Heut’ geh ich ins Maxim...

Robert Lange / Uwe Rittner:

Das Gebäude in der Charlottenburger Str. 117 ist stolze 80 Jahre alt - ein offenes Haus, in dem sich auch der Kulturring in Berlin e. V. wohl fühlt. Der lange Zeitraum mit seiner wech-selhaften Geschichte von der Weimarer Republik über den Nationalsozialismus, die DDR bis hin zur Bundesrepublik hat dem Gebäude ein nachhaltiges Gepräge verliehen. 1927 wurde es errichtet, eine Holzbaracke mit Massivboden und Satteldach, 50,60 m lang und 12,40 m breit. Zweck des Baus war die provisorische Unterbringung einer Berufs- und Handelsschule, da die Finanzlage keinen Massivbau erlaubte. Später wurde kein Neubau mehr erwogen, und so steht das Provisorium, relativ unverändert, seit mehr als 80 Jahren. Nennenswerte Umbauten, respektive Erweiterungen, gab es 1958 mit dem Anbau des Sanitärtraktes (1978 komplett erneuert) sowie dem Anschluss an das Heizhaus des Nachbargrundstückes im Jahre 1978, welcher die Ofenheizung ablöste. 1991, zwei Jahre nach Stilllegung des Heizhauses und nach zwei Wintern ohne Heizung, wurde eine Gastherme installiert. Pläne zur Rekonstruktion hat es häufig gegeben, realisiert wurde keiner. Es wurde zu allen Zeiten renoviert und kleinteilig umgebaut, die Grundstruktur der Raumaufteilung blieb jedoch weitgehend unverändert.

Bei der Nutzung des Hauses gab es ein verbindendes Glied, das sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte zieht: die Arbeit mit Jugendlichen. Neben der Nutzung als Be-rufsschule waren zwischen 1933 und 1945 nationalsozialistische Jugendorganisationen in den Räumen aktiv. Das Haus überstand den Krieg schadlos und wurde im Sommer 1945 durch die Sowjetische Militäradministration dem Antifaschistischen Jugendausschuss von Berlin-Weißensee zur Verfügung gestellt. Dieser nutzte die Räume als Büro und als Jugendklubheim. Letzteres bekam 1950 seinen ersten hauptamtlichen Leiter, der mit seiner Familie den hinteren Teil des Hauses bewohnte. Ebenfalls in diese Zeit fällt die Namensgebung: Jugendklubheim „Maxim Gorki“. Die exakte Bezeichnung in späteren Jahren war: Jugendklub der FDJ „Maxim Gorki“.

Ab 1955 wurden die Jugendklubheime den Abteilungen Kultur der Räte der Stadtbezirke zugeordnet. Die Aktivitäten in der Zeit von 1945 bis 1989 umfassten politische, kulturelle, gesellige und sportliche Veranstaltungen, Zirkeltätigkeit, Gruppenarbeit und musikorientierte Angebote. Einige Beispiele sind: Diskotheken, Kabarett, Kunstausstellungen, ein militärpolitisches Kabinett, Wohngebietsfeste, eine Amateurfunkergruppe der GST, man konnte den DRK- und den Mopedführerschein erwerben, wöchentlich fand eine Sprechstunde der staatlichen Versicherung der DDR statt, Lesungen, Liedermacherkonzerte, Männerballett, Kinderpantomime, Amateurtheater, Kinowerkstatt.

1989 kam der Klub in die Schlagzeilen, als am 18. September die Sektion Rockmusik des Komitees für Unterhaltungskunst der DDR ihre Resolution im Hause verfasste, die von ca. 3000 Künstlern unterzeichnet wurde und ein breites Echo fand. Auch nach 1989 blieb der Jugendklub bestehen, und zuständig wurde die Abteilung Jugend des Bezirksamtes Weißen-see von Berlin. Die Änderung des Namens in Jugendklub MAXIM trug der Tatsache Rech-nung, dass das Haus von Weißenseer Bürgern und Jugendlichen ganz selbstverständlich so genannt wurde. Die Angebote wandelten sich, aber ihre Vielfalt blieb erhalten. Es finden jun-ge Menschen im Alter von 6 bis 27 Jahren in den 600 qm des Hauses und auf den 4000 qm der Außenfläche - neben der offenen Kinder- und Jugendarbeit - zahlreiche Angebote vom Kinderfest über Live-Konzerte bis hin zu internationalen Workcamps vor.

2007 im Sommer begann beim Kulturring das Projekt „Kunst- und Kulturnetzwerk Pankow“, die Mitarbeiter waren auf der Suche nach einem geeigneten Objekt für die Durchführung eines Kinderkunsttages. Schnell wurde das Maxim gefunden. Argumente, Vorstellungen, Meinungen wurden mit den Verantwortlichen des Maxim diskutiert, und es entwickelte sich eine fruchtbare Zusammenarbeit. Im Januar 2008 war es dann endlich soweit. Die erste gemeinsame Veranstaltung, der Kinderkunsttag, ging erfolgreich über die Bühne.

Es folgte das Sommerfest 2009, der Kinderkunsttag 2010, und für das Sommerfest in diesem Jahr laufen bereits die Vorbereitungen auf Hochtouren. Eine Zusammenarbeit, die auch mit ihren Aufgaben gewachsen ist und die heute keiner der beiden Partner mehr missen möchte. Robert Lange, Urgestein des Maxim. leitet seine Geschicke mit Unterbrechung seit 1988 und wird dabei seit 2005 tatkräftig von Evelin Reichelt unterstützt. Sie wünschen sich auch in den kommenden Jahren viele gemeinsame Projekte, regelmäßige Treffen, auf denen dann vielleicht auch die eine oder andere neue Idee geboren wird.

Übrigens, der Kinderkunsttag 2010 im Januar war trotz eisiger Kälte ein voller Erfolg. Eddie und Kwame von der Kulturring-Band Black Gravitiy begeisterten mit ihrer Musik Groß und Klein, die kleinen Flamenco-Tänzer waren ein echter Hingucker. Specksteinarbeiten, Drucken, Malen, Basteln und vieles mehr ließen den 24. Januar für Besucher und Aktive wie im Fluge vergehen.

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