Originalschöpfung als Hirngespinst?
Dichtkunst im Doppel: Lyrik in der digitalen Welt
Kommentar und Interview: Martina Pfeiffer
Poesie, mittels der KI fabriziert – sie zu ignorieren wird zunehmend schwierig, sie als vorübergehende Zeiterscheinung abzutun wäre wirklichkeitsfern. Wir beobachten neuartige Autorschaften und Rezeptionsprozesse – eine Entwicklung, die man nicht so einfach beiseite wischen kann und das vielleicht auch nicht sollte. Und doch ist es eine Überlegung wert: Würde Rainer Maria Rilke, lebte er in unserer Zeit, die aktuelle Entwicklung strikt ablehnen? Wäre er ein eifriger Twitterer und Blogger? Oder wie sonst würde er damit umgehen, war ihm doch schon damals in einer mehr und mehr technisierten Welt an einem lebensnahen Wissen und Dichten gelegen.
Flarf-Poesie, die aus den Ergebnissen von Suchmaschinen Gedichte "komponiert", KI Lyrik und Code Poetry kommen nicht etwa aus dem Nichts, sie haben eine Vorgeschichte. 1959 speist Theo Lutz in den Zuse-Computer Z22 Auszüge aus Kafkas "Das Schloss" ein. Der Computer wurde unter Eingabe eines Lexikons daraufhin programmiert, Texte zu synthetisieren und verfügbar zu machen: der erste poetische Output entsteht. Ian Sommerville schreibt Anfang der 1960er Jahre auf einem Honeywell-Computer ein Programm, dessen Input der Initialsatz ist: I am that I am. Die Wörter werden neu kombiniert. Das Resultat: ein Gedicht, bei dem der umgewandelte Text sein Sinnpotenzial aus sich heraus generiert. Doch wie neu ist das alles wirklich? Hatte da nicht einmal Tristan Tzara 1920 - um das mal provokant zu formulieren - etwas vom Ansatz her Ähnliches gemacht, nur in weitaus schmalerer Dimension? Beschriebene Papierschnipsel, die aus einem Hut gezogen und zu Gedichten und Geschichten zusammengesetzt wurden. Hier wie dort haben wir es mit nichtlinear erzählten Texten zu tun. Ja, schon Dada erhebt die Einbeziehung des Zufalls zum kreativen Prinzip.
Überspringen wir mehrere Jahrzehnte digitaler Poesie: 2012 kommen Stephan Porombkas "Flarf Berlin-95 Netzgedichte" heraus, auf der Basis von Google-Suchergebnissen mit Berlin-Bezug. Ein Vorzug dieser Art der Lyrikproduktion: niedrigschwelliger Zugang durch Freunde und soziale Netzwerke. Und dennoch, wer sich mit Lyrik im digitalen Zeitalter beschäftigt, mag sich fragen: Rechtfertigt das, womit der Computer "gefüttert" wird und was er dann "ausspuckt", noch das Prädikat "Originalschöpfung"? Viele Künstler pflegten seit jeher neben dem unverzichtbaren bewussten, akribischen und nach ästhetischen Prinzipien ausgerichteten Denken die nichtlineare, assoziative Kompositionsweise. Bei ihnen im Gehalt jedoch untrennbar an eine Leib-Seele-Geist Einheit gebunden. Und an die je eigene Qualität analoger Werkstoffe, eben nicht losgelöst von der natürlichen Beschaffenheit des Materials. Projizieren wir bei der KI also Belang, Geist und Kreativität in etwas hinein, was nichts weiter als ein Baukastensystem aus Sprachalgorithmen und kühle Kombinatorik ist? Sind wir nicht schon längst in den Fängen von IT-Tycoons und wähnen uns nur frei entscheidend und frei schaffend? In vielen Fällen scheint der Mensch auch jetzt schon nur noch Textmanager und digitaler Co-Kreator zu sein, die Hauptaufgaben nimmt ihm die Maschine ab. Fähigkeiten, die nicht trainiert werden, gehen verloren oder entwickeln sich gar nicht erst. Novalis' große Wenn-Vision ist uns abhanden gekommen: "Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren sind Schlüssel aller Kreaturen […] dann fliegt, vor einem geheimen Wort, das ganze verkehrte Wesen fort." Cyborgs sind wir zwar noch nicht geworden. Doch was ist mit den Kassandrarufen? Sollten die ungehört bleiben? Die Frage stellt sich: Macht das Digitale, konsequent zu Ende gedacht und ohne Kontrollinstanzen, den (schöpferischen) Menschen schließlich entbehrlich? Die Lyrikerinnen Clara Cosima Wolff und Diana Röthlinger halten dagegen. In der neuen Staffel von "Dichtkunst mal…" nehmen beide im Interview Stellung zum Thema "Lyrik in der digitalen Welt". Diana Röthlinger weiß in ihrem Gedicht Erstaunliches von ihrem Haustelefon zu erzählen: "Ob ich rangehen will, fragt mich das Haustelefon" und in Clara Cosima Wolffs "Suche nach Sand" geht es um die Suchmaschine Google. Die digitale Welt hält Einzug ins Gedicht, thematisch und mit ihren Verfahrensweisen. Was kennzeichnet Lyrik im digitalen Zeitalter aus der Sicht von Clara Cosima Wolff und Diana Röthlinger? Beide haben sich auf ihre je eigene Weise damit auseinandergesetzt.
Was ist grundsätzlich anders und neu an Gedichten, die im digitalen Zeitalter geschrieben werden?
D.R.: Die Leichtigkeit, sich der ganzen Welt und Nichtwelt zu bedienen: Ontologisch, semantisch, bildlich, begrifflich. Synästhetisch erlebe ich Gedichte des digitalen Zeitalters als multisensorischer, vielleicht auch als eckiger, weniger linear, dadurch: formbarer. Räumlich erlebe sie als globaler, weniger immaterieller. Plastisch erlebe ich sie als bildlicher, spielerischer. Vielleicht haben Gedichte des digitalen Zeitalters ein größeres Potenzial zur Selbsttranszendenz.
C.C.W.: Es gibt nicht die eine neuartige Gedichtform, aber ich beobachte eine Vervielfältigung von Möglichkeiten. Das Digitale kann dabei auf unterschiedlichste Weise in Gedichte Einzug finden: manche Gedichte machen sich digitale Verfahrensweisen zu eigen, und spielen z.B. mit live-Effekten, wollen besonders „jetzig“ und unmittelbar wirken (mit Christiane Frohman instantanes Schreiben), andere benennen Sprachbestandteile des Gedichtes direkt, z.B. Googlesuchergebnisse und binden so digitale Sprechweisen explizit mit ein, wieder andere beziehen sich auf digitale Verhaltensweisen wie scrollen oder zoomen, es gibt ja auch so genuin digitale Gedichte wie Code Poetry, VR Gedichte oder KI-Lyrik , manche Gedichte bieten auch neue Zugänglichkeiten an, die über Text hinausgehen: Bilder, Sound und Videos werden mit Gedichten verbunden, einige Gedichte sind interaktiv, ergeben sich erst durch bestimmte Klickmuster, manche gar partizipativ, zur eigenen Mitgestaltung anregend. Nicht nur in der Rezeption, auch im Schreiben stehen natürlich neue Werkzeuge zur Verfügung: […] mit Zufallsgeneratoren kann man (eigene) Texte durchschütteln lassen, oder mit Google translate glitch-Ästhetiken erzeugen. Ich schätze dabei die Vielfalt der Möglichkeiten im Schreiben und die bewusste Nutzung verschiedener Verfahren, die mich zum experimentieren einladen.
Ist das ein Abgesang auf Gedichte in Buchform?
C.C.W.: Gedichte müssen sich nicht mehr ausschließlich am Buchseitenformat orientieren – genauso gibt es aber auch Gegenbewegungen, die besonders auf das „Buchhafte“ aus sind: Jessica Pressman nennt das bookishness. Dabei wird im Digitalen das Buch imitiert, um auf die damit verbundenen Werte und kulturelle Symbolik anzuspielen, sei es im Layout z.B. über Buchregalnachahmung im store für eBooks, Schreibmaschinenästhetik bei Insta Poetry, oder digitale Buchkulturen wie bookstagram, digitale Selbstdarstellung in Selfies...
Gibt es eine Achse zur traditionellen Lyrik?
C.C.W.: Es ist natürlich sehr individuell, auf welche Tradition sich Lyriker*innen berufen, ob sie sich bewusst mit Literaturgeschichte beschäftigen, sich in einer bestimmten Traditionslinie sehen. Oft sind es aber auch andere Referenzmedien wie Filme, Serien, Musik oder allgemeiner Popkultur – das ist ja das Schöne, der klassische Kanon beginnt sich aufzulösen, es entstehen neue Stilgemeinschaften, es gibt (hoffentlich) nicht mehr nur die eine hochkulturelle Ausrichtung.
Ich selber beschäftige mich gerne mit experimentellem Sprachumgang, mit spielerischen Herangehensweisen und kleinen eigenen Sprachwelten - das kann dann sowas wie der Fünffache Denckring der Teutschen Sprache von 1651 sein, und genauso das KI-Gedicht oder Gedichte in leichter Sprache, Kochrezepte, Kreuzworträtsel oder gutefrage.net.
D.R.: Als „digital native“ kann ich nichts über Parallelen im Schreibprozess sagen. Ich kenne nur den digitalen workflow, fühle mich beschränkt ohne Dimensionen an tabs. Für die Rezeption würde ich einen stimmlichen Gleichklang feststellen: Das abstrakte Ding, das innerlich die digitalen Gedichte (vor)liest, bleibt analog. Auch für Intertextualitäten, für stoffliche Bezugspunkte ist die Form des Mediums egal. Das Verweisen des (oder jedes?) Produkts auf etwas anderes schafft dieselben Beziehungen, ist körperübergreifend.
Was halten Sie von Flarf-Poesie, Instalyrik, Twitteratur?
D.R.: Sie kommen mir (wertungsfrei!) niedrigschwelliger vor. Eine wichtige Eigenschaft, um Menschen für Lyrik zu begeistern. Vielleicht besteht – vor allem auf Social Media – die erhöhte Gefahr eines stilistischen Konformismus. Stilismus gilt es m.E. abzuschwören. Das, was in einem Gedicht gegen die eigene Form opponiert, finde ich am spannendsten. Oder wie Max und Theo schreiben: „[E]s besteht nicht in der geleisteten Harmonie, der fragwürdigen Einheit von Form und Inhalt, Innen und Außen, Individuum und Gesellschaft, sondern in jenen Zügen, in denen die Diskrepanz erscheint, im notwendigen Scheitern der leidenschaftlichen Anstrengung zur Identität.“
C.C.W.: Ich lese gerne alle möglichen literarischen Kurzformen. Formexperimente find ich meistens spannend, je vielfältiger, diverser die Literaturlandschaft ist, desto erfreulicher. Es ist doch schön, dass es neue Orte für Gedichte gibt, neue Verfahren – die nicht unbedingt in Konkurrenz zu älteren Formen stehen müssen, wahrscheinlich funktioniert ein Nebeneinander ziemlich gut, weil es auch unterschiedliche Zielgruppen gibt. Digitale Räume können teilweise demokratischer funktionieren als der analoge Literaturbetrieb – wobei das mittlerweile durch bestimmte Plattformpolitiken und Algorithmen auch nicht mehr der Fall ist. Für Gedichte in Gebärdensprache z.B. sind aber Instagram oder youtube wichtige Verbreitungsmöglichkeiten geworden, ganz anders als das Buch. Manche kulturellen digitalen Angebote sorgen für mehr Barrierefreiheit, im Digitalen gibt es viele Teilhabe- und Interaktionsmöglichkeiten, außerdem ist der Inhalt oft auf individuelle Wahrnehmungspräferenzen anpassbar, über assistive Technologien wie Screenreader – da ist natürlich auch noch viel Luft nach oben.
Was hat ein Baukastensystem aus Sprachalgorithmen mit Kreativität und Originalschöpfung zu tun?
D.R.: Alles. Wir bedienen uns, ebenso wie der Algorithmus, ausschließlich dessen, was wir bereits kennen. Originalschöpfung ist ein Mythos. Ob ich die Bausteine zusammensetze oder es der K.I. überlasse, spielt keine große Rolle. Jedes intelligente System ist zu Kreativität fähig. Was allein fehlt ist die Verbindung von Subjekt und Objekt. Also das Bindeglied, das die gesamte Bedeutung ausmacht. Ohne diese Verbindung wird jeder Sinn hinfällig. Unbeantwortet bleibt, ob ein fingiertes Subjekt für die Rezipient:innen einen Unterschied macht.
C.C.W.: Eigentlich ist es auch nur eine ziemlich ausgetüftelte Textcollage – kreativ ist dann der Umgang mit dem neuen Werkzeug. Wie setze ich KI ein, also welchen Input gebe ich, welche Frage stelle ich, aus welcher Perspektive begegne ich den Texterzeugnissen – in einem Essay, der im Sommer bei subkultur erschienen ist, habe ich mich mit dem poetischen Einsatz von KI beschäftigt. Fragen nach Urheberschaft, Kollaborativem Schreiben und Sprachmaterial waren dabei spannend für mich. Ich hatte schon einige lustige KI-Schreibmomente, versuche mich aber in einem bewussten Umgang: wenn ich KI benutze, weil mir selber gerade nichts einfällt, macht es mir keinen Spaß. Wenn ich eine Idee habe, die ich ausprobieren möchte, ein bestimmtes Anliegen, passiert meist etwas Witziges, was mein Schreiben anregt.
Mit dem Risiko heftigen Widerspruchs möchte ich von Ihnen wissen: Ist Ihre Begeisterung ohne jegliche Bedenken? Sollten wir den Hypertextenthusiasmus wenn nicht ausbremsen, nicht doch zumindest relativieren?
C.C.W.: Nein quatsch, Enthusiasmus ist doch erstmal gut. Wir sollten wahrscheinlich unsere Wahrnehmungsmuster herausfordern, unseren Literaturbegriff erweitern, uns auf Experimente einlassen, bis sie uns langweilig erscheinen und bei aller Offenheit und Zugewandtheit auch kritische Aspekte des Digitalen wie Ausnutzung von Klickarbeiter*innen, manipulative Taktiken wie Clickbaiting, ungerechte digitale Infrastrukturen, Plattformkapitalismus, Diskriminierung durch Algorithmen usw. – das ist nur der Beginn einer wahrscheinlich ziemlich langen Liste – nicht außer Acht lassen.
D.R.: No way! Lineare Gedanken sind sooo von vor 100 Jahren! Das Sich-Herauswerfen aus Stringenz, das stoffliche, textuelle Herumspringen, die ideellen Brüche und Wiederaufnahmen – all das entspricht endlich einer normalen geistigen Lebenswelt. (Oder ist meine geistige Lebenswelt als digital native eine hypertextuelle?) Darf ich mir etwas für die Zukunft wünschen? Mehr Linksbündigkeit, [ALT + ß] sowie [Strg + Z] als Generatoren neuer Erkenntnisse, eine internationale Plansprache aus Wingdings-Symbolen.
Lassen Sie uns zu einer Frage kommen, die man vielleicht beantworten kann, wenn man gegenwärtige Entwicklungen weiterdenkt: Wie könnte die Lyrik der Zukunft aussehen?
C.C.W.: Chat GPT schreibt dazu: „Die Lyrik der Zukunft könnte eine vielfältige Fusion von digitalen Medien, experimentellen Stilen und kollaborativen Ansätzen sein, die soziale, ökologische und technologische Themen in innovative und immersive poetische Ausdrucksformen integriert.“ Klingt nicht nach etwas, was nicht auch jetzt schon geschieht. Ich bin kein großer Fan von Prognosen, aber wahrscheinlich werden wir uns noch ein bisschen mit der Urheberrechtsfrage herumschlagen. Wünsche, die ich an zukünftige Lyrik und den Lyrikbetrieb richten könnte, wären so etwas wie das Weiterentwickeln und Stärken zugänglicher Formate, die Barrierefreiheit ästhetisch mitdenken, mehr Sichtbarkeit und Anerkennung für Disability Art, Förderung kollektiver Projekte, insgesamt den Ruf einer elitären und verstaubten Textgattung zu erfrischen, Möglichkeiten vom Gedichteschreiben zu leben, demokratisch organisierte digitale Räume, aber auch raumgreifende Gedichte zum Anfassen, zum Durchklettern, zum Riechen. Und Humor!
D.R.: 1001000 1100001 1101100 1101100 1101111 101100 100000 1101001 1100011 1101000 100000 1100010 1101001 1101110 100000 1100101 1101001 1101110 100000 1000111 1100101 1100100 1101001 1100011 1101000 1110100 100000 1100100 1100101 1110010 100000 1011010 1110101 1101011 1110101 1101110 1100110 1110100 100001 1101 1010 1001000 1101001 1100101 1110010 100000 1100100 1110010 11000011 10111100 1100010 1100101 1101110 100000 1110011 1101001 1100101 1101000 1110100 100000 1100101 1110011 100000 1100111 1100001 1101110 1111010 100000 1110011 1100011 1101000 11000011 10110110 1101110 100000 1100100 11000011 10111100 1110011 1110100 1100101 1110010 100000 1100001 1110101 1110011 101110 1101 1010 1001001 1100011 1101000 100000 1100110 11000011 10111100 1110010 1100011 1101000 1110100 1100101 100000 1101101 1101001 1100011 1101000 100000 1100101 1101001 1101110 100000 1100010 1101001 1110011 1110011 1100011 1101000 1100101 1101110 100001
"Ob ich rangehen will fragt mich das Haustelefon": Diana, Ihr Haustelefon kann sprechen, Fragen stellen, Sudokus lösen. Es scheint hilfsbereit zu sein und Sie nennen es klug. Kann ein Gerät wie dieses Haustelefon im digitalen Zeitalter eine Art "smarter" Partner sein? Kann man es als physisch anwesend, als "Körper" sehen? Hat es einen "Charakter"?
D.R.: Ich habe mit dem Haustelefon nach einer überempirischen Schnittstelle zwischen Vereinzelung und Gemeinschaft gesucht. Jedes (Smart-)Phone ist ein Resonanzwesen. Wir schreiben keine Geschichten – zumindest ihrer Form nach – vereinsamter Welten. Dennoch: Das Haustelefon hat mit Sicherheit Charakter. Das Haustelefon mit Sicherheit nicht. Das Haustelefon ist warm. Das Haustelefon müsste man vorm Kuscheln in den Ofen legen. Das Haustelefon ist ein Körper. Das Haustelefon ist ein Surrogat. Das Haustelefon ist meine Partnerin. Durch das Haustelefon höre ich meine Partnerin. Das Haustelefon ist ein Mensch. Das Haustelefon ist ein Haustelefon.
„Suche nach News“, „Suche nach Sprache“, „Suche nach Bestand“ sind Zeilen Ihres Gedichts „Suche nach Sand“, Clara Cosima. Sie erwähnen die Suchmaschine Google. Findet der moderne Mensch, wonach er im digitalen Zeitalter sucht, mit Hilfe von Google, Bing, Yahoo und den anderen?
C.C.W.: Hier hat es mich interessiert, den Prozess des Schreibens mit ins Gedicht zu holen und seine Machart nicht zu verstecken: das Textmaterial entstand größtenteils aus der Googlesuche über die verschiedenen Kategorien wie News oder Shopping. Dabei habe ich absichtlich oberflächliche Recherche verwendet, was natürlich auch zum Problem werden kann. Durch die ständige Verfügbarkeit unzähliger Informationen merke ich mir viel weniger, was vielleicht auch nicht schlimm ist. Ich mag auch den flüchtigen Blick auf etwas, der häufig eine Schräge bereithält, der ich dann im Schreiben folgen kann.
Clara Cosima Wolff hat sich näher mit dem poetischen Einsatz von KI beschäftigt.