 5 - 6 - 7 - 8!“ Alle bewegen sich in den festgelegten Schrittfolgen. Denise beobachtet genau, greift hier und da ein, erklärt und korrigiert, wo es nötig ist. Es folgen weitere Lieder, manche langsam, manche in schnellem Tempo. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen hinzu, sie kommen direkt von der Arbeit. Das macht gar nichts. Schnell wechseln sie in bequeme Schuhe, reihen sich ein und tanzen mit. Ihr Motto lautet: „Raus aus den Puschen, und rein in die Boots!“

Ein besonderes Highlight ist die große Line-Dance-Party, die einmal im Monat im Saal des Kulturforums Hellersdorf stattfindet. Dann ist es richtig voll, und Denise braucht ein starkes Mikrofon, um von allen gehört zu werden. Die Stimmung ist super. Hier treffen sich die Tanzbegeisterten nicht nur aus dem Bezirk. Während der Party haben die Gäste sogar Gelegenheit, in Workshops neue Tänze zu erlernen.

Auf der Internetseite: www.linedance-denise.de findet man weitere Informationen zu den Kursen und Workshops.

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