Freiwilliges Engagement im Deutschen Künstlerbund

Katja Hesch

Als Forum der Avantgarde wurde der Deutsche Künstlerbund 1903 in Weimar auf Initiative des Kunstförderers Harry Graf Kessler von Lovis Corinth, Max Liebermann, Alfred Lichtwark, Max Slevogt und anderen ins Leben gerufen. Nach seiner Auflösung im Jahr 1936 durch die Nationalsozialisten wurde er 1950 durch die Künstler Willi Baumeister, Karl Hofer, Ewald Mataré und Karl Schmidt-Rottluff in Berlin neu begründet. Der Deutsche Künstlerbund versteht sich vor allem als lebendiger Ort der künstlerischen Auseinandersetzung und des kritischen Diskurses. Rund 650 namhafte bildendende Künstlerinnen und Künstler aller Generationen gehören heute dieser Vereinigung an, was ihn einzigartig in seiner Zusammensetzung und Bedeutung für den Dialog zwischen Künstlerinnen und Künstlern und Öffentlichkeit macht.

Seit seiner Gründung – zu Beginn in der Position eines Pioniers – übernimmt der Deutsche Künstlerbund engagiert und kompetent kulturpolitische Aufgaben in unserer Gesellschaft und vertritt die Interessen einer großen Anzahl in Deutschland arbeitender Künstlerinnen und Künstler: Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes wirken aktiv in nationalen und internationalen Gremien, Kuratorien und Ausschüssen mit, welche auch beratend an der Erarbeitung gesetzgebender Regelungen beteiligt sind. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern des Kunstfonds, der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst (VG Bild-Kunst), der Privatinitiative Kunst (PIK), der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) und der Sektion Bildende Kunst im Deutschen Kulturrat. Ferner ist er Mitglied der Villa Romana in Florenz. Darüber hinaus hat er einen Sitz im Sachverständigenkreis für Kunst am Bau beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie im Vergabebeirat der Stiftung Sozialwerk der VG Bild-Kunst, um nur einige zu nennen. Viele Initiativen des Deutschen Künstlerbundes, wie zum Beispiel die Einrichtungen der Künstlersozialkasse, haben sich mittlerweile mit großer Selbstverständlichkeit im Kultur-Alltag etabliert. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung des Nutzungsrechts von Kunstwerken beteiligt und regte nicht zuletzt die Gründung der Bundeskunstsammlung an.

Neben seinem Engagement in aktuellen kulturpolitischen Debatten steht das Interesse an den künstlerischen Arbeiten der Mitglieder sowie der gemeinsame Austausch durch Ateliergespräche und Diskussionen im Vordergrund. Zahlreiche Veranstaltungen in dem seit 2001 initiierten Projektraum in Berlin, zu denen sowohl Mitglieder als auch internationale Gäste eingeladen werden, belegen dieses Engagement. Aber auch landesweit veranstaltet der Deutsche Künstlerbund Ausstellungen, Symposien und Kolloquien zu aktuellen Themen. Mit mehr als 100-jähriger Tradition ist der Deutsche Künstlerbund eine der ältesten und renommiertesten Künstlervereinigungen in Europa. Er setzt sich ein für den Bestand der künstlerischen Freiheit als unverzichtbare Basis einer kulturellen Fortentwicklung und für die Stärkung der Position von Kunst und Künstlerinnen und Künstlern in der Gesellschaft.

Im Jahr 2014 ist der Deutsche Künstlerbund erstmalig Einsatzstelle im Bundesfreiwilligendienst und erweitert damit seine engagementpolitische Aufgaben. In Kooperation mit dem Kulturring in Berlin e.V. bietet er für kunst- und kulturaffine Personen in seiner Geschäftsstelle und seinem Projektraum in Berlin-Kreuzberg die Möglichkeit, sich zu engagieren und sich mit ihren eigenen Erfahrungen einzubringen. Ein vielfältiges Aufgabenspektrum erwartet die Freiwillige, den Freiwilligen: Die Mitarbeit unterstützt die nachhaltigen Aufgaben des Deutschen Künstlerbundes in allen seinen Facetten. Die mannigfaltigen Tätigkeiten des Deutschen Künstlerbundes erlauben, tiefe Einblicke in komplexe organisatorische Abläufe von Veranstaltungen unterschiedlichster Art sowie in kulturpolitische Zusammenhänge zu gewinnen. Wissenschaftliche Kenntnisse und Arbeitsmethoden können durch Anwendung in der Praxis erworben und vertieft werden. Zu den Bereichen gehören: Ausstellungs- und Veranstaltungsorganisation, Pressearbeit, Aufarbeiten kulturpolitischer Fragestellungen, Recherche- und Archivtätigkeiten sowie die Betreuung von Künstlerinnen und Künstlern, Besucherinnen und Besuchern und von Abendveranstaltungen.

Der Bundesfreiwilligendienst beim Deutschen Künstlerbund gibt Gelegenheit, Ideen auszutauschen, kulturelle Welten zu entdecken und soziale Kompetenz zu schärfen. Nicht zuletzt kann er ein Weg sein, berufliche Praxis zu sammeln. Valentina Salcedo, italienische Kunsthistorikerin mit venezolanischen Wurzeln und die erste Freiwillige beim Deutschen Künstlerbund sagt: »Mir macht die Mitarbeit beim Deutschen Künstlerbund sehr viel Spaß. Für mich als Ausländerin ist es eine wunderbare Möglichkeit, nicht nur die deutsche Sprache in meinen Bereich als Kunsthistorikerin jeden Tag ein Stück zu erweitern, sondern auch viel über die deutsche Kunstgeschichte wie auch Organisationsstrukturen in Deutschland zu lernen. Für mich ist das der ideale Weg für eine Integration in einem neuen Land.«

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