Tour 30: GISELA Freier Kunstraum Lichtenberg

Udo Holländer

Motivieren und fördern. Das sind die zwei wichtigsten Begriffe, die mir meine Gesprächspartner Inge Gräber und Heinz-Hermann Jurczek vom Freien Kunstraum GISELA mit auf den Weg gegeben haben. Die Galerie versteht sich als freier Kunstraum für Kulturschaffende in Lichten­berg und näherer Umgebung. Junge ­Künstler sollen ermutigt werden, ihre Kunst der Öffentlichkeit zu präsentieren. Aber auch renommiertere Künstler mit ihren Werken sind willkommen. Die Öffentlichkeit besteht nicht nur aus Lichtenberger Publikum. Manchmal reicht das Interesse auch weit über den Kiez hinaus. Zum Beispiel wenn die Lange Nacht der Bilder wieder einmal unter der Regie des Bezirksamtes mit dem Kulturring von diesem Standort aus organisiert wird. Ich war erstaunt, was lediglich zwei engagierte Menschen so auf die Beine stellen können. Im Folgenden eine knappe Aufzählung von Highlights der GISELA seit ihrer Gründung 2018: Da wäre zunächst der Fotowettbewerb „Wir fotografieren unseren Kiez“. In dessen Verlauf sich völlig unerwartet herausstellte, dass es nicht wenige Profifotografen in direkter Nachbarschaft gab, die zahlreich teilnahmen.

Nach einigen erfolgreichen Ausstellungen entstand das Bedürfnis, über zeitgenössische Kunst zu hören und zu reden. Daraus entwickelten sich zwei Vortragsreihen mit Gesprächsrunden zum Kunstverständnis im Allgemeinen und im Besonderen.

Bildungsarbeit für Kinder und Jugendliche unter Anleitung von Künstlern, die auch kunstpädagogisch tätig sind.
In Kooperation mit der Ukraine-Hilfe ­Berlin fanden zwei Kunstauktionen statt, zahlreiche Musikveranstaltungen mit ukrainischen Künstlern, eine sogar mit Livestream aus Kiew, und 2023 erklang an vier Orten im Bezirk elektronische Musik von Musikern aus der Ukraine und internationalen Gästen.

Zum Jahresausklang 2023 fand im Rahmen einer Ausstellung des konzeptionellen Künstlers Markus Feiler ein thematisch passender Vortrag über John Cage und den Zufall in seiner Kunst statt. Lesungen zum Thema und eine Tanzperformance werden im Januar 2024 folgen.

Der Freie Kunstraum GISELA war die ­erste Station in einer Reihe weiterer Interviews, die das ganze Jahr 2024 unser 30-jähriges Jubiläum im Fokus haben werden. TOUR 30 haben wir das Ganze genannt. Der Galerie kam das Privileg zu, auf unserem TOUR-30-Banner die erste Markierung als „besucht und vorgestellt“ setzen zu dürfen. Am Ende des Jahres dürften es dann siebzehn Orte gewesen sein. Das große Banner macht deutlich, warum der Kulturring Berlin das Wort „Ring“ mit im Titel führt: Alle besuchten und interviewten Einrichtungen verteilen sich in einer großflächigen Grafik auf gut 120 Kilometern ringförmig im gesamten Berliner Stadtraum. Unsere TOUR 30 soll diese Zusammengehörigkeit erstmals einer geneigten Öffentlichkeit zur Kenntnis bringen. Wobei unser Wunsch, auch den Kulturring-Institutionen untereinander ein wenig mehr das Gefühl des Zusammengehörens näher bringen zu wollen, ebenfalls ein Rolle spielt. Der Freie Kunstraum ist bestens in seinem Kiez vernetzt.

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