Weniger ist mehr,

Ingo Knechtel

geht mir mal wieder im Kopf herum, wenn ich vor Supermarktregalen mit einer übermäßigen Zahl vergleichbarer Waren stehe, die ich eigentlich nicht brauche. Ich habe nichts gegen exzessiven Konsum für den, der glaubt ihn zu brauchen. Auch lege ich schon Wert auf die für mich richtige Produktqualität. Ich frage mich einfach, wozu das alles: 13 Sorten Toilettenpapier, schöne bunte, einzeln verpackte Schokoladenkügelchen, EU-genormte und eingeschweißte Salatgurken? Ich bin dann mitten beim Nachdenken darüber, ob mir diese Segnungen früher gefehlt haben. Sicher stimmen viele von Ihnen in einer Ablehnung von Massentierhaltung, Massenkonsum, Massenvermüllung, Massenverdummung durch Werbung überein. Doch wofür sind wir eigentlich, und wie sehr tangiert all das unser tägliches Leben? Nutzen wir unsere Ressourcen oder verschwenden wir sie? Ich will nicht dem Verzicht das Wort reden, doch täte uns etwas mehr Bescheidenheit angesichts weltweiter Probleme nicht gut? Mit weniger Ballast leben, wie Christoph, der sein Leben auf den Kopf stellt und um die Welt radelt und dann Bücher darüber schreibt und Vorträge hält. Oder wie Franziska, die an den kleineren, unspektakuläreren Sachen Gefallen findet und zuerst auf ihrem Balkon eigene Kräuter anpflanzt und schließlich ins Berliner Umland zieht und bald darauf einen eigenen Öko-Hofladen betreibt. Spannende Lebenswege sind das, aber auch kleinere Aktionen helfen: weniger Plastik-Verpackung, nicht fünf Kleider im Netz bestellen, um dann vier davon zurückzuschicken, anstatt das passende im Laden um die Ecke rauszusuchen. Die Aufzählung solcher kleinen Schritte könnte sicher eine Seite füllen. Doch wir wollen Sie nicht belehren, wir wollen Sie zum Nachdenken anregen. Wir wollen im Oktober mit Kunstaktionen und Filmen, mit Ausstellungen, Bastelangeboten und Vielem mehr zeigen, wie Nachhaltigkeit mit Leben ausgefüllt werden kann, dass eine veränderte Lebensweise im Kopf beginnt und dass wir allein die Macht haben, die Dinge wieder richtig zu rücken. Der Mehrwert kommt allen zugute, schließt alle ein und führt hoffentlich dazu, dass sich mehr und mehr Menschen nicht nur Sorgen machen, sondern sich aktiv einmischen.

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