Wege nach Europa?

Armin Hottmann

Der Beirat unserer Fotogalerie Friedrichshain hatte vor über einem Jahr einen guten Riecher mit der Ausstellung „Distant Islands“ („Entfernte Inseln“), die noch bis zum 12. Mai im Willy-Brandt-Haus ausgestellt wird. Dabei findet man in der Beschreibung die „unendliche Geschichte des BREXIT, sie erscheint so unendlich kompliziert“. In dem wirklich nicht mehr endenden Prozess kann man tatsächlich spüren und mit leiden, wie die Realität wenig mit Denkzettelinhalten zu tun hat, die viele Briten zur Abwahl von Europa bewegt hatten. Und dass es einfacher ist, gegen etwas zu sein, als gemeinsam eine konstruktive Lösung zu finden. Man könnte sicherlich zustimmen, dass sich Europa in ein Geflecht von komplexen Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern entwickelt hat, was man oft nicht mehr erfassen kann. Aber Europa ist mehr als das.
Im Moment entwickeln wir Inhalte und Veranstaltungen für den Themenmonat „30 Jahre Mauerfall“, der im Oktober und November stattfinden wird. Hier entdecken wir mit anderen gemeinsam europäische Momente. Im Prozess der Beantragung von EU-Mitteln kamen wir schnell ins Gespräch über die Veränderungen, die durch den Fall der Mauer in Berlin und in ganz Osteuropa passiert sind. Ein möglicher Projektpartner einer Kulturstiftung aus Wroclaw erzählte uns aus der Perspektive, was sich in seiner Umgebung in den letzten 30 Jahre bewegt hat und wie es überhaupt für seine Gruppe möglich war, sich eigenständig zu formieren, im Kulturbereich zu agieren und sich frei in ganz Europa zu bewegen.

Bei meiner Vorstellung als Geschäftsführer beim Kulturring-Vorstand stellte ich vor allem die drei Themen „Bildung“, „Medien“ und „Europa“ als meine möglichen Beiträge für die zukünftige Entwicklung des Kulturrings vor. Seit genau zwanzig Jahren sind wir als Kulturring mit medienpädagogischen Bildungsprojekten mit Partnern aus fast allen europäischen Ländern unterwegs. Wir konnten als Team Förderung für Ideen erhalten, die es so in dieser Weise nicht in Deutschland gab. Wir konnten Partner kennen lernen, die mit uns gemeinsam neue Bildungsinhalte entwickelten, von denen auch wir heute noch immer profitieren. Wir konnten Einblicke in Kulturen und Sprachen erleben, die man nicht ohne weiteres als Tourist erfahren kann. Wir lernten Institutionen und ihre Arbeiten kennen, die uns an vielen Punkten weiterbrachten. Genau dieses Potential wollen wir zukünftig noch stärker in die Arbeit des Kulturrings insgesamt einbringen. Mit dem Thema Mauerfall ist das ein erster Schritt. Es wird sicherlich ein längerer Prozess werden, um Partner zu finden, die in ähnlichen Kultur- und Bildungsstrukturen arbeiten, um Netzwerke aufzubauen und Förderungen neu zu verstehen. Und es bewegt sich in einem Bereich, wo es im Vergleich zur Schulbildung mehr Konkurrenz und weniger Finanzen gibt. Aber ich bin überzeugt davon, dass wir als Kulturring von solchen möglichen Projekten profitieren können.

Jetzt sind wir als vidubiology-Team („Einsatz von Videoproduktion im Biologieunterricht“) auf dem Weg nach Island zu dem nächsten Projekttreffen, wo wir mit der Universität von Island einen Workshop für Lehrer*innen im dortigen Science Center anbieten und gemeinsam die nächsten Schritte für das Projekt besprechen werden. Die pädagogischen Handreichungen für die Lehrer*innen sind inzwischen fast fertig gestellt, und wir werden bis zur Abschlussveranstaltung an der Universität in Kassel im September dieses Jahres die letzten Schritte gut schaffen.

Übrigens – Denkzettel hängen jetzt auch in Berlin, und ich kann alle Leser der Kultur News nur ermutigen, sich engagiert und informiert mit der kommenden Europawahl zu beschäftigen und am 26. Mai das Projekt Europa zu unterstützen.

vidubiology im Internet: www.vidubiology.eu

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