Das Kreuz mit der Kultur

Christian Reichelt

Sparen bis es knirscht … das ­Motto gab es schon mal in Berlin. Die Kultur ist dabei - so wie das Soziale - meist Leidtragender. So wenig wir solch eine Art der Unterfinanzierung brauchen, so zwingt sie uns doch alle zum Nachdenken über das Wie und Weiter, ja auch zum Kreativsein. Früher sagte man, aus der Not eine Tugend machen - heute sprechen wir von neuer Weichenstellung für eine gerechte Finanzierung bei der Kulturförderung.

Wenn wir nun im dreißig­sten Jubiläumsjahr zurückblicken, sehen wir viele solcher erfindungsreicher Momente. Ein Beispiel ist das „Kunstkreuz“, siehe Seite <?>. Viel vom damaligen Konzept lebt heute in der „Langen Nacht der Bilder Lichtenberg“ weiter. Eine Entwicklung, die auch in anderen Bereichen zu beobachten ist. Zusammengefasst: was stehen bleibt ist vergänglich, was sich entwickelt, bleibt.

Vor ein paar Jahren hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass die Sozialen Medien so eine ungeheure Kraft entwickeln würden. Im Freien Kunstraum GISELA trafen nach dem Aufruf „Kreativität der Langsamkeit“ auf den gängigen Plattformen siebzig Videos ein. Im Veranstaltungsprogramm finden Sie die Vorführ-Termine. Auch die Besucherzahlen der Fotogalerie Friedrichhain belegen die positive Wirkung des Engagements auf Instagram und Co. Über zweihundert Gäste kamen zur Vernissage der Ausstellung „Heimaten“. Das Ansiedeln mehrerer EU-Bildungsprojekte in der Foto­galerie öffnete die Pforten für ein neues, jüngeres Publikum und neue Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern für das Team Felix Hawrans.

Im Medienpoint Tempelhof entstand unter Federführung Martina Pfeiffers die Schreibgruppe „Mehrstimmig“. Eine neue Kulturaktivität neben der Funktion als Spendenbibliothek für ein Lesepublikum: „Denke Dir selbst etwas aus und bringe es zu Papier“. Im Medienpoint Schöneberg organisierte das Team um Friederike Büchner Lesungen und Kleinkunstabende. Für die anderen Medien­points wäre in Zukunft ebenfalls eine Entwicklung in Richtung Forum für Autoren, sei es anhand von Lesungen oder Podcasts vor Ort denkbar. Neue Wege zu beschreiten, ist der Ansatz, der uns zukunftssicher macht. Auch in Baumschulenweg wird sich einiges verändern. Im April findet ein „Open Call“ mit anschließender Ausstellung im „Kulturhaus Baumschulenweg“ statt (siehe Seite 31).

Lassen Sie uns den Kulturring so verändern, dass er neue Felder für Kultur, Kunst und Bildung eröffnet.In diesem Sinne werden auch heute aus rauchenden Köpfen inspirierende Gedanken sprudeln. Wir laden Sie zum Mitwirken und Mitdiskutieren ein.

Nun aber weiter mit der TOUR 30.

Archiv