Theo Balden: Bauhaus-Schüler und Widerstandskämpfer

Gisela Wrede

„Eine Welt voll Tücke und Grausamkeit kann weder Schönheit gebären noch gebrauchen .Der Wegbereiter der Schönheit aber ist die Wahrheit. Umgekehrt vermag aber auch die Schönheit der Wahrheit den Weg zu ebnen.“

So postulierte Theo Balden es 1943 in einem Katalogtext „Anstelle einer Biografie“.

Und tatsächlich blieb Baldens Leben und Werk mit seinem Engagement für Humanismus und gegen den Faschismus stets untrennbar verbunden. Der 1904 als Otto Koehler geborene Künstler wurde bereits als Siebzehnjähriger am Bauhaus als Schüler angenommen, verließ aber nach Unstimmigkeiten mit seinem Lehrer die Klasse von Moholy-Nagy. Allerdings dürfte auch Baldens materielle Not seine Entscheidung geprägt haben. Balden kehrte nach Berlin zurück und absolvierte eine Lehre als technischer Zeichner. Autodidaktisch führte er seine Studien fort und setzte sich intensiv mit seinen Vorbildern - Lehmbruck, Barlach, Kollwitz, aber auch Rodin und Maillol - auseinander. Bald darauf begann er, sich politisch zu engagieren und trat Ende der 20er Jahre der KPD und der Asso - der Assoziation revolutionärer Künstler - bei. Mit gleichgesinnten Künstlern beteiligte er sich an der Agitation gegen die Nationalsozialisten, was 1935 zur Verhaftung durch die Gestapo führte. Noch am Tag seiner Entlassung aus der zehnmonatigen Haft besorgte sich der Künstler einen Pass, der auf den Namen Theo Balden ausgestellt war, und konnte sich nach Prag retten. Dort schloss er sich der Widerstandsbewegung um Capek und Heartfield an, bestritt seinen Lebensunterhalt mit Bühnenausstattungen und entwickelte zugleich seinen ganz eigenen, realistisch-expressiven Formstil. Die geschichtlichen Entwicklungen zwangen ihn zur weiteren Emigration. In London setzte Balden seine politische Arbeit fort und kam zugleich in Berührung mit der künstlerischen Avantgarde seiner Zeit. Entscheidende Impulse erhielt er durch die Plastiken Henry Moores in ihrer Durchdringung von offener und geschlossener Form. 1947 kehrte der Künstler nach Deutschland zurück; dem Welt- und Menschenbild des bald darauf gegründeten DDR-Staates fühlte er sich zunächst in Sympathie verbunden. Als Dozent an die Kunsthochschule Berlin-Weissensee berufen, brachte er die kunsttheoretischen Grundlagen, die ihm das Bauhaus vermittelt hatte, und die avantgardistischen Ansätze, die er in seiner Londoner Zeit aufgegriffen hatte, in seine pädagogische Tätigkeit ein. Damit stieß er zwar bei den Studenten auf Sympathie, erregte aber das Missfallen seiner Vorgesetzten, was zu seiner vorzeitigen Suspendierung führte. Dies war dennoch ein Glücksfall für Balden, denn es ermöglichte ihm, sich fortan leidenschaftlich und ausschließlich seiner künstlerischen Arbeit zu widmen. Seit den 60er Jahren wurde sein Werk endlich auch in der DDR anerkannt. Er erhielt wichtige Aufträge, sein Werk wurde in großen Ausstellungen auch international präsentiert. Der späte Ruhm führte nicht zur Verflachung seines Schaffens, sondern mündete im Gegenteil in die eindrucksvollen Arbeiten des Spätwerks. Rein ästhetisches Formenspiel war seine Sache nicht, ebenso wenig wie das bloße Bebildern der sozialistischen Idee. Vielmehr stand stets der Mensch im Mittelpunkt seines Schaffens: Die gequälte Kreatur, die von den Folgen des Krieges Gezeichneten, die Aufrechten und die Gestürzten waren immer wieder Gegenstand der Darstellung. Mit ebensolcher Kraft des Ausdrucks verbildlichte der Künstler aber auch Heitereres und Alltägliches: Liebespaare, Mütter mit kleinen Kindern, Passagiere der S-Bahn, lesend oder schlafend - Bozetti, bildhauerische Skizzen, rasch nach der Natur geformt.

Einiges von diesem reichen Werk bietet die Ausstellung im Studio Bildende Kunst in Lichtenberg, John-Sieg-Str.13, die am 14. Januar vor zahlreichen enthusiastischen Kunstinteressenten eröffnet wurde, unter ihnen auch etliche Freunde und Weggefährten des 1995 verstorbenen Künstlers. Volkhard Böhm gab in seiner Laudatio eine eindrucksvolle Einführung in Leben und Werk des Künstlers. Die musikalische Umrahmung des Abends oblag der Soloviolinistin Maria Zinner, die einige kurze Werke von Bela Bartok und Johannes Brahms zum Vortrag brachte.

Die Ausstellung ist noch bis zum 19.02.09 zu sehen.

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