Russisches Leben im Bezirk

Lutz Wunder

Vor Jahren berichtete ich in unserer Publikation unter dem Titel „Currywurst und Pelmeni“ über das erste Deutsch-Russische Fest auf der Trabrennbahn in Karlshorst. Das war 2007. Der Slogan war wie das Fest: etwas exotisch, mit wenig Perspektive bewertet, aber durchaus irgendwie überfällig. Zumindest Currywurst steht für schnelles Essen am Kiosk – über das schnelle – und oftmals damit auch schnell vergängliche – ist das Deutsch-Russische Fest in seinem vierten Jahr allerdings wirklich hinaus. Es ist schon eine Tradition geworden, und traditionell ist natürlich auch die Teilnahme des Kulturrings mit seinen Projekten und Aktivitäten im Integrationsbereich. Was konnte der Verein im vierten Jahr mit vereinten Kräften bieten und damit ein wichtiger Kooperationspartner des Veranstalters bleiben? Natürlich waren die künstlerischen Ensembles dabei, das Kindertanzensemble „Regenbogenperlen“, das Ensemble „Theater und Tanz“, dazu der Kulturring-Mitgliedsverein „Dankezu Club e.V. / Club Danzu“ mit seiner Karateshow und Mädchentanzgruppe. Auch das Chorensemble „Baikal“ vertrat den Kulturring im Bühnenprogramm mit einem großartigen Konzert. Am Sonntag waren dann die beiden Jugendlichen zu hören, die unter dem Namen CNRC deutsch-russischen HipHop aus Marzahn vorstellten. Interessant war auch, dass in einem Literaturzelt literarische Arbeiten zum Werk und Wirken von Anton Tschechow vorgestellt wurden. Der bekannte Journalist und Autor Alexander Reiser hatte dazu im Gespräch auch Ensembleleiterin Natalija Sudnikovoc, die im Berliner Tschechow-Theater schon Einakter von Tschechow inszenierte.

Neben dem Bühnenprogramm informierten zwei Marktstände über die Arbeit des Kulturrings, an denen Elena Rempel als langjähriger Kooperationspartner des Vereins und in Vertretung der Künstlergruppe KLIN ihre künstlerischen Arbeiten präsentierte und die Interessengemeinschaft Geschichtsfreunde Karlshorst ihre publizistischen Arbeiten zur Geschichte des Ortsteils Karlshorst vorstellte. Natürlich wurden auch die Angebote des Kulturrings dort breit beworben.

In Vorbereitung des Festes vom 11. bis 13. Juni hatte das Bezirksamt zu einer „Medientour“ durch Lichtenberg eingeladen. Erfreulicherweise hatten über 10 Journalisten teilgenommen, um das Russische Leben Im Bezirk, so die offizielle Thematik, kennenzulernen. Auch bei dieser Medientour fiel der Kulturring positiv auf, denn ein Projekt zur Pflege des russischsprachigen Literaturbestandes in den Lichtenberger kommunalen Bibliotheken wird personell vom Kulturring betreut und unterstützt somit das spezielle kommunale Interesse an der weiteren Integration dieser Bevölkerungsgruppe. Russisches Leben ist im Bezirk Lichtenberg vielfältig zu spüren, ob im russischen Supermarkt „Stolitschniy“ am S-Bahnhof Landsberger Allee, in der russisch-orthodoxen Kirche in Karlshorst oder im Deutsch-Russischen (Kapitalutions-)Museum in Karlshorst. Die Geschichte und die Kultur beider Länder ist durch die Jahrhunderte enger miteinander verbunden als gemeinhin angenommen wird. Und dies macht neugierig auf zukünftige Projekte und Feste.

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