Vorschau: Lange Nacht der Bilder 2013

Hartmut Gering

Es wird ein langes Kulturwochenende, das bis zum Abend des 15. September nicht nur in Lichtenberg und Friedrichshain die Menschen anlocken wird, sondern in diesem Jahr erstmalig auch das multikulturelle Kreuzberg erobert. Nicht nur flächenmäßig, auch sonst sprengt die „Lange Nacht der Bilder“ 2013 alle bisherigen Rekorde: „An 217 Veranstaltungsorten – davon allein 125 in Friedrichhain-Kreuzberg – präsentieren insgesamt etwa 1500 Künstler aus über 40 Ländern ihre Werke. Zwölf Tourenvorschläge – alle in einem 240seitigen Programmheft vorgestellt – werden den Interessenten Bildender Kunst diesmal geboten“, erklärt Dr. Werner Baumgart vom Organisationsteam des Kulturrings.

Die zentrale Auftaktveranstaltung der unter dem Motto „Lebenswelten“ stattfindenden Langen Nacht steigt schon am Freitag, dem 13. September, 19.00 Uhr, an einem neuen Standort für die Bildende Kunst – im ehemaligen, im Stil des Expressionismus errichteten Stadtbad Lichtenberg. Eröffnungsveranstaltungen in den beiden Bezirken folgen am Samstag. In Lichtenberg wird Bezirksbürgermeister Andreas Geisel 17.30 Uhr im Kulturhaus Karlshorst den Startschuss für die Lange Nacht geben und gleichzeitig die Ausstellung LANGELICHTENBERGERBILDER mit Panoramafotografien von Frank Silberbach vorstellen. Um 20.00 Uhr wird dann das Fassadengemälde von Christian Awe mit einem Konzert eingeweiht.

In Friedrichshain-Kreuzberg versammeln sich auf Einladung der „frisch gebackenen“ Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann und des Kulturrings die Eröffnungsgäste am Samstag, 18.00 Uhr, in der Panorama-Lounge der Tanzschule TanzZwiet im Haus Berlin am Strausberger Platz. Dort spielt auch der Jazzpianist Sebastian Komorell zu einem kleinen Konzert auf. „Tanz der Bilder“, so heißt die Ausstellung mit „bewegenden Bildern“ in den zwei Räumen der Lounge. Präsentiert von Helga Schönfeld und Sabine Ammer, können die Besucher nicht nur die Bilder der Künstlerinnen genießen, sondern auch einen herrlichen Rundumblick über die Stadt. Tanzdarbietungen von Bo Lee und der „Goldenen Jugend“ werden im Rahmenprogramm zu jeder vollen Stunde geboten, inklusive einer Videoprojektion von Damla Karatas und Aufführungen weiterer Profitänzer.

Die Touren dieser Langen Nacht der Bilder führen kunstbeflissene Nachtschwärmer nicht nur in die etablierten Galerien, Studios, Werkstätten und Ateliers, sondern auch in Krankenhäuser, Behörden, Einkaufscenter, Kneipen, Cafés oder Kirchen und andere Orte, wo die meisten nicht unbedingt Bildende Kunst vermuten. Einen noch breiter gefächerten Genuss für alle Kunstbegeisterten verspricht das rund 500 Veranstaltungen umfassende kulturelle Rahmenprogramm. Mit Künstlergesprächen, Podiumsdiskussionen, Lesungen, Live-Musik und Performances, Theater und Kunstpartys ist garantiert für jeden Geschmack etwas dabei.

Neues und vielleicht Überraschendes in diesem Jahr: Ein wichtigster Verkehrsknotenpunkt, der Bahnhof Lichtenberg, ist mit einer bemerkenswerten Fotoausstellung dabei. Und dort, wo einstmals die Mauer Friedrichshain und Kreuzberg trennte, darf natürlich auch die East Side Gallery, die längste Mauergalerie der Welt, bei der „Langen Nacht“ nicht fehlen. Eine der größten und sehenswertesten „Locations“ in Friedrichshain-Kreuzberg, der „RAW-Tempel“ auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Reichsbahn nahe des S-Bahnhofs Warschauer Straße (eine Station der Tour VIII), öffnet die Türen zu Ateliers und Werkstätten und bietet Einblick in die große Vielfalt der künstlerischen Produktion vor Ort. Im „Ambulatorium“ gibt es die Theaterperformance „Geld oder Leben“, Teil I – IV, von den Ratten 07.

Wer nicht nur Bildende Kunst, sondern auch gute Rockmusik genießen möchte, ist in der Fotogalerie Friedrichshain des Kulturrings am Helsingforser Platz, eine Station der Tour VII, bestens aufgehoben. Schon zur Vernissage der Ausstellung „Musikerportraits aus den Jahren 2010 bis 2013“ von Lutz Müller-Bohlen am 5. September werden Markus Siebert und Gäste zu einem Konzert aufspielen. Zur „Langen Nacht“ selbst erwartet die Gäste ein „Acoustic Set“ von Dirk Zöllner, Gründungsvater der Band „Die Zöllner“ im Jahre 1988. Und zur Finissage am 4. Oktober erleben die Besucher Uwe Hassbecker, seit 1986 Gitarrist und Geiger in der Rockband Silly.

Von den Tourenvorschlägen in Lichtenberg dürfte auf jeden Fall die Tour VI richtig spannend sein. Sie führt die Besucher in die Herzbergstraße, die sich in den letzten Jahren zu einer neuen Kunstmeile entwickelt hat. 34 Stationen verbindet diese Tour der kurzen Wege miteinander. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich „Künstler-Locations“ aneinander, wie beispielsweise die ehemalige Fahrbereitschaft der SED, die Alte Gießerei gegenüber oder die Kunstfabrik HB55 mit drei Galerieräumen, einem Skulpturengarten und 130 Ateliers und Werkstätten. Am östlichen Ende der Herzbergstraße gelangen die Besucher in das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge, das in einen wunderschönen Park abseits des Großstadttrubels eingebettet ist. Allein hier gibt es, verstreut über das ganze Gelände, neun Ausstellungen. Besonders sehenswert: Eine Fotoausstellung spanischer Künstler – Vernissage am 13. 9. – und eine Performance am 14. 9. in der ehemaligen Pathologie, einem etwas gruseligen Ort. Im Museum Kesselhaus am Rande des Parks werden Installationen von Christine Kühn gezeigt, ab 22 Uhr wird zum Tango-Tanz eingeladen und zur „After Show Party“ bis Sonntagmorgen.

Enthusiasten haben die Möglichkeit am Sonntag noch weitere spannende Orte der Bildenden Kunst in den beiden Bezirken zu entdecken. Eine Reihe von Kunst-Häusern wird auch am Sonntag geöffnet haben, bevor am Abend des 15. die diesjährige „Lange Nacht der Bilder“ ausklingt. Der Hinweis auf das vollständige Programm der Langen Nacht online unter www.kulturring.org/lange-nacht soll an dieser Stelle mit dem Dank der Organisatoren an alle beteiligten Künstlern und Einrichtungen für ihren Enthusiasmus und die angenehme Zusammenarbeit verbunden werden, gefolgt von der Würdigung aller Sponsoren der „Langen Nacht der Bilder“, darunter vor allem der Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE, den Bezirksämtern und Jobcentern beider Bezirke, der Kunstfabrik HB55 und dem evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge. Ohne alle diese Unterstützung ist ein solches Highlight nicht denkbar. Bleibt nur, der „Langen Nacht der Bilder“ für 2014 ein „Fortsetzung folgt!“ zu wünschen.

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