„...und ewig tobt Krieg – und ewig lockt Liebe“

OstArt (nach Informationen des Künstlers)

Dem Titel ist zu entnehmen, dass in dieser Ausstellung in der Lichtenberger Galerie OstArt der denkbar größte inhaltliche Gegensatz zu sehen ist, dem sich ein Künstler widmen kann. Verwirrend schön präsentieren sich die Gemälde Steffen Blunks auf den ersten Blick: Farben, die von innen heraus zu leuchten scheinen, erinnern an Turners pralle Sonnenuntergänge. Die Himmel in herrliches Rot und Orange getaucht, umbrabraune, tintige Wolkenschwaden ziehen düster vorbei, im Vordergrund die Häuser sind nur schwarze Silhouetten.

Erst auf den zweiten Blick offenbart sich: die Städte brennen im Feuersturm nächtlicher Angriffe. Hamburg, London, Belgrad, Bagdad, die Zeiten ziehen vorbei, die Gräuel bleiben. Auf anderen Bildern reduziert Blunk seine Farbpalette auf zwei oder drei Töne und entwickelt so vor dem Auge des Betrachters die ganze Düsternis des Krieges. Dabei ergreift der Künstler nicht Partei, distanziert bleibt sein Blick, wenn auch melancholisch. Der Betrachter muss sich die Bildwelten selbst erschließen, seine eigene Meinung bilden. Herausgefordert wird dieser Betrachterblick nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Blunk zum Ende des malerischen Prozesses zum Stechbeitel greift und das Bildpersonal aus seinem Bildträger – stets gleich dicken Schichtholzplatten – herausschnitzt. So bleiben abstrakte Holzflächen, wo vorher Menschenleiber standen oder lagen, kämpften, starben oder schon vergingen. Opfer und Täter, Männer, Frauen, Kinder werden so gleich im Angesicht des kriegerischen Handelns.Ganz anders, wenn auch in der Herangehensweise gleich, präsentieren sich die Bilder zum zweiten Teil des Titels „...und ewig lockt Liebe“: Auch hier ist das Bildpersonal aus den Gemälden entfernt.

Und so muss sich der Betrachterauch hier stets selbst erschließen, was er eigentlich sieht. Meistens sind es Frauenkörper, deutlich erkennbar, obwohl sie doch gar nicht mehr vorhanden sind. Wie liegen, sitzen, oder stehen sie? Was machen sie gerade? Wie mögen sie aussehen – wer mögen sie sein? Es ist ein Spiel mit der Fantasie des Betrachters, mit Erinnerungen und Vorstellungen, wohl auch mit manchem Wunschdenken.

Die Bildinhalte reichen von aus Modefotografie oder Werbung entliehenen Motiven bis zu erotischen, gar pornografischen Inhalten. Reizend dabei, dass der Betrachter, müsste er raten, immer wieder fehl gehen würde in der Annahme, wo die Werbung aufhört und die Pornografie beginnt. Zwischen all den Kriegsbildern ist dieses Spiel mit der Fantasie allemal Erholung für die Sinne.

Der Künstler Steffen Blunk, 1967 in Nürnberg geboren, studierte zunächst Journalistik und Philosophie, bevor er nach vielen beruflichen Umwegen ein Malereistudium in Berlin abschloss. Heute ist er als freischaffender Künstler tätig.

Ausstellung: 19.02. bis 07.04.2016

Vernissage: 18.02, 19.00 Uhr

Galerie OstArt, Tel. 513 97 49

Giselastr. 12, 10317 Berlin, geöffnet:

Di.-Fr. 10 bis 15 Uhr Sa. 13 bis 17 Uhr

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