Pi&#281;kne pierwsze przyj&#347;cie <sup>1</sup>

Dagmar Gleim

Anlässlich der jährlich stattfindenden Weihnachtsfeier im Kulturbund Treptow am 20.12.16, 19 Uhr, spielt die eingeladene Flötistin und Sopranistin Marta Janev aus Słupsk in Pommern zur Feier auf. Begleitet wird sie von dem polnischen Pianisten und Kammermusiker Karol Białas (siehe unsere Fotos auf S. 24). Auch in diesem Jahr widmet sich der Kulturring wieder den Sitten und dem Brauchtum eines bestimmten Landes, und das ist diesmal Polen. So soll das kulturelle Zweiländertreffen honoriert werden mit einem kleinen Blick auf die weihnachtlichen Bräuche der Polen.

In der festen Absicht, keine Klischees zu bemühen, kann dennoch auf eines nicht verzichtet werden. Die polnische Gesellschaft ist im Großen und Ganzen, im Vergleich zu Deutschland und sicher auch zu anderen westlichen Staaten, eine sehr gläubige, und das Ganze in der Auslegung des Katholizismus. Gottesfürchtig befolgen sie, was der Glaube ihnen abverlangt und was die Tradition zur Begehung des Weihnachtsfestes vorgibt. Die Pflege der Traditionen und christlichen Rituale erfährt gleichwohl eine kleine Vernachlässigung, sie wird nicht mehr durchgängig von allen polnischen Bürgern (und da insbesondere von der jungen Generation) geleistet. Obwohl die Zahl der Gläubigen immer noch groß ist, gibt es immer weniger Kirchgänger, die so genannten Dominicantes 2. Circa 40 Prozent der Gläubigen gehen durchschnittlich in Polen zur Kirche, in Warschau ist dieser Anteil auf 30 Prozent geschrumpft. Das ist, verglichen mit anderen westlichen Ländern, immer noch ein sehr hoher Prozentsatz, räumt der Erzbischof von Warschau, Kardinal Kazimierz Nycz, in einem Interview mit der „Welt“ ein. Er beobachte einen Wandel in der Einstellung junger Menschen. Diese abnehmende Religiosität sei in seinen Augen mit Weltoffenheit und Auslandserfahrungen zu erklären. Trotzdem legen die Polen, und da sind die Abtrünnigen sicher auch dabei, viel Wert auf die richtige Ausgestaltung des weihnachtlichen Festes, das in fängt in Polen, wie überall, lange vor dem eigentlichen Festtag an.Die Vorweihnachtszeit wird in Polen mehr und mehr auf öffentlichen Plätzen begangen. Die stimmungsvollen Märkte erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Man sieht sie in den Großstädten wie Warschau, Breslau, und Danzig. Aber auch in den Kleinstädten und abseits der polnischen Großstädte wächst die Tradition der Weihnachtsmärkte. Im deutsch-polnischen Grenzgebiet Oberlausitz und Niederschlesien sorgen sie für eine alle Sinne ansprechende Weihnachtsstimmung und beflügeln sich einander. Neben Gebäck, vor allem Piernik, dem polnischen Lebkuchen, findet man vermutlich alles, was den Feiertag optisch, sinnlich, inhaltsbezogen, harmonisch und friedlich erscheinen lässt. Im Advent werden Städte und Häuser mit schönem Dekor geschmückt. In der Kirche werden schon in der Früh Adventsmessen abgehalten, und die Kinder bringen Laternen mit. Zählt man auf, was alles der Tradition geschuldet, am Festtag aufgeboten werden muss, um diesen besonders zu gestalten, bekommt man den Eindruck, das eigene bisherige Weihnachtserleben, asketisch, atheistisch und dem Zwecke dienlich adaptiert gefeiert zu haben. Für die ehrgeizigen Pläne der Polen, was die Festgestaltung betrifft, heißt es, viele Vorbereitungen vorzunehmen.

Die Wohnungen werden mit Tannen-, Fichten- oder Kiefernzweigen geschmückt, zur festlichen Dekoration gehören auch Getreide-, Heu- und Strohbündel. In den meisten polnischen Familien wird ein Geldstück unter die Teller gelegt in der Hoffnung, dass man somit vor Armut geschützt sei. Ein ebenso fester Bestandteil des weihnachtlichen Aberglaubens ist die Bereitstellung eines zusätzliches Gedecks, welches an die Verstorbenen erinnern soll, derer man an diesem Tage besonders gedenkt und für den Fall, dass ein unerwarteter Gast oder Bedürftiger an die Tür klopft. Das Essen besteht oft aus zwölf Gerichten, die symbolisch für die Monate eines Jahres und die zwölf Apostel Christi stehen. Im Einklang mit den christlichen Traditionen fastet man in Polen den Tag über. Auf Fleisch wird demnach bei den Gerichten verzichtet, da die Fastenzeit erst um Mitternacht endet. Die typischen Weihnachtsgerichte, die am Festtag kredenzt werden, lassen keinen Mangel aufkommen. Kulinarische Feinheiten, wie Karpfen in Biersoße, Borschtsch, eine Art Eintopf mit roter Bete, Fisch in Aspik, Piroggen, (Teigtaschen, die nach Belieben gefüllt werden und auch in Deutschland viele Anhänger haben), Krautgerichte und zum Nachtisch Mohnkuchen wiegen alles wieder auf. Diese Aufzählung stellt natürlich nur einen Teil dessen dar, was geboten wird.

Das Weihnachtsfest wird um 17 Uhr eingeläutet, indem eine Backoblate, oft mit einem Bild bedruckt, an jedes Familienmitglied ausgeteilt und damit signalisiert wird, dass man Leben und Liebe teilt. Wichtig ist, eine Kerze auf den Tisch zu stellen. Unter diese wird, wie weiter oben schon beschrieben, auch ein Geldstück gelegt. Zur Tradition - und in Polen hoch bewertet - gehört das Zusammensein der ganzen Familie am Heiligabend. Es wird gesagt, dass es in vielen Familien wichtiger ist, gemeinsam am weiß gedeckten Tisch zu speisen, als sich nur gegenseitig teuer zu beschenken. Vieles von dem Beschriebenen wird dem deutschen Leser bekannt vorkommen. So ganz anders läuft das hier in Deutschland auch nicht ab. Die Schnittmengen sind sicher doch größer, als es der Eindruck erscheinen lassen könnte. Bewusst oder unbemerkt, begehen wir christlich erzogenen Europäer doch meist auf eine ähnliche Weise das Fest, tragen wir doch alle die Kenntnis der Geschichte von Christi Geburt, wenn nicht im Blut, so doch im Kopfe. In diesem Sinne, wünschen wir allen Wesołych Świąt! Fröhliche Weihnachten!

1 (schönen ersten Advent)

2 In Polen Gläubige, die tatsächlich am Sonntagsgottesdienst teilnehmen

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