Rublak – und wie weiter?

Andreas Netzeband

Der Regisseur Konrad Herrmann und der Zukunftsforscher Dr. Karlheinz Steinmüller sind zu Gast im Kulturbund-Club in der Baumschulenweger Ernststraße zu einem Podiumsgespräch zur fortgesetzten Ausbeutung begrenzter Rohstoffreserven. So lautet die nüchterne Ankündi-gung der Veranstaltung. Doch das Thema „Bedürfnisse und Ressourcen“ – das diesjährige Motto des Kunstkreuzes – hat viele Facetten und ist immer auch emotionsgeladen.

Eine weltweite Herausforderung sind der wachsende Energiebedarf und die Endlichkeit der fossilen Energieträger, verschärft durch die Umweltproblematik. In Deutschland entzündet sich die Diskussion derzeit unter anderem auch an der Braunkohle. Sie lässt sich leicht abbau-en, ihre Verstromung trägt jedoch wesentlich zur globalen Erwärmung bei. Den engagierten Gegnern der weiteren Nutzung stehen nicht wenige Befürworter gegenüber, die allein für die Lausitz auf 8000 Arbeitsplätze verweisen. Ein Spannungsfeld zwischen Bedarf und Vorräten, Umweltschutz und Arbeitsplätzen tut sich auf – nicht nur bei Kohle und Öl, auch bei der Lebensmittelversorgung etwa. Wie lange kann das gut gehen? Welche Perspektiven eröffnen sich angesichts schwindender Reserven, welche Alternativen wären möglich? Regisseur Konrad Herrmann und Zukunftsforscher Dr. Karlheinz Steinmüller diskutieren dies am 13. Oktober mit dem Publikum im Haus des Kulturbunds.

Konrad Herrmann, Jahrgang 1948, erhielt 1972 sein Regiediplom an der HFF Potsdam-Babelsberg, war Meisterschüler bei Rainer Simon und Regisseur im DDR-Fernsehen. Ab 1986 im DEFA-Studio für Dokumentarfilme tätig, arbeitete er nach der Wende als freier Regisseur und Autor für ARD und ZDF, führte auch Regie an verschiedenen Theaterbühnen. Im Jahre 1997 gründete er die „Konrad Herrmann Film- & Fernsehproduktion Berlin“. Seine Filme wurden bei verschiedenen nationalen und internationalen Festivals erfolgreich aufgeführt.Dr. Karlheinz Steinmüller, 1950 geboren, ist Diplomphysiker und promovierter Philosoph. Er war Mitarbeiter am Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse der Akademie der Wissenschaften der DDR. Als freischaffender Schriftsteller verfasste er seit 1982 Science-Fiction-Romane und -Stories, einige Hörspiele sowie eine Biographie über Charles Darwin. Seit 1991 in der Zukunftsforschung aktiv, war er bis 2001 Wissenschaftler und Projekt-manager am Sekretariat für Zukunftsforschung Gelsenkirchen. In seiner Funktion als Wissenschaftlicher Direktor der Z_punkt GmbH, einem Beratungsunternehmen für strate-gische Zukunftsfragen, beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit Zukunftsstudien.

Zu Beginn der Veranstaltung in der Ernststraße wird der 1983 gedrehte Spielfilm „Rublak – die Legende vom vermessenen Land“ gezeigt, der nach dem Theaterstück „Landvermesser“ des sorbischen Schriftstellers Jurij Koch in der Regie von Konrad Herrmann entstand.

Erzählt wird darin von einer Familie, die seit Generationen mitten in der Lausitzer Heide lebt und eines Abends überraschend Besuch bekommt. Es sind Landvermesser. Beim gemeinsa-men Abendessen erfahren die Bewohner, dass ihr Haus auf Kohle steht und weggebaggert werden wird. Es bleibt nur noch wenig Zeit, das Haus zu verlassen. Nichts würde davon bleiben, wenn da nicht jener seltsame Mann mit der Geige, der Rublak, wäre... (herrmann-film.de). Der Film kam in die DDR-Studiokinos, allerdings nur in einer geschnittenen Version, da Konrad Herrmann in der ursprünglichen Fassung zu deutlich die mit dem Braunkohleabbau einhergehenden Zerstörungen in der Lausitz aufgezeigt hatte. Wie wir alle wissen, haben wir hier ein Thema, das an Aktualität seither nichts eingebüßt hat. Der Film sollte also genug Stoff zu einer anregenden Diskussion und Auseinandersetzung zum Thema des Abends bieten. Zumal aus diesem Anlass die restaurierte, 2014 erstmals aufgeführte ursprüngliche Fassung des Films zu erleben sein wird.

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