Vessela Posner
Unter den Standorten für attraktive kulturelle Angebote des Netzwerkes „Kulturring in Berlin“ haben die Galerien „Studio Bildende Kunst“ und „OstArt“ in Lichtenberg einen geachteten Platz. Auch für dieses Jahr hat die Kuratorin Lena Belenkaya ein interessantes und vielversprechendes Ausstellungsprogramm vorbereitet.Architektur, Wasser und der menschliche Körper – dies ist der große thematische Bogen der aus Bulgarien stammenden, in Brüssel ausgebildeten und seit vielen Jahren in Berlin lebenden Künstlerin Vessela Posner. Dabei versucht sie, jeweils in die existenziellen Tiefenstrukturen der Sujets einzudringen und sie zu dekodieren. Ihre Ausstellung in der Galerie „OstArt“ ist dem dritten dieser Komplexe gewidmet, dem menschlichen Körper, dem ihr wohl wichtigsten Thema. Die Bilder versprechen interessante „Körpergeschichten“ und Anregungen zu Selbstreflexion über die ureigene, körperliche Dimension des menschlichen Individuums. Ob Akt oder Portrait, Ganzkörper oder Körperteil, fokussiert oder in bewusster Beziehung zum Bildraum, stets erheben die oft in zarten Pastelltönen gehaltenen Bilder den Anspruch, ein Geheimnis zu verbergen, eine Lebensgeschichte erzählen zu wollen, die auf die Enthüllung durch den phantasiegeladenen Betrachter wartet.
Trotz eines hohen Grades an verfremdender, fragmentierender Abstraktion verbleiben die großformatigen Ölbilder Vessela Posners bei allem Reduktionismus dem Figürlichen und somit im künstlerischen Gravitationsfeld der klassischen Moderne verhaftet. Das dezente Spiel mit Licht und Farbe erinnert hier unwillkürlich an den französischen Impressionisten Claude Monet. Dabei erzeugen die Bilder mehr als nur Stimmungen – eben „Impressionen“: Hinter dem atmosphärisch Angedeuteten, den bewusst verschwimmenden Konturen, dem Nebel- und Schleierhaften verbergen sich epische Dimensionen. Der Betrachter ist eingeladen, sich nicht mit einer passiv-kontemplativen Rezeption erzeugter vager Stimmungen zufriedenzugeben, sondern sich hinter den verschwimmenden Sujets durchaus der Suggestion möglicher Geschichten, Bewegungen usw. hinzugeben. Das impressionistische Element erfährt nun seine Ergänzung durch das gleichsam „expressionistische“: Die Stilmittel, die Facettierung des Sujets und die Fragmentierung des Raumes lassen an Lyonel Feininger denken. Beim längeren Betrachten scheint das Dargestellte zunehmend etwas Textuell-Zeichenhaftes zu enthüllen, ohne jedoch in platte Symbolik abzurutschen.
Norbert Salzwedel
Die Vergänglichkeit alles Irdischen scheint ein Sujet zu sein, das den Grafiker Norbert Salzwedel nicht loslässt. Das als nutzlos Weggeworfene, Überflüssige, menschliche und tierische Überreste, Knochen und Muscheln – all dies sind Zeugnisse der natürlichen Vergänglichkeit, des unbarmherzigen, notwendigen Weges alles Irdischen. Der Blick auf das Relikt als eherne Konstante der Existenz ist ein demonstrativer Blick zurück in die tiefen Abgründe des Vergangenen und zugleich ein Verweis auf die Grenzen unseres Daseins.Die Ausstellung „Exlibris und andere Stiche“ im Studio Bildende Kunst präsentiert wohl erstmals zusammenhängend das Schaffen Norbert Salzwedels. Bisher waren seine Arbeiten zumeist in Gruppenausstellungen wie der Printbienale Cluj, Spain (2005), der „6th British International Miniature Print Exhibition“, der XX Biennale Exlibris, Malbork (2005), der „Lietuvos Kariuomene Ekslibise“ Vilnius und der International Ex Libris competition in Turin (2006) zu sehen. Zur Druckgrafik fand der 1950 geborene und bis 1993 an der Berliner HdK studierende Künstler erst in den 1990er Jahren. Seitdem steht Exlibris im Zentrum seines Schaffens. Seit etwa 2000 arbeitet er zumeist in der Kupferstichtechnik, daneben entstanden aber auch andere Kleingrafiken als Kaltnadelradierungen oder Kombinationen aus Stichen und Ätzungen auf Kupfer-, Titanzink-, Plexiglas- und anderen Platten. Die Grafiken sind in Schwarz oder Rot auf weißem Papier oder als weiße Linien auf schwarzem Papier gedruckt.
Der Grafik-Kunst, besonders der Kupferstich, so Norbert Salzwedel, seien die strengsten abstrakten Elemente zu eigen – die Linie und der Punkt. Aber damit ließen sich gleichermaßen höchste Illusion als auch nüchterner Realitätsbezug artikulieren. Die ausgestellten Arbeiten Salzwedels sind dafür überzeugende Beweise.
Die Ausstellung „Exlibris und andere Stiche“ ist im Studio Bildende Kunst vom 2. bis 29. März zu sehen. Vernissage ist am 1. März, 19 Uhr, die Laudatio hält Erhard Beitz.