Gleich beim Betreten des Saales im Hellersdorfer Kulturforum merkte der Besucher: Heute gibt es garantiert einen ganz besonderen Salon-Abend. Alle Tische waren mit Fähnchen in den Landesfarben „beflaggt“, links am Eingang lag umfangreiches Prospektmaterial zum Mitnehmen bereit. Bilder mit zum Teil exotischen Motiven aus der Landesvertretung in Berlin nahe dem Gendarmenmarkt säumten die Tischreihen.
Unter dem Motto „Das Herz Asiens“ lud unsere „Salonnière“ Alina Martirosjan Pätzold ein zu einem Länderabend „Taiwan“. Der seit der Geburt der Salon-Reihe allzeit bewährte Mix aus Kulinarischem, Bildern, gesprochenem Wort und Musik wurde mit einem außergewöhnlich reichhaltigen Abendessen eingeleitet. Rund um einen „Reisberg“ in der Tellermitte gruppierten sich in Teig gebackener Fisch, Frühlingsrollen, Hühnerfleisch in exotischer Soße und taiwanesische Bouletten vom Schwein. Für den deutschen Normalgeschmack manches etwas ungewohnt – aber alles sehr lecker! Als „Sahnehäubchen“ reichten die fleißigen Kellner des Kulturforums einen kleinen Reiskuchen, dem der ahnungslose Genießer seinen Hauptbestandteil nicht ansah: Der Reis wurde vollständig zermahlen und sah aus wie Apfel- oder Erdnussmus. Aber der Kuchen schmeckte fantastisch. Zur Abrundung der Mahlzeit wurde noch ein echter Taiwan-Whisky spendiert.
Nach den kulinarischen Genüssen konnten die Gäste in einem kurzen Dokumentarfilm über Taiwan Land, Leben und Leute auf dieser wunderbaren Insel kennen lernen. Gerademal so groß wie das Bundesland Nordrhein-Westfalen, zeigt sie eine atemberaubende Schönheit und Vielfalt, vor allem der Natur. Türkisblaues Meer, schroffe Hochgebirge, dichter tropischer Regenwald – alles auf kleinstem Raum. Die Geschichte der Insel Taiwan und die derzeitige politische Situation im Lande schilderte ein Mitglied der Taipeh-Vertretung in Berlin. Zahlreiche niederländische und spanische Bezeichnungen erinnern noch heute an die koloniale Vergangenheit Taiwans im 16. und 17. Jahrhundert. Heute amtlich als Republik China auf Taiwan bezeichnet, ist die völkerrechtliche Stellung des Landes bis jetzt umstritten.Aber der Redner verstand es, dem komplizierten Status des Landes auch humorige Aspekte abzugewinnen. „China ist groß und wir sind immer artig. Das ist doch großartig“, meinte er. Abschließend rührte er kräftig die Werbetrommel für Urlaubsreisen nach Taiwan. „Reisepass genügt, es wird kein Visum benötigt“, schloss er seine Rede.
Mit Spannung erwartete das Publikum den musikalischen Teil des Salons nach der Pause. Würde dieser auch so exotisch sein wie das Essen? Die Besetzung des im Kulturforum gastierenden Instrumentalensembles aus Flöte (Shih-Cheng Liu), Cello (Hsien-Wen Tseng) und Klavier (Manyi Kuo) ließ es eher nicht vermuten. Und tatsächlich, zum Auftakt gab es für den europäischen Musikgeschmack durchaus vertraute impressionistische Klänge, eine Sonate des französischen Komponisten Claude Debussy. Denn die klassische (abendländische) Musik wird in Taiwan sehr geschätzt und an vielen Universitäten gelehrt. So setzten alle drei Musiker, anschließend an ihr Hauptstudium in Taiwan, ihre Studien an deutschen Universitäten und Hochschulen fort, unter anderem auch an der UdK und der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Neben Balladen für Flöte und Klavier – einem Trink- und einem Liebeslied – erklangen aber auch Stücke aus der taiwanesischen Heimat des Ensembles, so Frühling in Yangmingshan für Flöte und Klavier, die es mit seinem europäischen Instrumentarium in einem durchaus exotischen Gewand darbot. Natürlich gab es zum Abschluss des wunderbaren Abends eine Zugabe: einen taiwanesischen Tango, eine gelungene Verschmelzung westlicher und fernöstlicher Stilelemente.
Dieser helle salon bildete den Jahresauftakt zum 18jährigen Bestehen der Reihe. Im Juni dieses Jahres wird der helle salon endgültig volljährig. Und wenn alle aus ihrem Sommerurlaub – vielleicht in Taiwan? – zurückgekehrt sind, wird das am 17. November gehörig gefeiert. Da lädt Gastgeberin und Moderatorin Alina Pätzold zu einem lateinamerikanischen Abend ein. Welches Land sich da präsentieren wird? Das soll eine Geburtstagsüberraschung sein!