„Sehnsucht nach Kunst“

Brigitte Feldt

Horst Machner (1930-2006)

Mit dem Thema „Sehnsucht nach Kunst“ eröffnete im neuen Jahr das Studio Bildende Kunst die erste Ausstellung. Sie ist dem Gedenken an Horst Machner gewidmet, der unerwartet im Winter 2006 leider viel zu früh verstarb. Am 10. Januar fand die Vernissage statt.

Sie wurde von Gisela Grade, einer langjährigen Mitstreiterin und guten Freundin von Horst Machner, als Laudatorin eröffnet. Es kamen sehr viele: Familienangehörige, Freunde aus dem Verein Berliner Graphikfreunde INVENTOR e.V., Interessenten sowie Freunde und Mitarbeiter des Kulturringes.

Akkordeonmusik, die er selbst auch vom Volkslied bis zum klassischen Stück spielte, begleitete den Ausstellungsbeginn. Das Akkordeon war neben der bildenden Kunst, der Literatur, Konzert- und Theaterbesuchen seine Passion.

Bereits in jüngeren Jahren als gelernter Schneidermeister besaß er ein Maßatelier in Karlshorst. Schon für diese Tätigkeit war ein geübtes Auge für Ästhetik und Proportionen erforderlich. Neben seinen beruflichen und familiären Verpflichtungen besuchte er in den 70er Jahren im Kulturhaus Karlshorst den Mal- und Zeichenzirkel von Frau Braselmann, denn er wollte sich auch selbst erproben. Dort wurden von ihm verschiedene Techniken und Fertigkeiten, die er mit dem Vorbild der Natur verband, erlernt.

Auf der Suche nach weiterer Vervollkommnung fand Horst Machner später den Weg zum Graphikzirkel im Studio Bildende Kunst. In den Kursen beschäftigte er sich mit der Kaltnadelradierung und der Farblithographie. Hier arbeiteten Gleichgesinnte, die sich gegenseitig unterstützten und ihr Wissen weitervermittelten.

Mit zunehmender Beherrschung der Techniken veränderten sich die naturalistischen Darstellungen zu Abstraktionen in der Landschaft, und „wir finden Verknappungen auch bei der Figur bis hin zu kubistischen Formen, bei denen sich dann später das eigentliche Motiv fast völlig auflösen kann“, so Gisela Grade. Ab 1989 unter fachlicher Anleitung von Stefan Friedemann, setzte er sich mit den Techniken der Strichätzung, der Aquatinta und der Farbradierung auseinander. Die unterschiedlichen kräftigen, aber auch sehr zarten Linien der Radierungen lassen ein großes Einfühlungsvermögen erkennen. Sicherlich wurden sie auch von Stimmungen der Heiterkeit bis hin zu gedämpfter Atmosphäre getragen.

Und lassen wir Frau Gisela Grade in ihrer Laudatio zu Wort kommen: „Dann gab es eine Zeit, in der sich H.M. ausgiebig dem Stillleben zuwandte. In seinem Oeuvre finden wir es in unterschiedlichen malerischen und graphischen Techniken. Er verehrte den italienischen Maler Giorgio Morandi. Er schätzte die stille, sanfte Schönheit in Morandis Stillleben und bemühte sich, seine Gegenstände in den Bildern ebenfalls zum Träger menschlicher Gefühle zu machen. Hiefür setzte er die Farbe ein. Er sagte mir einmal, dass er sich ohne Farbe im Ausdruck unvollständig fühle, eigentlich sei sie es, die ihm die Motivation zum Schaffen gebe. Mit ihr könne man Gefühle und Stimmungen ausdrücken sowie ganz allgemein das Schöpferische in Bewegung setzen. Eine besondere Neigung hatte er für die wärmeren Töne, solche, die die innere Kraft in sich sammelten und ruhen ließen. – In seiner letzten Arbeitsphase finden wir auch Blätter in vorwiegend grünen, grauen und blauen Farbklängen. Sie sind weitgehend abstrahiert. Es wechselt unbestimmt Verschwimmendes mit klaren, festgebauten Formen. Durch ihre großflächige Anlage vermitteln auch sie eine angenehme ruhige Ausstrahlung.“

Und geht man durch die Ausstellung, betrachtet die Werke, die von Gisela Grade, Stefan Friedemann und Volkhard Böhm hierfür ausgewählt wurden, so kann man Horst Machner als einen ausgesprochen lebensbejahenden und lebensfrohen Menschen, widergespiegelt in seinen Bildern, vor sich sehen.

Wir danken allen Beteiligten für diese Ausstellung, die noch bis zum 14. Februar in den Räumen des Studios Bildende Kunst in Lichtenberg, in der John-Sieg-Straße 13 besucht werden kann.

Archiv