Ein unorthodoxer Vorschlag

Monika Niendorf

Gerne lese ich die Beiträge in den Kulturnews: im letzten Heft war ich erstaunt und erfreut, einen Beitrg zu dem Buch von Deborah Feldman „Unorthodox“ zu finden. Gerade hatte ich dieses Buch erst von meiner Freundin empfohlen bekommen und selbst mit großem Staunen und auch mit Begeisterung über die Geschichte dieser Autorin gelesen. Es ist tatsächlich eine sehr ungewöhnliche Geschichte, und man glaubt nicht, im 21. Jahrhundert eine derartige Geschichte als Leser mitzuerleben. Und nun schreibt Heike Avsar ihre Meinung und Eindrücke zu dieser Geschichte in unseren Kultur News.

Deborah Feldman ist in den USA, in New York, genau im Stadtteil Williamsburg, in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde bei ihren Großeltern aufgewachsen, es ist sogar eine einzigartige chassidische Satmar-Gemeinde, von der ich niemals zuvor etwas gehört hatte. Diese Gemeinden wachsen noch heute, trotz ihrer außergewöhnlichen Lebensumstände, rasant an, da die Bewohner ihr Leben als endgültige Rache gegen alles, was in der Hitlerzeit gegen Juden geschehen ist, sehen und auch so gestalten. Man muss dieses Buch lesen, um zu glauben, was in diesen Gemeinden noch heute möglich ist. Ich kann es deshalb nur jedem empfehlen, ich habe es mit ständig wachsender Spannung – wie unsere Autorin Avsar – gelesen. Vor allem die Tatsache, wie es Deborah Feldman gelungen ist, völlig eigenständig aus der Abhängigkeit und den vielen Verboten dieser Gemeinde herauszuwachsen und sich als Frau und Mutter eines Jungen zu entwickeln und aus dieser Abgeschiedenheit zu entfliehen.

Deborah Feldman ist durch Eigenwillen und Bildung dieser Zwangsgemeinschaft entwachsen und auf ihrem langen Weg in die Freiheit schließlich in Berlin gelandet. Sie wohnt hier mit ihrem Jungen und hat schließlich auch noch in einem Film über ihr Leben, ebenfalls unter dem Titel „Unorthodox“, mitgewirkt. Auch diesen Film, der dann aber erst hier in Berlin spielt und bei Netflix gezeigt wird, habe ich mit großem Interesse gesehen. Er wurde gerade mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Aber Buch und Film spielen in unterschiedlichen Welten, beides spiegelt das Leben von Deborah Feldman wider. Wer an so ungewöhnlichen Geschichten in unserer Zeit interessiert ist, sollte dieses Buch „Unorthodox“ lesen.
Meine Bitte in diesem Zusammenhang an unseren Kulturbund hier in der Ernststraße: Wenn wir die Corona-Zeiten endgültig überwunden haben, würde ich mich sehr freuen, wenn es uns gelingen könnte, Deborah Feldman zu einer Lesung einzuladen. Denn natürlich bleiben beim Lesen ihres Buches viele Fragen offen, die man in so einer Lesung mit der Autorin persönlich stellen und klären könnte. Ich wäre sehr gespannt darauf!

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