Impressionistinnen

Rotraut Simons

Wird nach Malern des Impressionismus gefragt, fallen Namen wie Manet, Monet, Renoir, Degas. Dass zu dieser Gruppe auch mehrere Frauen gehörten, ist weit weniger bekannt. Den Zeitgenossen dieser Malerinnen war das durchaus bewusst, aber spätere Kunsthistoriker neigten dazu, sie zu „vergessen“.

Künstlerinnen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts standen vor größeren Schwierigkeiten als ihre männlichen Kollegen. Kunsthochschulen und auch die meisten privaten Malkurse nahmen keine Studentinnen an. Hinzu kamen die Beschränkungen, die ihnen die Konventionen der Zeit auferlegten: eine junge Frau aus gutem Hause sollte sich nie allein in der Öffentlichkeit zeigen. So war es für sie z. B. undenkbar,  Skizzen auf den Boulevards zu machen, Tanzlokale oder Künstlercafés zu besuchen. Das grenzte auch die Wahl ihrer Motive ein: wir finden Porträts von Frauen und Kindern in häuslicher Umgebung, in Gärten und Parks. Die wenigen männlichen Bildnisse stellen fast ausschließlich nahe Verwandte dar. Dazu kommen Landschaften, die meist während sommerlicher Erholungsaufenthalte entstanden, und Stillleben.

Vor diesem Hintergrund hat sich der Kulturring im Rahmen seiner Reihe „Galeriefrühstück" im Studio Bildende Kunst in Lichtenberg vorgenommen, sich näher mit Impressionistinnen in ihrer Zeit zu befassen. Besonderes Augenmerk soll dabei bei der Veranstaltung am 24. April auf die folgenden vier Vertreterinnen gelegt werden:

Berthe Morisot (1841-1895) war die jüngste von drei Töchtern einer großbürgerlichen Familie, die den in ihren Kreisen üblichen Zeichen- und Malunterricht erhielten. Berthe und ihre Schwester Edma zeigten dabei so großes Talent, dass ihre Eltern ihnen Privatunterricht bei bekannten Malern ermöglichten. Berthe nahm Kontakt zu Edouard Manet auf, der sie mehrfach porträtierte. Edgar Degas, mit dem Berthe Morisot ebenfalls befreundet war, lud sie ein,  an der ersten Ausstellung der später „Impressionisten“ getauften unabhängigen Künstlergruppe teilzunehmen. Berthe Morisot war auf sieben dieser acht Ausstellungen vertreten.

Mary Cassatt (1844-1926) war Amerikanerin, lebte und arbeitete aber fast ausschließlich in Frankreich. Anders als ihre französischen Kolleginnen hatte sie in Philadelphia an der Kunstakademie studieren können, wo bereits Frauen zugelassen waren, wenn auch nicht für alle Fächer. 1865 siedelte sie nach Paris über, wo sie zusätzlichen Unterricht nahm und in Museen Alte Meister kopierte. Neben Gemälden schuf sie, angeregt von der japanischen Kunst, auch beeindruckende farbige Grafiken.

Marie Braquemond (1840-1916) nahm an den Impressionisten-Ausstellungen  von 1879, 1880 und 1886 mit Zeichnungen und Gemälden teil. Ihr Ehemann, der Grafiker Felix Braquemond, war nicht einverstanden mit ihrer impressionistisch geprägten Malweise, die die Farbe gegenüber der Linie bevorzugte. Ihm zuliebe stellte sie ab 1890 nicht mehr öffentlich aus und malte nur noch sporadisch.

Eva Gonzalès (1847-1883) war die einzige Person, die Edouard Manet offiziell als Schülerin annahm. Manet war zwar der Gruppe der Impressionisten freundschaftlich verbunden und teilte ihre künstlerischen Ziele, stellte aber nie gemeinsam mit ihnen aus.

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