Menschen haben mich immer schon interessier

Steffen Adam

Menschen sind das zentrale Thema der Arbeit von Elisabeth Akdogan, die als Tochter einer türkischen Gastarbeiterfamilie aus dem Ruhrgebiet stammt, Sozialwissenschaften studierte, in Wuppertal ein multikulturelles Café betrieb, bis es sie kurz nach der Jahrtausendwende in die Metropole an der Spree zog. Hier in Kreuzberg steht die Hobrechtsche Bezeichnung SO 36 für die Klientel, für die Elisabeth Akdogan einerseits wirken will, aus der sie andererseits den Stoff ihres Wirkens bezieht. Reingehen, ansehen und erkennen, wie der Mensch tickt, das sind Elisabeths Methoden, um ihre Geschichten zu recherchieren. „Menschen haben mich immer schon interessiert“, ist ihr Credo.

So entstanden zunächst Independentfilme, sowohl Kurz- als auch Spielfilme, zu denen Elisabeth Akdogan das Drehbuch schrieb und die dann von Studierenden der Filmhochschule umgesetzt wurden. Es sind Sozialthemen, die sich um Beziehungen und Liebe drehen, meist ernst gehalten sind. Komik und Humor nachhaltig zu produzieren, hält Akdogan für äußerst schwer. Wie lange bleibt ein Witz frisch, bevor er einen Bart bekommt? Für Elisabeth ist es entscheidender, den Zuschauer nicht hilflos und voller Probleme aus dem Kino zu schicken. Sie will doch zumindest Lösungsansätze anbieten und Einsichten aufzeigen. Der Zuschauer soll im besten Sinne mit positivem Gefühl sowohl kommen wie auch gehen, sich bereichert fühlen.

Im Jahr 2007 kam Elisabeth Akdogan erstmals zum Kulturring in Berlin e.V. In einem Projekt, das sich mit der Sicht von Migranten auf ihr Leben in Kreuzberg beschäftigen sollte, stellte sie die Weichen neu. Es sollten vor allem die Leistungen der Migranten, die positiven Wirkungen der Migration dargestellt werden. Für sich selbst wählte Elisabeth eine Arbeit, die besonders zu ihrem Profil passte. Sie ließ Frauen zu Wort kommen, die verschiedene Generationen von türkischen Migrantinnen repräsentieren.

So entstand der Film „Drei Frauen – drei Generationen von türkischen Migrantinnen in Berlin“, in dem eine Gastarbeiterin der ersten Stunde, eine erfolgreiche Dolmetscherin, und eine junge Abiturientin über ihre Erfahrungen in der Fremde, der neuen Heimat und dem Zuhause berichten. Weitere Mitstreiter aus dem Projekt und die Arbeit des Kulturrings im Bezirk interessierten Elisabeth sehr, so dass sie auch nach Projektende Ideen einbrachte und sich ehrenamtlich engagierte. Bald gab es für sie wieder die Möglichkeit, im Rahmen eines Projektes - des Künstlernetzwerkes - interessante Vorschläge zu verwirklichen. Zusammen mit dem Musiker Andreas Peters arbeitete sie an einer Fotoreihe unter dem Titel „Momentaufnahmen“.

So wie das Filmemachen ist die Arbeit generell für Elisabeth nicht Selbstzweck. Sie will Menschen erreichen und ihnen etwas mitteilen. Sie organisierte mit Ehrenamtlichen und Mitarbeitern des Kulturrings im Sommer 2008 die Veranstaltung „Frag mich doch“, bei der ihr Film über die türkischen Migrantinnen aufgeführt wurde, Fotos wurden präsentiert, es gab für die Türkei typische Speisen und Getränke, und man konnte sich zu verschiedenen Sitten und Gebräuchen informieren. Nur folgerichtig ist es, dass Elisabeth Akdogan in dem aktuellen Projekt „Migranten - Spuren in Kreuzberg“ mitarbeitet und mit ihren Erfahrungen und Ideen nun schon weit über Kreuzberg hinaus, bis ins „ferne“ Spandau, zu erfolgreichen Projekten beiträgt.

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