Zu Gast in Europa – Europa zu Gast

Felix Hawran

Alle Jahre wieder geht es in den Monaten September und Oktober für die Medienpädagogen des Kulturring in Berlin in die heißeste Phase des Jahres. Zahlreiche Besprechungen und Treffen mit Kollegen aus den gemeinsamen europäischen Bildungsprojekten sowie Fortbildungen für Lehrer in Berlin sorgen für rege Beschäftigung.

Anfang September stand in diesem Jahr ein internes Treffen des von der Europäischen Kommission geförderten Projektes PopuLLar in Tschechiens zweitgrößter Stadt Brno (Brünn) auf dem Plan. Das PopuLLar-Projekt möchte Schüler dazu animieren, Fremdsprachen selbstständig durch Musik zu erlernen. Dazu wird in den sechs Partnerländern in den kommenden Monaten ein Pilotprojekt an Schulen durchgeführt, in dem Schüler eigenständig ein Musikvideo in einer Fremdsprache produzieren und dieses mit Partnerschulen in Europa austauschen. Der Kulturring wird das Pilotprojekt gemeinsam mit dem Albert-Schweizer-Gymnasium in Neukölln durchführen.

Neben der Projektplanung gab es in Brno auch ein wenig Zeit, um einen Eindruck von den Kultur- und Bildungsangeboten der Stadt zu erhalten. Ein Besuch galt dem imposanten Freizeitzentrum Lužánky, welches seit über 60 Jahren eine Fülle an Aktivitäten für alle Altersgruppen bietet. Das historische Hauptgebäude liegt direkt am ältesten Park der Stadt und ist mit einem Garten, einem Zoo, einem Theater, einer Werkstatt, einem Ballettraum, einer Großküche und vielem mehr ausgestattet und könnte mit dieser Vielfalt ein Vorbild für generationsübergreifende Freizeitzentren in anderen Städten sein.

Nicht fehlen durfte ein Besuch der Villa Tugendhat, eines architektonischen Meisterwerks der Moderne von Ludwig Mies van der Rohe. Die Villa, die Ende der 1920er Jahre für einen Brünner Industriellen gebaut wurde, steht auf der UNESCO-Welterbeliste und wurde nach originalgetreuer Restaurierung erst 2012 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Spätestens als während der Führung die gigantischen Fenster im Wohnzimmer auf Knopfdruck von oben nach unten gefahren werden und man quasi „Open Air“ vom lichtdurchfluteten Wohnzimmer in den wunderschönen Park blickt, bleibt dem einen oder anderen die Spucke weg.

Im Oktober dann sagt das Kulturring-Bildungswerk wieder Willkommen zu Lehrern aus fünf verschiedenen Ländern Europas – Kroatien, Griechenland, Portugal, Spanien und Mazedonien. In den Räumlichkeiten des Kulturbundes Treptow bietet es zweimal pro Jahr eine COMENIUS-Lehrerfortbildung an, die dieses Mal unter dem Titel „Videoproduktion und Web 2.0 – Neue Medien zur Unterstützung des lebenslangen Lernens“ stattfindet. Die europäischen Lehrer werden darauf vorbereitet, Videoproduktionen in ihren Unterrichtsalltag zu integrieren. Ziel ist es, das Reflexionsvermögen und Selbstbewusstsein der Schüler durch eigenständiges Arbeiten und kritische Diskussionen zu stärken. Höhepunkte des Workshops sind die Produktion einer Nachrichtensendung an der Gedenkstätte Berliner Mauer sowie ein Animationsworkshop in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek am Potsdamer Platz. Neben dem eigentlichen Kursprogramm steht immer auch der Austausch unter den Lehrern aus verschiedenen Ländern im Vordergrund, der dabei hilft, ein „europäisches Bewusstsein“ zu schaffen, sei es beim gemeinsamen Essen, in der Schilderung des Schulalltags oder in Diskussionen zu Problemen in einzelnen Ländern.

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