Fotos aus vier Jahrzehnten

Der Vermummte auf dem in der Ausstellung exponiert zur Schau gestellten Schwarzweißfoto ist kein Terrorist und auch kein gewaltbereiter G8-Gipfel-Gegner. Diesen Kaputzenmann mit dem forschenden Blick durch die Nickelbrille fotografierte der bekannte Ost-Berliner Pressefotograf Peter Leske (FÜR DICH, NBI), der erst vor wenigen Wochen seinen siebzigsten Geburtstag feierte, vor genau dreißig Jahren auf einer Großkundgebung in Düsseldorf. Die ausufernden Berufsverbote gegen Bürger mit demokratischer linker Gesinnung in der damaligen Bundesrepublik waren Anlass für den Massenprotest. So ist dieses Foto ein Dokument deutscher Geschichte. Peter Leske, der auf dem Gebiet der Bildreportage in der DDR unbestritten zu den Spitzenfotografen gehörte, war gleichzeitig einer ihrer vielseitigsten. Neben den Reportagen finden sich in seinem Oeuvre Modefotos, Landschaftsbilder und vor allem Aktdarstellungen. Und immer wieder, wie magisch von ihnen angezogen, fotografierte er Schwangere und Geburten. Daneben publizierte Leske zahlreiche Artikel über Fotografenkollegen und zu Problemen des Bildjournalismus, hielt Vorträge und war als Juror geschätzt. Die ausgewiesene Qualität seiner Fotografien wurde auch nach der Wende hoch geschätzt. Er widmete sich Lehraufträgen bei der Ausbildung von Studierenden der Kunstpädagogik an Berliner Hochschulen (HUB, HdK). Zu Leskes wichtigsten fotografischen Arbeiten gehören der Bildessay „Assoziationen bei der Geburt meiner Tochter 1969/71“, der umfangreiche “Japan-Report 1971“, sein „Äthiopien-Report 1980/84“, sein „Budapest-Portrait 1981“ sowie die Reportage „NARVA-Carneval 1982/83“. Mitte der 90er Jahre startete Leske ein umfangreiches Projekt, das er in mehreren Ausstellungen präsentierte und bis heute verändert und vervollständigt: „Jahresringe. Lebenslinien“ vereint ungewöhnliche Sichten auf den weiblichen Körper mit Landschaften und deren Details. Aber Leske wäre wohl kaum er selbst, würde er nicht intensiv an einem weiteren Projekt arbeiten, an seinem „Malbuch eines Fotografen“, aus dem einige „Seiten“ auch in dieser Ausstellung am Helsingforser Platz zu sehen sind.