Ein Projekt mit Langzeitwirkung – oder „Gut Ding will Weile haben“

Hannelore Sigbjoernsen

Dass die Weile von neun Monaten für manche Projektarbeit viel zu kurz ist, haben viele schon erfahren müssen. Besonders aber, wenn es darum geht, mit Kindern und Jugendlichen Theaterstücke gemeinsam zu entwickeln und zu probieren, um sie eines Tages der Öffentlichkeit, auch außerhalb einer Schule vorstellen zu können. Diesen Anspruch – so im Projektantrag formuliert – wollten MAE-Mitarbeiter (sog. 1,50-Euro-Jobber) der Theatergruppen Pankow natürlich erfüllen. Doch vor den Erfolg ist Arbeit und Mühe gesetzt, und die kleinen Tücken des Alltags kommen dazu. Da muss man sich zunächst im Team zusammenfinden, ist die Aufgabe, das Organisatorische, die Verwaltung zu verstehen. Dann ist eine Schule zu finden, in der die Direktion möchte, dass Theater gespielt wird, Deutschlehrer bereit sind, dafür Freizeit einzusetzen. Und – last but not least – müssen Schülerinnen und Schüler schließlich auch dafür sein, denn mit ihnen soll es ja geschehen. Glücklicherweise fand sich das alles im Camille-Claudel-Gymnasium in Prenzlauer Berg zusammen, das auf humanistische, kulturelle und künstlerische Bildung orientiert. Fällt man nun aber im Schillerjahr (so 2005) den Schülern mit Schiller ins Haus, hat man wohl verloren. Es „schillert“ ohnehin in jeder Deutschstunde.

Es gabe eine andere, eine wunderbare Idee: „Wir, die Theater AG ‚Demo’, (sie gibt es seit August 2005) haben in relativ kurzer Zeit ein Stück auf die Beine gestellt. Aus verschiedenen Perspektiven haben wir uns dem selbstgewählten Thema, dem Leben der Camille Claudel gestellt.“, heißt es in einem Text der Gruppe. Und weiter: „...wir haben innerhalb der Gruppe Schwerpunkte gesetzt und uns die Arbeit geteilt, wir sind also nicht ‚nur’ Schauspieler, sondern auch Dramaturgen, Bühnengestalter, Verantwortliche für die Kostüme, für die Öffentlichkeitsarbeit und für die musikalische Gestaltung des Stücks“. Alles wurde also mit den Schülern gemeinsam erarbeitet: Das Leben der Bildhauerin musste recherchiert, eine Dramaturgie gefunden, Bühnenbild und Kostüme entworfen werden. Da das darstellende Spiel ein Unterrichtsfach ist, das benotet wird, „...beschäftigten wir uns in der ersten gemeinsamen Zeit vor allem mit Etüden, um das Gefühl für die Gruppe zu bekommen, außerdem sollten sie das Raum- und Körperbewusstsein stärken.“

Und es gab doch noch eine Schillerinszenierung – „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“. Slawa Meremianow und Jörn Strohner aus der Theatergruppe Pankow und Frau Strehlitz, die Deutschlehrerin, haben auch das noch geschafft! Kurz vor Ende des Projektes am 31.12.05 war die Zeit reif, war man im Projekt bereit, sich dafür gemeinsam zu engagieren.

Die Schüler hatten wieder Lust auf Schiller! In kürzester Zeit wurden von Projektmitarbeitern die Texte für die Schüler umgeschrieben, wurde die Dramaturgie entwickelt, konnten die Proben beginnen.

Es machte Mut, sich international zu messen. DVD\'s von den Proben mussten für die Bewerbung angefertigt werden. Bis in die Winterferien hinein wurde in der Aula geprobt, Tische und Stühle – noch schweißnass von der letzten Abiturklausur – wurden in Ecken gestapelt, schwarzer Fußboden musste geklebt werden und durch fleißiges Wischen sein Glanz erhalten bleiben.

Eine „Filmcrew“ des gerade begonnenen Projektes „Orte und Persönlichkeiten Pankow“ fasste eindrucksvolle Augenblicke in zwei gestalteten DVD\'s zusammen, die für den internationalen Wettbewerb eingereicht wurden.

Jetzt dürfen alle auf die Premieren gespannt sein und die Entscheidungen der Wettbewerbs-Jury:

24. März 2006, 19.00 Uhr „Camille Claudel sur la bordure de route – am Wegrand“

28. März 2006, 19.00 Uhr „Die Verschwörung des Fiesco zu Genua“

Camille-Claudel-Gymnasium, Eugen-Schönhaar-Straße 18, 10407 Berlin

Alle sind herzlich eingeladen!

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