Lieblingsorte in Treptow-Köpenick

Thomas Sefzig

Seit April 2017 recherchieren fünf Enthusiasten im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme ausgewählte Lieblingsorte im flächenmäßig größten Berliner Bezirk Treptow-Köpenick, um diese in Wort und Bild für sich zu entdecken, mit dem Ziel, Bürgerinnen und Bürgern, Gästen sowie Interessierten des südöstlich gelegenen Stadtbezirks so auf noch Unentdecktes, Unbekanntes neugierig zu machen.

Sie sind eine recht bunt zusammengewürfelte Truppe: Ein Baden-Württemberger, ein Hesse, eine Oberlausitzerin, eine Friedrichshagenerin und ein Treptower, die nun den Bezirk mit ihrer Leidenschaft unsicher machen und ihre bereits bekannten Lieblingsorte aufsuchen und fotografieren, dazu auch akribisch die Hintergründe notieren. Sie entdecken dabei aber auch ständig Neues oder weniger Bekanntes, das erfasst und recherchiert werden will, und es gibt hier ja sehr viel zu entdecken. So unterschiedlich die persönlichen Hintergründe der Beteiligten sind, so unterschiedlich ist auch das Erfassen der Objekte, naturgemäß subjektiv. Ebenso die entstandenen Aufnahmen wie auch die Texte, wobei sich manche zum ersten Mal im Leben in dieser Form beschäftigen. Umso erstaunlicher ist, was dabei herauskommt, und welche Mühen aufgewendet werden: „Wir kommen uns mitunter vor wie die Paparazzi, wenn wir eine Location regelrecht einkreisen, auf das richtige Licht warten, lauern...“

So werden bekannte Superlative wie die Molecule-Men und die Müggelberge, die kleinste Brauerei der Welt und die im 19. Jahrhundert weltgrößte Späth´sche Baumschule mit seinem Arboretum ebenso neu betrachtet wie die zahllosen, interessanten Kleinode dazwischen, die mitunter noch niemand aufgesucht und bearbeitet hat. Tatsächlich trifft man in Treptow-Köpenick auf Schritt und Tritt auf Historisches und Modernes, dem man sich ausgiebig widmen kann, von der Schönheit der Natur ganz zu schweigen. Jeder von ihnen hat bereits eine Reihe neuer Lieblingsorte ausgemacht, und so lautet daher auch der Arbeitstitel des Ganzen.

Dass Treptow-Köpenick der flächenmäßig größte Bezirk Berlins ist, weiß man. Und dass hier rund 70% aus Wald und Wasser bestehen, hat sich wohl auch herumgesprochen. Dennoch ist noch immer recht wenig bekannt, welche Preziosen man hier entdecken kann, sei es historischer oder moderner Art, Architektur oder Natur. Kaum jemand weiß zum Beispiel, dass steinzeitliche Artefakte, die auf die erste Besiedlung des Berliner Raumes vor rund 18.000 Jahren hinweisen, in der Königsheide in Baumschulenweg entdeckt wurden. Auch die Besiedlung durch Slawen zur Zeit der Völkerwanderung und dass sie Berlin seinen Namen gaben, „br´lo“, in etwa „trockener Fleck im Sumpf“, ist wenig bekannt. Und eigentlich heißt es deshalb auch „der Berlin“. Man sieht heute natürlich nichts mehr davon, aber die mitunter mediterran anmutende Königsheide kann einen dennoch sehr begeistern, und sie ist nur ein recht kleiner Fleck auf der Landkarte. Es ist nicht schwer, eine Liebe zum Bezirk zu entwickeln, wenn man ihn durchwandert oder mit dem Fahrrad erkundet.

Bis zum März nächsten Jahres ist noch Zeit, weitere „unbekannte“ Lieblingsorte zu entdecken, Orte, die vielleicht dann nicht mehr „geheim“ sind und so die Vielfalt des Stadtbezirks für die Öffentlichkeit auf der Kulturring-Homepage online dokumentieren werden.

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