Schönheit und Vergänglichkeit

Hartmut Gering

War das Wetter alles andere als einladend an diesem stürmischen Donnerstagabend, so war es das Studio Bildende Kunst umso mehr: Ein reichhaltiges Buffet im Vorraum, Gläser mit Wein, Sekt und Wasser in der Bar, und natürlich die Bilder in allen Räumen. Der Kulturring lud am 12. Januar ein zur Vernissage einer Ausstellung des Grafikdesigners Jörg Olberg mit dem spannenden Thema „Schönheit und Vergänglichkeit“, dem ersten Veranstaltungshöhepunkt des neuen Jahres im Studio.

Eine „Laudatio“ des zeitgenössischen Hornisten und Komponisten Bernhard Krol, vorgetragen von Andreas Böhlke, Mitglied des Konzerthausorchesters und langjähriger Freund Olbergs, leitete den Abend musikalisch ein. Nachdem die Kunsthistorikerin Elena Belenkaya die zahlreich erschienenen Gäste begrüßt hatte, stellte Siegfried Lewerenz, Mitglied des Kulturring-Vorstandes, den Verein kurz vor. In seiner Laudatio würdigte der Maler und Grafiker Michael Hegewald, seit über 35 Jahren Bekannter, Freund und künstlerischer Mitstreiter Olbergs, dessen erfolgreiches Leben als Grafikdesigner, der auch als Illustrator und Autor von Kinderbüchern seine Ideen umsetzte, ohne seine druckgrafische und zeichnerische Leidenschaft zu vernachlässigen. Diese spiegelte sich sogar in wissenschaftlichen Publikationen wider, vor allem aus dem medizinisch-pharmazeutischen Bereich in Gestalt anschaulicher wissenschaftlicher und anatomischer Zeichnungen, Statistiken und Diagramme. Hegewalds beste Wünsche an Publikum und Künstler leiteten vom offiziellen zum gemütlichen Teil des Abends über. „Bewaffnet“ mit Schnittchen und Wein, genossen die Besucher nun Olbergs Druckgrafiken und Zeichnungen. Eine alte Wassermühle gab es da zu sehen, alte Häuser mit bröckelndem Putz – besonders hervorzuheben die Radierung „Agonie“. Sie zeigt ein Haus im fortgeschrittenen Verfallsstadium, unverkennbar ein Attribut der Vergänglichkeit. Schönheit auf den ersten Blick dokumentieren Berliner Veduten wie zum Beispiel die Humboldt-Universität, das Zeughaus oder der Französische Dom. Im Eckraum lassen filigran radierte oder gezeichnete stilllebenartige „Walnüsse“, „Kastanien“, „Mistkäfer und Nashornkäfer“ und vielerlei mehr Pflanzen und Getier erkennen, dass Olberg auch intensive Naturstudien betreibt. Eine besonders schöne Blume „Schon etwas verwelkt“ dürfte exemplarisch für das Thema der Ausstellung stehen. Die Wände des Salons im Obergeschoss zieren farbradierte Badezimmerdamen.

Ein kurzes musikalisches Intermezzo gab es schließlich auch noch – der Hornist Andreas Böhlke improvisierte auf einem mindestens drei Meter langen Alphorn. Was hat Jörg Olberg zu seinen Werken, beispielsweise seinen zarten Pflanzenstudien, inspiriert? „Unter anderem die Kupferstiche und Radierungen Albrecht Dürers, die mit Strichen und Linien toll und spannend strukturierten Oberflächen in vielen seiner Werke. Auch sein Aquarell ‚Feldhase’ hat mich in der Hinsicht fasziniert“, meint Olberg. Wer diese wunderbare Ausstellung noch nicht gesehen hat: Noch bis zum 23. Februar besteht die Gelegenheit dazu.

Archiv