Peter Hoffmann – Ein Atelierbesuch

Georg Bothe

Den Auftakt des neuen Ausstellungsjahres im STUDIO BILDENDE KUNST - Werkstattgalerie wird Peter Hoffmann bestreiten. Anlässlich seines 85. Geburtstags zeigt der Kulturring unter dem Titel „Rückblick“ Arbeiten aus nahezu siebzig künstlerisch ertragreichen Jahren. In einem früheren Artikel über Peter Hoffmann findet man folgenden Satz, die regenerative Kraft der Kunst betreffend: „Die Malerei war immer ein wichtiger Gegenpol zu meiner Arbeit. Der schöpferische Prozess wird angeregt, die Akkus wieder aufgeladen.“ Und das ist dem Jubilar jederzeit anzumerken, er sprüht geradezu vor Aktivität. Das durfte ich erst kürzlich, beim obligatorischen Atelierbesuch im Vorfeld der zu realisierenden Ausstellung wieder erfahren.

Draußen in Dahlwitz-Hoppegarten liegt sein Atelier, zwei aneinander gebaute Blockhütten: Wohnbereich die eine, Atelier und Galerie die andere. Nach einem ersten Rundgang durchs Domizil und den umgebenden, mit zahlreichen Skulpturen bestückten Garten ist schnell klar: Peter ist in seiner Vorbereitung schon sehr weit fortgeschritten. Eine Vorauswahl von Arbeiten präsentiert sich mir an den Wänden und Staffeleien im Atelierraum, zudem befinden sich noch diverse Stapel von Papierarbeiten auf dem Tisch und Grafikschrank. „Material“ ist also genügend vorhanden, es läuft – wenn überhaupt – eher auf eine „Qual der Wahl“ hinaus. Doch zunächst bittet der Künstler zu Kaffee und Kuchen.

Wann sind wir beide uns das erste Mal begegnet? Nach einigem Überlegen werden wir uns einig, dass dies Ende 2001, vielleicht auch erst 2002 im Studio Bildende Kunst gewesen sein muss. Vermutlich bin ich bei einer der Ausstellungseröffnungen dort mit Peter ins Gespräch gekommen. Immerhin ist er zu dieser Zeit Vorsitzender des Vereins der Berliner Grafikfreunde – INVENTOR e.V.. Als angehender Laudator nutze ich nun die Gelegenheit, ein wenig tiefer in Peters Biografie einzusteigen. Einige Eckdaten seines interessanten Lebenslaufs kenne ich natürlich, mehr aber auch nicht. Geboren wird Peter Hoffmann 1934 in Jena, mit dem Malen und Zeichnen beginnt er allerdings in der Sowjetunion, wohin sein Vater aus beruflichen Gründen mitsamt der Familie nach dem 2. Weltkrieg übersiedelt. Peter absolviert das russische Abitur und kehrt mit 17 Jahren zurück nach Deutschland. Anschließend beginnt er bei Carl Zeiss Jena eine Ausbildung zum Werkzeugmacher, der das Maschinenbau-Studium und die  spätere Spezialisierung im Bereich Messtechnik an der Hochschule Dresden (Promotion inklusive) folgen. Das Berufsleben verbringt der talentierte Eisschnellläufer – eine weitere Leidenschaft des jungen Peter Hoffmann – zusammen mit seiner Frau Renate dann in Berlin. Die Freizeit nutzt er hauptsächlich zum Malen und Zeichnen, zuhause und auf Reisen, auch nach 1989, als er für die Physikalisch-Technische Bundesanstalt im Rahmen der Entwicklungshilfe in Indonesien, Venezuela, Kolumbien, Ägypten, Vietnam, China und Griechenland tätig ist.

Seine künstlerischen Ambitionen entwickelt Peter Hoffmann auch in Kursen und einem Malzirkel parallel zum Beruf konsequent weiter. Seit 1976 (!) – also von Beginn an – ist Peter aktiv im Studio Bildende Kunst tätig und 1991 Gründungsmitglied des Vereins Berliner Grafikfreunde INVENTOR e.V., dessen Vorsitz er von 2001 bis 2004 inne hatte, in der Zeit also, in die unser Kennenlernen fällt. Die Pensionierung 1997 markiert dann nur folgerichtig den Beginn seiner freischaffenden künstlerischen Tätigkeit mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und mehreren Buchprojekten, die er zusammen mit seiner Frau Renate realisiert.

Doch wenden wir uns nun wieder der Auswahl der Arbeiten zu. Angesichts der ausgedehnten Reisetätigkeit ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Landschaft in Peter Hoffmanns Oeuvre dominiert. Als Ausgleich dazu ist er aber bemüht, auch Figurendarstellungen in die Auswahl einzubeziehen. Auffallend ist, wie eingangs angedeutet, dass die Ausstellung vor seinem geistigen Auge schon „in etwa steht“; die Räumlichkeiten im Studio sind ihm ja bestens bekannt. Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafik möchte er dort präsentieren; die Vorauswahl ist bereits getroffen. Doch beim gemeinsamen Stöbern im Atelier wird noch manch interessantes Blatt zutage gefördert, und Peter lässt es bereitwillig zu, dass ich seiner Auswahl noch einige Werke hinzufüge und ein oder zwei Arbeiten aussortiere. Die Diskussion ist ausgesprochen lebhaft, mitunter schweifen wir ein wenig ab, und die Zeit scheint wie im Flug vergangen, als er dann ein abschließendes Abendbrot vorschlägt. 

In der beruhigenden Gewissheit, mit der getroffenen Auswahl bei der Hängung der Ausstellung genügend Möglichkeiten zu haben, wird gevespert. Nebenher geht es um Aktuelles aus dem Graphik-Collegium Berlin e.V., dessen ältestes Mitglied Peter Hoffmann ist und für das er in den letzten beiden Jahren die Zeichen-Exkursionen nach Wilhelmsaue organisiert hat. Zu guter Letzt stattet er mich noch mit einer Tüte voll Äpfeln aus dem eigenen Garten nebst zwei Flaschen Saft aus und chauffiert mich eigenhändig zurück in die Innenstadt.

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