Christa Biere – ein Kölner Mitglied

Astrid Lehmann

Kurz vor dem Kunstkreuz, an dem Christa Biere von Beginn an jedes Jahr teilnahm, treffen wir uns. Ich wollte etwas über die bildende Künstlerin schreiben, die nicht nur selbst beim Kunstkreuz ausstellt, sondern seit Jahren wichtige Partnerin des Kulturrings bei der Organisation des Events und der Auswahl und Betreuung der Künstler ist. Der Termin verschiebt sich, weil Frau Biere für ein Theaterstück das Bühnenbild gestaltet hat und die Premiere ansteht. Theater? Ich sehe mir die Vita der Künstlerin genauer an und stelle fest, dass neben Malerei, Bildhauerei, Bühnenbild, Theater und Maske oder der Erstellung von Videoarbeiten auch die Schriftstellerei mit Gedichten, Prosa oder Theaterstücken für Kinder zu den Gebieten ihres künstlerischen Schaffens gehört. Als Christa Biere kommt, ist das Wetter schön, wir unterhalten uns übers Reisen, über etwaige sprachliche Probleme im Ausland, über Kontakte und Reisebekanntschaften. Darüber, dass es Christa Biere verwunderte, dass sie in der Zeit vor 1989 als „westliche“ Reisende erkannt wurde. Sie sagt, dass sie gerne damals Kontakt mit Menschen aus der DDR gehabt hätte. Da gab es aber eine große Zurückhaltung. Eigentlich Kölnerin, ist Christa Biere mittlerweile auch in Berlin „zu Hause“. Hierher kam sie, als ihr Mann beim „Aufbau Ost“ eine Aufgabe übernahm. Die Familie zog nach Pankow in den Amalienpark, und Christa Biere hatte schnell engen Kontakt zu den Menschen im Kiez und zu ansässigen Künstlern. Ich frage noch einmal zur beruflichen Entwicklung nach und erfahre, dass sie schon frühzeitig die künstlerische Richtung verfolgte, sie besuchte eine Werkschule als Schülerin. Es folgten ganz bodenständige Ausbildungen als Handelskauffrau und später als Visagistin. Als Meisterschülerin schloss sie bei Norbert Munnes in Köln das Studium der Malerei ab, absolvierte eine Ausbildung in Bildhauerei, Bühnenbild und Bronzeguss bei Erich Sauer, Frankenthal. Sie arbeitet regelmäßig in Gießereien und präsentierte ihre Kunst verschiedener Genres in unzähligen Ausstellungen. Der Weg nach den Studien war im wahrsten Sinne des Wortes ein abwechslungsreicher: zwei Jahre Schweden, Arbeit für eine französische, später schweizer Firma in ganz Deutschland und den Benelux-Ländern. In Berlin angekommen, gründete Christa Biere in kurzer Zeit zwei Galerien, bot Kurse und Workshops an und veranstaltete Talkrunden in ihrer Galerie zum Thema Kunst und Kommerz. Nach dem Umzug von Pankow in ein Hochhaus an der Leipziger Straße, wo sie 8 Jahre wohnte und Berlin ihr zu Füßen lag, hat Christa Biere ihren Lebensmittelpunkt wieder nach Köln verlagert, mit einem Bein in Berlin in einem Atelier im Kunstzentrum Tegel-Süd. Und natürlich ist sie dem Kunstkreuz treu geblieben und damit auch dem Kulturring. Da war es auch nur folgerichtig, dass sie vor einem Jahr Mitglied im Verein wurde. Dank für ihr Engagement nimmt Christa Biere gerne aber auch mit Verwunderung entgegen. Sie meint, engagierte Künstler setzen sich grundsätzlich für die Kunst ein. Das ist von Köln aus nicht so einfach.

So hing die Teilnahme am Kunstkreuz im letzten Jahr am seidenen Faden, da die Aufwendungen für Transport und zeitweise Übernachtung in Berlin ziemlich hoch waren. Doch schließlich klappte es. Es war viel persönliches, auch finanzielles Engagement dabei, von Christa Biere und von Kulturring-Mitgliedern. Das schweißt im wahrsten Sinne des Wortes zusammen. Zwischendurch muss ich immer wieder daran erinnern, dass es mir um ein Porträt der Christa Biere geht und nicht um das Kunstkreuz. Das und seine Zukunft liegt ihr nämlich am Herzen und besonders, dass nicht langsam die Luft rausgeht. Es sollte in seinen Zielen neu definiert werden, der veränderten Teilnehmerstruktur und dem eigenen Anspruch müsste mehr entsprochen werden .... Immer wieder sprudeln Ideen, auch mit kritischen Hinweisen wird nicht gespart. Aber zur Zeit beschäftigen Christa Biere noch sehr viele Projekte, vom Theater über Literatur bis zur Malerei. Eine neue Installation ist in Arbeit, in der wieder „Video“ eine große Rolle spielt.

Ich frage, wie kann man alles schaffen und unter einen Hut bringen? Übernimmt sich die Künstlerin nicht? Ganz im Gegenteil, erklärt mir Christa Biere. Wenn sie eine Zeitlang mit einem Projekt beschäftigt ist, dann kommt nach der Anspannung die Ermüdung, dann schöpft sie aus einer anderen Arbeit wieder Kraft. Und ohne ihre künstlerischen Projekte könnte sie ohnehin nicht leben. Da braucht man überhaupt nicht danach zu fragen, ob sie irgendwann einmal an den Ruhestand denkt. Welch Glück auch für den Kulturring.

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