Förderung eingestellt – Spandauer Medienpoints in Gefahr

Ingo Knechtel

Am 19. April 2004 begann in Spandau mit der Eröffnung des Medienpoints in der Seegefelder Straße ein Projekt, das bislang ein gemeinschaftliches Anliegen des Kulturring in Berlin e.V. und des Jobcenters Spandau darstellte. Zum einen sollte ein Beschäftigungsangebot bereitgestellt werden, mit dem die unterschiedlichsten Menschen eine Möglichkeit erhalten, ihren Arbeitsalltag zu stabilisieren und einen Wieder- bzw. Neueinstieg in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu schaffen. Zum anderen wurde ein breites Angebot an Büchern und anderen Medien für Bedürftige auf der Grundlage von Spenden aufgebaut, mit denen Kulturgut vor der Vernichtung gerettet und einem sinnvollen Zweck zugeführt wurde. Es entstand ein regelrechtes Netzwerk, durch das mit Büchertischen und anderen Aktionen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet wurde. Ein nicht gering zu schätzender Bildungseffekt wurde erzielt, gemischte Projekte mit Migranten standen für ein gelebtes Stück Integration. Gerade jetzt, da solch ein Projekt angesichts wachsender Flüchtlingszahlen hilfreich wäre, schätzte das Jobcenter Spandau für 2016 ein, dass es für sie wichtigere Projekte gebe und stellte die Förderung zum 31.3.16 ein. Der Kulturring sieht sich nunmehr gezwungen, die Arbeit in Spandau „herunterzufahren“ und letztlich einzustellen. Eine Notbesetzung aus Bundesfreiwilligen wird versuchen, das Angebot der drei Medienpoints, darunter auch des Kindermedienpoints im Falkenhagener Feld, bei eingeschränkten Öffnungszeiten halbwegs aufrecht zu erhalten. Da Gelder für Miete und Betrieb der Einrichtungen komplett fehlen, droht allen drei Medienpoints im Sommer das Aus. Hilferufe an die Kommune blieben unbeantwortet. Offenbar gibt es hier Wichtigeres. Der Verein hat sich an die Unterstützer der Medienpoints gewandt, darunter die Bundestagsabgeordneten aus Spandau. Auch von dort war bislang nur Schweigen die Antwort. Vermutlich gibt es auch dort viel Wichtiges zu bearbeiten. Der verwunderte Bürger indes fragt sich, was es eigentlich Wichtigeres geben kann, als Menschen zu helfen, auch und gerade mit Angeboten zur Bildung und Integration.

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