Wanderausstellung „Lichtenberg in der Zeit des Nationalsozialismus“ - Zwischenbericht über das Projekt

Oliver Reschke

Die Geschichtswerkstatt der Bildungseinrichtung für berufliche Umschulung und Fortbildung e.V. (BUF) hatte die Wanderausstellungen „28 Jahre Berliner Mauer“ und „Friedrichshain in der Zeit des Nationalsozialismus“ erstellt. Nach der Insolvenz der BUF Anfang 2018 wurden die zwei Ausstellungen vom Wartenberger Innovations- & Bildungszentrum gGmbH (WIBZ) übernommen und es wurde dort ab Dezember 2019 ein Projekt installiert, um die beiden Ausstellungen an Friedrichshainer und Lichtenberger Institutionen, vor allem Schulen, ausstellen zu können. Kaum war die erste Akquise betrieben, kam Corona dazwischen. Aus der Motivation heraus, die ganze Zeit nicht untätig herumzusitzen, erwuchs die Idee, die Zeit zu nutzen, um eine weitere Ausstellung, und zwar „Lichtenberg in der Zeit des Nationalsozialismus“ zu erarbeiten – nicht zuletzt auch deshalb, weil die WIBZ ihren Sitz im Bezirk Lichtenberg hat. Nach anfänglichen Diskussionen und Recherchen wurde eine erste Tafel als Prototyp, erstellt. Dies war die Tafel „Zwangsarbeit. Die menschenverachtende Ausbeutung von Arbeitskräften“.

Leider wurde das Projekt nicht verlängert, ich (Autor des Beitrags und Historiker Dr. Oliver Reschke) jedoch glücklicherweise im Rahmen des Projektes „Hauptstadtkultur – Berlin wächst zusammen“ neben dem Grafiker Jürgen Mann als sogenannter „Bufdi“ (Bundesfreiwilligendienst) ab Anfang 2022 vom Kulturring übernommen. Nach weiteren Recherchen – so wurde nun neben dem Museum Lichtenberg im Stadthaus auch das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf einbezogen – konnte aufgrund der dortigen speziellen Überlieferung eine weitere Tafel erstellt werden: „,Heil Hitler, Setzen‘. Schule im Nationalsozialismus“ (siehe Abbildung). Nachdem Mitte Februar 2023 die Bufdi-Stelle von Herrn Mann geendet hatte, handelte es sich zeitweise nur noch um ein Ein-Mann-Projekt. Trotzdem konnte ich seitdem aufgrund der mittlerweile weitgehend abgeschlossenen Recherchen vier weitere Tafel-Texte fertigstellen: „Der Bezirk Lichtenberg. Industriezentrum und Vorgarten Berlins“, „Terror und Propaganda. Der Weg an die Macht“, „,Ein Volk, ein Reich, ein Führer!‘ Etablierung der NS-Herrschaft“ und „,Juden raus!‘ Die systematische Ausgrenzung und Vernichtung einer Menschengruppe“. Momentan bin ich dabei, die Abbildungen für diese vier Tafeln zusammen zu bekommen und mache dabei auch gute Fortschritte. 

Korrektur gelesen wurden die Texte vom Antisemitismusbeauftragten des Bezirksamtes Lichtenberg, André Wartmann. Der Kontakt war über das Museum Lichtenberg im Stadthaus zustande gekommen. Herr Wartmann begleitet und unterstützt das Projekt auch weiterhin und wird die Akquise an Lichtenberger Schulen übernehmen, sobald die Ausstellung fertig ist. Geplant sind noch Tafeln zu den Themen: Widerstand gegen den NS (v.a. Arbeiterwiderstand im Sport), Entrechtung der Bevölkerung (eventuell eine extra Tafel zu Sinti und Roma), Krieg (u.a. Rüstung und Bombenkrieg) und Niederlage (u.a. Zerstörungen und Befreiung). An die Stelle vom ehemaligen Grafiker Jürgen Mann ist mittlerweile der Kollege Miroslaw Janik getreten, der seine Feuertaufe bereits bestanden hat, indem er kurzfristig zur Erstellung von Flyern und Plakaten für eine Gedenkveranstaltung Anfang August 2023 eingesprungen ist. Die Tafeln werden auf großformatigen Planen gedruckt werden, die entweder in einem mobilen Ausstellungssystem autark aufgestellt (siehe Abbildung) oder aber an Wänden aufgehängt werden können. Ausstellung sowie Auf- und Abbau sollen kostenlos sein. Ziel der Ausstellung ist es, die Zeit des Nationalsozialismus durch die Darstellung des konkreten Alltags der Lichtenberger Bevölkerung den Schülerinnen und Schülern näher zu bringen.

Derzeit lagern die Ständer des mobilen Ausstellungssystems in meinem Privatkeller und die Rahmen sowie die Planen zu den Wanderausstellungen: „28 Jahre Berliner Mauer“ und „Friedrichshain in der Zeit des Nationalsozialismus“ bei meinem ehemaligen Chef Artur Schneider auf dem Boden seines Einfamilienhauses. Die Planen der Ausstellung „Friedrichshain in der Zeit des Nationalsozialismus“ sollen im „Roten Laden“ Der Linken Friedrichshain-Kreuzberg aufgehängt werden. Rahmen und Ständer (samt Ausstellung „28 Jahre Berliner Mauer“) sollen aber vom Kulturring übernommen werden. Wir sind momentan noch auf der Suche nach einer günstigen Räumlichkeit, wo das gesamte Ausstellungssystem samt dann auch neuer Ausstellung gelagert, sowie gut an- und abtransportiert werden kann.

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