Normalität oder Ausnahme – Frauen in Handwerk und Technik

Astrid Lehmann

Im Laufe der vergangenen Jahre fanden aus den verschiedensten Anlässen Gespräche mit Frauenbeauftragten, Vertretern der Wirtschaftsberatungen in den Bezirken oder Lehrern statt, die sich um das Thema „Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen in handwerklichen und technischen Berufen“ drehten. Mit handwerklichen Berufen ist dabei natürlich nicht die Frisörin, die Schmuckgestalterin oder Optikerin gemeint, es geht um die große Zahl von Berufen, die oftmals als typisch männliche Berufe angesehen werden. Bei allem Fortschritt auf dem Gebiet der Gleichberechtigung kann von Gleichbehandlung der Frau auf verschiedenen gesellschaftlichen Gebieten oft noch keine Rede sein.

Ist Gleichbehandlung immer und überall sinnvoll und machbar? Frauen bleiben Frauen, sie werden auch in Zukunft die Kinder bekommen und auch oft den aufwändigeren Part in der Erziehung haben. Frauen unterscheiden sich physiologisch und psychologisch von Männern, und das ist sicher auch gut so. Wo werden aber durch dieses Anderssein objektive Grenzen für die Ausübung bestimmter Berufe und Beschäftigungen gesetzt, und wo sind es überlieferte oder gar vorgeschobene Gründe?

Diesen Fragen widmen sich zwei Projekte des Kulturrings. In Spandau werden die Möglichkeiten von Frauen in technischen Berufen näher betrachtet, in Friedrichshain-Kreuzberg heißt das Thema „Frauen in Handwerk und Technik“. In beiden Projekten werden im Bezirk ansässige Unternehmen befragt, ob sie Beschäftigungsmöglichkeiten für Frauen haben. Es sollen Gründe festgestellt werden, die aus ihrer Sicht gegen eine Beschäftigung von Frauen sprächen, und im Ergebnis der Arbeit entsteht zusätzlich ein Überblick für Schülerinnen, für welche handwerklichen oder technischen Berufe Ausbildungsplätze vorhanden sind.

Einige Ergebnisse meint man schon von vornherein zu kennen. Ein kleiner Handwerksbetrieb, der mit wenigen Mitarbeitern – bisher Männern – auskommt, müsste für eine Frau extra Einrichtungen vorhalten, das kostet Geld, das in der Regel knapp ist. Das wurde uns auch oft so gesagt. Oder es herrscht die Auffassung, es seien typische Männerberufe: Da passt eine Frau in das „raue Klima“ nicht rein. Das stimmt aber so nicht oder nicht mehr. So werden z.B. in Bauberufen auch Frauen eingestellt, die eben gut für ein sachliches oder freundliches Klima sind, die oft auch über besondere Stärken auf dem Gebiet der Kommunikation oder Argumentation verfügen. Auch die Kreativität und Fantasie, mit der Frauen an die Lösung von Problemen herangehen, ist durchaus bei Einstellungen ein wichtiges Argument.

Neben diesen Informationen und Beurteilungen der Entwicklung geht es dem Kulturring mit den Projekten vor allem darum, praktische Unterstützung für Mädchen und junge Frauen zu geben. Ein erstes und wichtiges Ergebnis der bisherigen Arbeiten in Friedrichshain-Kreuzberg ist eine Sammlung von Handwerksbetrieben und Unternehmen, die handwerkliche oder technische Berufe für Frauen anbieten und auch ausbilden. Diese Aufstellung, eine Auflistung der betreffenden Berufe mit einer kurzen Information zu den Voraussetzungen, die für die Ausbildung erforderlich sind, werden auf einer CD alphabetisch aufgelistet und sollen Schulen zur Verfügung gestellt werden. In Spandau ist eine Broschüre in Vorbereitung, die Informationen zu technischen Ausbildungsberufen für Frauen in größeren, im Bezirk ansässigen Unternehmen darstellt. In beiden Fällen wird in einem Serviceteil dargestellt, welche Wege und Möglichkeiten denjenigen offen stehen, die aus verschiedenen Gründen nicht im ersten Anlauf eine Lehrstelle erhalten.

Die Ergebnisse der Arbeiten sollen Mut machen, auch mal etwas ganz anderes als einen „typischen“ Frauenberuf ins Auge zu fassen. Beispiele, wie eine durch Frauen geführte Autowerkstatt, Tischlerei, Glaserei u.ä. gibt es immerhin schon.

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