Die Runden Tische – 20 Jahre danach

Uwe Rittner

Zum Auftakt der diesjährigen Schönhauser Lesungen haben sich die Veranstalter, die Bundesakademie für Sicherheitspolitik, der Kulturring in Berlin e.V. und der Verein für Pankow e.V. etwas Besonderes einfallen lassen. Die „1. Schönhauser Lesung 2010“ fand am 8. April im Historischen Saal der Akademie statt. Es hatte schon etwas, an historischer Stelle, an dem Tisch zu sitzen, an dem vor 20 Jahren der „Zentrale Runde Tisch der DDR“ diskutierte, stritt, sich einigte und Beschlüsse fasste. Vielleicht hat ja auf dem Platz des Autors vor 20 Jahren Markus Meckel gesessen und sich zu Wort gemeldet, indem er auf das Knöpfchen am Mikrofon drückte.

Die historische Bewertung der Arbeit an den Runden Tischen von 1989/1990 indes ist durchaus kontrovers. Nach 20 Jahren ist Vieles, was - ausgehend von den Entwicklungen in Polen - auch auf den unterschiedlichsten politischen Ebenen der DDR beraten und beschlossen wurde, in Vergessenheit geraten. Über ihre Arbeit, ihre Erlebnisse und darüber, was die Runden Tische in Berlin hinterlassen haben, berichteten Ruth Misselwitz (Pfarrerin, Moderatorin des Runden Tisches Berlin-Pankow), Dr. Kazimierz Wóycicki (ehemaliger Pressesprecher des Runden Tisches in Polen), Markus Meckel (Initiator der SPD-Neugründung in der DDR, Teilnehmer am Zentralen Runden Tisch, Nach-Wende-Außenminister der DDR, von 1989-2009 MdB), sowie die Lokalpolitiker Alex Lubawinski (Pankow), Gert Schilling (Weißensee) und Siegfried Zoels (Prenzlauer Berg). Die Wortbeiträge der Zeitzeugen waren so interessant, dass leider viel zu wenig Zeit für Diskussionen blieb. Doch die nahm man sich im Anschluss bei einem kleinen Imbiss. Hier wurde hautnah mit Markus Meckel, Alex Lubawinski, Kazimierz Wóycicki und den anderen Podiumsteilnehmern heiß diskutiert.

Die Veranstaltung hat noch einmal eindrucksvoll gezeigt, welche Initialzündung der Runde Tisch in Polen für die Runden Tische in der ehemaligen DDR und insbesondere für die Bildung des Zentralen Runden Tisch in Berlin hatte. Ins Gedächtnis wurden aber auch noch mal die Runden Tische in Weißensee, Prenzlauer Berg und in Pankow gerufen. Eindruckvoll berichteten die Teilnehmer, wie u. a. in Weißensee die Waffenkammer der Staatssicherheit geöffnet und unter Mithilfe des damaligen Wehrkreiskommandos beschlagnahmt wurde. Viele Anekdoten machten deutlich, wie mitunter die Arbeit damals durchaus auch gefährlich war.

Ein kleine Ausstellung dokumentierte noch einmal das Wirken der Runden Tische. Maßgeblichen Anteil daran hatte auch der Kulturring in Berlin e. V. Im Rahmen einer Projektarbeit wurde der Runde Tisch Berlin-Weißensee von Heiko Hübner unter Federführung des Kulturrings aufgearbeitet.

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