Urlaubsmodus,

Ingo Knechtel

ein Editorial über die Urlaubszeit, das sagt sich so einfach, ich raufe mir meine verbliebenen Haare. Rund 22 Prozent aller Deutschen können sich nicht mal eine Woche Ferien woanders als zuhause leisten, sagt die Statistik, europaweit sind es sogar fast 40 Prozent. Das hatten sich viele anders vorgestellt, als sie in der DDR Reisefreiheit forderten. Und doch: erholen sollten wir uns alle! Einmal abschalten von Alltagsstress, das braucht jeder. Dieses Abschalten allerdings kann sehr verschieden aussehen. Arbeitet jemand im Alltag für sich allein, lebt auf dem Land oder in einer Kleinstadt, dann versprechen vielleicht der Trubel und die Abwechslung der Großstadt, das Feiern und Erlebnisse mit Freunden die echte Erholung. Für den beruflich gestressten Großstädter tut es sicher einmal gut, in die Einsamkeit und Stille abzutauchen, vielleicht ein Buch mitzunehmen und alle sonstigen Medien abzuschalten. Vergessen wir nicht, dass Erholung nicht Schnorcheln auf den Malediven oder Bergsteigen auf dem Himalaja bedeuten muss. In und um Berlin gibt es jede Menge Seen, die leicht zu erreichen sind. Eine Radtour im Fläming oder an der Oder kann erholsamer sein als ein Strandurlaub auf Malle. Die kulturellen Erlebnisse sind manchmal durchaus überraschend. Kürzlich konnte ich eine Aufführung im Theater am Rand erleben, im Dorf Zollbrücke im Oderbruch. Aus einem Fachwerkhaus ist dort ein Theaterbau entstanden, der so richtig in die Gegend passt. Rund 200 Leute lassen sich in einer Vorstellung entführen auf eine entschleunigte Reise in einer Gegend, wo widerständige Natur und Kunst eine Symbiose eingehen. Und zum Schluss zahlt der Besucher, was ihm die Reise wert war. Es gibt auch noch andere empfehlenswerte Reisealternativen. Eine davon ist sicher die Bildungsreise. In der Berliner Zeitung stand gerade ein Bericht über eine Israel-Reise, wenn auch für ein auserwähltes Publikum. Wollen wir hoffen, dass die stark subventionierten Angebote auch für den Normalbürger verfügbar sind. Interessenten können sich u. a. an die Bundeszentrale für Politische Bildung wenden.

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