„Schwarzes Gold – Schwarzes Erbe“

Ursula Zimmermann

Wir – 3 Frauen und 2 Männer – kommen aus L’berg, F’hain und Treptow und sind spätestens seit dem „Indischen Sommerfest“ 2005 begeisterte Besucher von Veranstaltungen im Kulturring. Der diesjährige Höhepunkt – eigentlich sind alle Veranstaltungen Höhepunkte – beschloss den Sommer mit kulturellen Kostbarkeiten vom Schwarzen Kontinent – animierte zu geniessen und mitzumachen im gemütlichen Sommergarten in der Ernststrasse. Die Sonne strahlte und verlieh dem Tag wärmende Behaglichkeit.

Einstimmung auf das Fest bot die liebevolle Dekoration bereits an der Haustür; sie führte uns über den Flur zur Sommerwiese: Stoffbilder, Fotos mit Tierdarstellungen und Alltagsmotiven aus den verschiedenen afrikanischen Landesteilen, farbenfrohe Baumwoll-Batiktücher mit mythischen Allegorien, die Bestandteil der Glaubensrichtungen und Riten uns unbekannter Stammesgruppen sein mochten.

Der geschmackvoll eingerichtete Marktstand mit kunsthandwerklichen Arbeiten aus Speckstein, Olivenholz, Ebenholz, anderen Naturmaterialien … zog uns unwiderstehlich an. Der zauberhafte Betreuer Israel Kannatjyke hatte seine Freude daran, unsere Fragen zu beantworten und stillte unsere Wissbegier.

Der daneben befindliche Bücherstand bot aktuelle Highligts, wie das Tiermärchenbuch von Nelson Mandela mit zauberhaften Illustrationen und Wissenswertem zu den afrikanischen Völkern, Henning Mankells Werke, u. a. „Ich sterbe, aber die Erinnerung bleibt“, Beverly Harpers „Heller Mond, schwarze Nacht“ und Corinne Hofmanns „Weiße Massai“ mit Fortsetzung, gute Reiseführer, um nur einige zu nennen – anspruchsvolle Bücher, eine Anregung, sich mit der afrikanischen Kultur vertraut zu machen.

Stimmig fügten sich die kulinarischen Angebote ein: Es war ein Genuss, das Menü, bestehend aus Couscous mit Gemüse, einem Bohnengericht „Schwarze Äuglein“, Erdnusshähnchen zu probieren, zubereitet und angerichtet von Frau Williams und Frau Salim. Die Süßschnäbel kamen auch auf ihre Kosten mit marokkanischem Mandelkuchen und einem cremigen Likör.

Anregungen zu entsprechender Kleidung und Haarfrisur vermittelten uns die originell gekleideten afrikanischen Frauen mit dazu passenden Frisuren und Schmuck, die auch Auskunft gaben und Proben ihres Könnens zeigten. Auch die ehrenamtlich mitwirkenden Frauen und Männer sowie einzelne Besucher zeigten ihre Verbindung zu dem wunderbaren Kontinent durch ihre Gewandung.

Die Krönung für uns war das Kulturprogramm. Unglaublich, wie das Ballett Zebola & Patrick durch seine Tänze im Rhythmus der Trommeln mit angeborener Grazie und Beweglichkeit Riten und Lebensart vermittelten, dazu die Bemalung, der Schmuck und die Gewänder – alles übte einen unwiderstehlichen Reiz aus. Das Motto: „Wenn die Trommeln rufen, tanzen alle im Dorf mit.“ Wir taten uns anfangs ein bisschen schwer, aber liebenswürdig wurden wir in den Kreis aufgenommen und tanzten ausgelassen mit. Das Schöne: es gab keine Unterschiede in den Generationen.

Danach traten Schüler auf, aus Angola, Ghana, dem Kongo und der Türkei, hinreißende Mädchen und Jungen, die auch hier in Deutschland leben. „Hip – Hop“ – eine Musikrichtung, die nicht jedermanns Sache sein mag. Aber eine Geschichte im Tanz zu erzählen, mit dieser Begeisterung und Lebendigkeit, es war unbeschreiblich. Klatschen, bis die Hände brannten, keiner konnte sich dem Flair entziehen. Drei Monate sind sie erst zusammen und hatten nur eine Woche Zeit, dieses Programm zu proben. Eine Meisterleistung.

War noch eine Steigerung möglich? Ja und nochmals Ja. Eine zierliche weibliche Person, traditionell afrikanisch gewandet, betrat die Bühne: Mfa Kera. Madagaskar und Senegal waren Stationen ihrer Profession: Singen. Und wie sie sang. Welch ein Stimmvolumen kam aus diesem zarten Körper. Sie hätte eigentlich kein Mikrofon gebraucht. Ihre Begabung und ihr Engagement begleiteten ihre Karriere (Blues und Gospel – Zusammenarbeit mit Duke Ellington, Lyonel Hampton, Miriam Makeba, Manu Dibango…). Und sie schenkte uns Geschichten aus ihrer Heimat, aus ihrem Leben und Erleben, instrumental unterstützt von ihrem Partner seit 17 Jahren. Klug arrangiert, brachten die Musikstücke die ganze Bandbreite ihres gesanglichen Könnens zum Klingen. Und sie verstand es, uns mitzunehmen in ihre Kultur, sie uns nahezubringen. Wir klatschten mit, wir sangen mit, wir wogen uns im Rhythmus. Und das Schönste war: Danach konnten wir mit ihr reden, sie fragen und von uns erzählen.

Wir nahmen uns eine CD mit: „Black Heritage – Schwarzes Erbe“. Der Tag war so schön, dass wir uns zu Hause auf dem Hof bis in die Dunkelheit hinein unterhielten und ihn wieder und wieder nacherlebten. Unvergesslich wird er bleiben und uns befähigen, Afrika mit anderen Augen zu betrachten und Kontakte zu diesen wunderbaren Menschen und ihrer Kultur zu suchen.

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