Bilder und Botschaften sechs Jahrzehnte Fotografie

Gerhard Metzschker

Ausstellung des Colorclub Berlin-Treptow (CCB)

In Verbindung mit dem nahen runden Jubiläum des CCB ist es angebracht, die verborgenen Motive zur Clubgründung 1963 im ­Kulturbund Treptow zu reflektieren und an die damit angestoßene Entwicklung des Clubs in den nachfolgenden Jahrzehnten zu erinnern.

Die Gründung wurde durch einen mit Mängeln behafteten Zustand in der damaligen Fotoszene provoziert: Die Fotoclubs waren vorrangig auf die Schwarz/Weiß-Fotografie orientiert, ihre Bilder basierten auf den in der Dunkelkammer verfügbaren Gestaltungswerkzeugen, waren in einer Galerie ständig sichtbar und konnten hier mit Nachbarbildern kommunizieren. Farbe in der Fotografie war verpönt! Noch in den 80er Jahren war Farbfotografie in der DDR kein seriöses künstlerisches Objekt (Arno Fischer, Professor an der Leipziger Hochschule für Graphik und Buchkunst, Berlin Fotografie: „Kommt Farbe ins Spiel – schon ist die Operette drin“).

Der bekannte Negativ/Positiv-Prozess für Farbbilder war umständlich und aufwändig, so setzte sich alternativ das per Umkehrprozess und leider fast ohne Korrekturmöglichkeit erzeugte Farbdia als Massenware mit allen Nachteilen durch: Verdunkelung, Bildwand, Projektor, der nervende, ständige Hell/Dunkel-Wechsel im Vortrag, banale Bildleistungen.

Der CCB als ausgewiesener Diaclub wollte versuchen, die Diafotografie durch Abkopplung von der S/W-Szene aus dieser Situation zu befreien und den Mitgliedern ein anderes Selbstwertgefühl zu geben. Die etwa zwanzig Fotografen bedienten jedoch vor allem Reiseerinnerungen, alle denkbaren Fehler in Bildgestaltung und Konzeption bestätigten also das Vorurteil der Zweitklassigkeit. Aber ­einige in der S/W-Fotografie ausgebildete Mitglieder setzten sich nun durch und demonstrierten die notwendigen Gestaltungsregeln für den Moment des Auslösens.

Mit Erfolgen im Wettbewerb „Farbige Palette“ sowie 1968 im DDR-Wettbewerb „Malchower Farbfototage“ geriet der CCB nun in den Blickpunkt. Er wurde exklusiv eingeladen, für 1970 in Malchow einen „richtungweisenden“ Diabeitrag zu gestalten. Diese ehrenvolle Aufgabe wurde als Unterhaltungsshow inszeniert unter Einsatz von fünf Projektoren (mehrere Dias sind gleichzeitig sichtbar, Überblendungen statt Hell/Dunkel-Wechsel), durchgängig per Tonband synchronisiert. 150 Besucher sowie die Fotopresse spendeten großen Beifall, das war die Geburtsstunde der Multivisionen. Der CCB wurde infolge seiner eigenständigen Lösungswege und Öffentlichkeitsarbeit zum Leitclub erklärt, aber die Differenz zwischen S/W und Farbe blieb bestehen. Erst die ab 1990 verfügbaren technischen Möglichkeiten (Umkehrpapier) boten die Basis für Farbausstellungen in Galerien, und schließlich eliminierte erst die digitale Fototechnik die Abgrenzung zwischen S/W- und Farbfotografie endgültig.

Als ein weiteres, neues Problem entpuppt sich nun die Fotoszene im Internet. Der klass­ische Fotoapparat verliert zunehmend an Bedeutung, jüngere Leute werden in den traditionellen Clubs immer seltener. Ihre Bildsprache weicht natürlich (und wie immer) zum Teil erheblich vom Anspruch der Altgedienten ab. Haben Clubs noch Chancen?

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