Neue Grashüpfer

Thomas Sefzig

Im Treptower Park, in der Nähe des Sowjetischen Ehrenmals an der Puschkinallee und gut versteckt hinter Bäumen wie ein Hexenhaus, steht ein ehemaliger Intershop der DDR. Der Siebzigerjahre-Zweckbau ist zwar nicht aus Lebkuchen, sondern dunkelblau gekachelt, was seinen eigenen, sehr speziellen Charme ausmacht, der auf den ersten Blick fast skurril wirkt. Die Räumlichkeiten sind recht begrenzt, bieten aber Erstaunliches: Das Figurentheater „Grashüpfer“, das seit 1997 sein Publikum bespielt und jährlich rund 16.000 Gäste zwischen 2 und 99 erreicht.

Kultureinrichtungen haben es meist recht schwer, kämpfen permanent ums Überleben. Hier ist die Finanzierung durch den Senat bis 2019 gesichert, die voraussichtlich positive Entscheidung des Bezirks wird zu Mitte Dezember erwartet. Also insgesamt sehr gute Aussichten, was schön ist.

Das Grashüpfer ist ein reines Gastspielhaus, wobei man gerne eine eigene Produktion entwickeln würde. Derzeit ist das aber nicht möglich, es bräuchte neben weiteren Räumen auch Sponsoren und Spendenwillige. Allerdings steht eine Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst (HFS) Ernst Busch im Raum - man darf also gespannt sein. Vorerst arbeitet man an der besseren Sichtbarkeit des Hauses. Das neue Logo findet sich bereits auf Spielplänen und Flyern - es riecht nach Verjüngung.

In den vergangenen 20 Jahren hat Sigrid Schubert in einer großartigen Leistung das Figurentheater aufgebaut, auch in langjähriger Kooperation mit dem Kulturring Berlin e.V. Nun wird das Haus in einem fließenden Übergang an Caroline Gutheil übergeben, eine junge Dramaturgin, die sich früh im Amateurtheater austestete und daher genau weiß, dass sie hinter dem Vorhang besser performt, ihre enorme Energie hier auf den Punkt bringen kann. Geboren in Erfurt, studierte sie Germanistik, Journalismus, Technische Medien und Dramaturgie in Karlsruhe, Salzburg, Frankfurt/Main und Helsinki. Ihr Plan? „Die nächsten 20 Jahren gehen an mich,“ sagt sie mit einem offenen, einnehmenden Lachen.

Alle MitarbeiterInnen bei Grashüpfer bringen die Leidenschaft mit für das Theater, hier im Besonderen die kulturelle Bildung der Kita-Kids, die natürlich sehr im Focus der Arbeit steht. Es wird auch Verstärkung gesucht, zwei Bufdi-Stellen ab 27 Jahre sind noch zu besetzen.

Gerade ist Hauptspielzeit, und alles dreht sich natürlich ums Weihnachtsprogramm. „Bruno und der Weihnachtsbaum“, das den Ikaruspreis 2015 erhielt, steht ebenso auf dem Spielplan wie ein ganz klassisches Stück, „Hänsel und Gretel“ sowie die „Weihnachtsgans Auguste“. An Wochenenden kann man im Anschluss an die Aufführung selbst lernen, Masken zu basteln. Ein besonderes Special gibt’s an Heiligabend: Um 14 Uhr wird „Legende Luther“ und „Hänsel und Gretel“ aufgeführt, und es gibt sogar noch Karten! Für Sylvester hat man sich ebenfalls ein besonderes Programm ausgedacht, da gibt es einen Märchenabend in der Jurte. Im Kreis um ein Feuer sitzend, lauschen die Besucher einer Erzählung, so wie sie schon seit Jahrtausenden vorgetragen wurde. Besonders schön, dass eine so uralte Tradition erhalten wird. Buchungen und weitere Infos gibt es unter www.theater-grashuepfer.de

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