Hand aufs Herz, sind Sie über Bestsellerlisten amüsiert, erschreckt oder sind das Orientierungshilfen für Sie – wie man es machen oder nicht machen sollte?
Orientierungshilfen auf keinen Fall, um Gottes Willen. Da erschrecke ich eher. Und wenn ich mich amüsieren will, lese ich die Bestsellerlisten-Kommentare des Literaturkritikers Denis Scheck. Aber im Ernst, im Grunde nehme ich diese Listen kaum zur Kenntnis, über die Qualität von Literatur sagen sie ja wenig bis gar nichts aus.

Wann haben Sie zuerst an sich festgestellt, dass Sie Talent fürs Schreiben haben? Oder waren das vielleicht Leute aus Ihrer Umgebung, die das feststellten?
Ich würde eher von einem Drang zu schreiben sprechen. Meine ersten Schreibversuche stammen aus der Schulzeit, da war dieser Drang, mich auszudrücken, also schon da. Es gab sogar vereinzelt Zuspruch und Ermutigung – etwa von Seiten einer Germanistin, die für mich die Funktion einer Mentorin hatte und mir etwa Ingeborg Bachmann, Christa Wolf oder Peter Handke näherbrachte. Aber dass meine Texte auch vor meinen eigenen Augen Bestand hatten, dauerte. Die ersten Versuche waren Tastversuche.

Wenn Sie schreiben, gehen Sie dann "in Klausur" oder darf es turbulent um Sie herum zugehen? Käme also auch die Tram, eine Parkbank, eine Kneipe in Frage?
Ich brauche absolute Ruhe und schreibe ausschließlich an meinem Schreibtisch, in aller Regel früh morgens. Unterwegs mache ich mir lediglich Notizen, das aber durchaus auch in Kneipen … 

Schauplätze in ihren Büchern: Ich denke da vor allem an Ihren Roman Morpho peleides, wo Sie die Leserschaft in den Regenwald Brasiliens, nach Moskau, Warschau, Tel Aviv und in das fiktive mitteldeutsche Städtchen Bad Soltal führen. Sind die Schauplätze ganz früh in Ihrem Kopf, noch bevor das Handlungsgerüst steht? Noch vor den Namen der Figuren?
Das ist schwer zu beantworten. Meist tauchen zunächst einzelne Figuren und Handlungsbruchstücke in meinem Kopf auf. Es muss erst immer eins zum anderen kommen, bevor ich einen Text beginne. Aber sowohl die Figuren als auch die Ideen zur Handlung sind bisweilen eng mit speziellen Orten verbunden, so dass sie im Grunde gleichzeitig da sind. Swetlana, meine Protagonistin aus „Morpho peleides“, ist Russlanddeutsche jüdischer Abstammung. Dass der Roman nach Moskau führt und auch nach Tel Aviv, wo ihr Großvater Gershom lebt, war früh klar. Dass aber meine Wieland-Figur, ein Insektenforscher, eine Expedition an den Amazonas antreten würde, ergab sich erst während des Schreibens. 

Sie sind einer derjenigen Autoren, die sowohl Romane als auch Kurzgeschichten geschrieben haben. Was halten Sie von der Einschätzung, wie man sie hin und wieder hört, Kurzgeschichten seien die "Fingerübungen" für den Roman?
Biografisch müsste ich da eigentlich zustimmen, da ich mit Erzählungen angefangen habe und es dauerte, bis der erste Roman zu Papier gebracht war. Aber so verhält es sich dann doch nicht, dazu schätze ich die Form der Erzählung oder auch Novelle viel zu sehr – ich denke da etwa an Theodor Storm, an Flaubert und Maupassant, an Katherine Mansfield oder an John Cheever. Mit dem Begriff „Kurzgeschichten“ habe ich Probleme, würde ihn auch für meinen Erzählband „Landkrank“ nicht beanspruchen. Die Titelgeschichte ist fast 100 Seiten lang, meine Endzeitnovelle „Im Nebel“ ebenfalls.

Die epische Langform und die abnehmende Aufmerksamkeitsspanne in unserer Zeit der Instant-Genüsse. Wie geht das zusammen?
Romane sind natürlich der beste Weg, die Aufmerksamkeitsspanne wieder gewinnbringend zu erhöhen. Wer keine Romane liest, verpasst etwas ganz Wesentliches in dieser Welt. Aber ich bin da sehr zuversichtlich, auf der Frankfurter Buchmesse habe ich mal eine ganze Reihe sehr junger Virginia-Woolf-Fans erlebt, eine von ihnen trug sogar einen Ring mit einem Woolf-Porträt. In meinem privaten Umfeld gibt es ebenfalls sehr junge Leserinnen, denen es vor allem Jane Austen angetan hat. Die schätze ich übrigens auch sehr.

Wie sehen Sie die digitale Entwicklung für Ihre Anliegen als Schriftsteller?
Ein weites Feld … Vielleicht sollte man das Digitale insgesamt kritischer sehen. Die großen Hoffnungen, etwa dass das Internet die Menschen verbindet oder gar zu mehr Demokratie führt, haben sich nicht erfüllt. Wir haben es in Hinblick auf digitale Medien eher mit einem Rückschritt der Aufklärung in Barbarei zu tun, also mit der Verbreitung von Fake-News, Shitstorms und auch die geringe Aufmerksamkeitsfähigkeit zählt zu den Schattenseiten. Ich selbst habe seit Jahren kein Handy mehr. Ich begegne aber auch immer mehr und vor allem jungen Menschen, die erkennen, dass wir es eher mit asozialen Medien als mit „sozialen Medien“ zu tun haben und sich darauf nicht mehr einlassen wollen. Das ist die große Hoffnung. Der Griff zum Roman liegt dann als nächster Schritt gewissermaßen auf der Hand.

Wie geht es Ihnen in der Rückschau auf Ihren Romanerstling "Film B" (2007)? Hätten Sie aus heutiger Sicht alles wieder genau so geschrieben?
„Film B“ erschien 2007, geschrieben habe ich den Roman etliche Jahre früher, im Frühjahr und Sommer 2000. Es ist eine Art Sturm-und-Drang-Roman über die späten 1990er Jahre in Berlin. Die Perspektiven sind sehr drastisch, es geht letztlich um die nicht vorhandene Grenze zwischen Wahnsinn und „Normalität“. Das Ganze spielt in Teilen in der Psychiatrie, wo ich früher als Nachtwächter gearbeitet habe. Ich konnte diesen Roman nur damals so schreiben, heute könnte ich das nicht mehr. 

Eine "Film B"-Bühnenfassung hatte 2008 an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Premiere, es gab auch szenische Lesungen am Potsdamer Hans Otto Theater. Wie würden Sie das bezeichnen, was mit Ihnen passiert, wenn das Buch plötzlich ein Publikum bekommt, das man als Autor sieht und hört?
Die Uraufführung an der Volksbühne hatte Vanessa Jopp inszeniert, eigentlich eine Film-Regisseurin, aber das passte perfekt – nicht nur des Titels wegen. Bei der szenischen Lesung in Potsdam wirkte die fantastische Schauspielerin Jule Böwe mit, die ich noch aus den Zeiten der „Baracke“ am Deutschen Theater kenne und die ich seitdem oft an der Schaubühne bewundert habe. Sie spielte die Lulu in Thomas Ostermeiers Inszenierung von Mark Ravenhills In-Yer-Face-Stück „Shoppen & Ficken“, ebenfalls Ende der 90er. Das waren sehr spannende Jahre, deren Geist ich in „Film B“ einzufangen versucht habe. Ein anderer, prägender Einfluss waren die Inszenierungen Frank Castorfs, des damaligen Volksbühnenintendanten. Aber das war nicht Ihre Frage. Über das Publikum freue ich mich natürlich. Aber ich erlebe meine Leserinnen und Leser ja auf eigenen Lesungen, das sind oft sehr schöne Begegnungen. Ich kriege aber auch Zuschriften von Leserinnen und Lesern, die meine Bücher „nur“ für sich gelesen habe. Auch das ist schön.

Auch mit dem Gorki-Theater und dem Theater unterm Dach haben Sie zusammengearbeitet. Waren das ähnliche Erfahrungen wie an der Volksbühne, auch die Zusammenarbeit mit dem Team am Theater betreffend?
Das waren sehr unterschiedliche Erfahrungen. Bei Armin Petras‘ Inszenierung meines Stückes „Destille“ war ich gar nicht involviert und habe erst zur Premiere das Ergebnis gesehen. Bei einzelnen Produktionen am Theater unterm Dach, das ich sehr liebe, war ich manchmal bei den Proben dabei und sogar am Erstellen der Antragstexte für Fördergelder beteiligt – das TuD ist im Unterschied zum Gorki ein freies Theater. Szenische Lesungen wie in Potsdam habe ich auch schon selbst auf die Beine gestellt und sie zusammen mit Spielerinnen und Spielern entwickelt. Das sind immer ganz unterschiedliche Abenteuer.

Haben Sie ein Beispiel dafür, dass auch eine Veranstaltung mit lichten Stuhlreihen eine tolle werden kann?
Mir fällt kein konkretes Beispiel ein, aber mäßig besuchte Veranstaltungen können genauso toll sein wie ausverkaufte. Bei Lesungen würde ich sagen, dass es oft gerade die kleineren und intimeren sind, in Buchhandlungen beispielsweise, die Dialoge ermöglichen. Aber hier wie dort gilt: Volles Haus ist am schönsten.

Es gibt ein Publikum für authentisch vom Autor selbst vorgetragene Texte und es gibt ein Publikum für literarische Texte, die von professionellen Sprechern oder Schauspielern vorgetragen werden. Was von beidem ziehen Sie vor?
Das kommt ganz darauf an. Günter Grass, den ich mal persönlich kennenlernen durfte, war ein fantastischer Vorleser, Judith Hermann liest auch ganz toll. Das kann längst nicht jeder. Für mich ist es trotzdem interessanter, eine Autorin ihre Texte selbst lesen zu hören. Schauspieler wiederum sehe ich am liebsten in Aktion auf der Bühne, habe aber auch schon tolle Schauspieler-Lesungen erlebt. 

Zu den Schriftstellern, die Prosa geschrieben haben und zugleich für die Bühne, gehörte bekanntlich Anton Tschechow. Ihr Roman "Vogelpark" (2020): Hauptfigur ist der Neunjährige Jonas. Bei Kinderfiguren in der Literatur fällt mir spontan "Wanka" von ebendiesem Anton Tschechow ein. Gibt es in "Vogelpark" einen Erzähler oder schreiben Sie aus der Innenperspektive des Neunjährigen?
„Vogelpark“ ist aus der Außenperspektive erzählt, aber ich bin sehr nah an meiner Figur. Ich freue mich, dass Sie Tschechow nennen. Von ihm kann man vieles lernen, nicht zuletzt das Erschaffen sehr komplexer, plastischer Figuren. Ich finde, das ist eine ganz hohe Kunst. Vielleicht die höchste.

Wie geht Ihr Fühlen für einen Neunjährigen, dessen Eltern eine kaputte Ehe haben und der von den Nachbarsjungen verprügelt wird, in Ihr Buch ein?
„Einfühlung“ ist ja unter anderem ein Begriff aus der Theatergeschichte, er spielt etwa in Konstantin Stanislawskis Moskauer Künstlertheater eine große Rolle oder auch bei Lee Strasberg, auf den das Method Acting zurückgeht. Ich sehe heute wieder am liebsten Schauspieler, die durchlässig sind und Rollen ausfüllen können, statt nur wie ein Comedian an der Rampe zu stehen und zu erzählen. Das Postdramatische langweilt mich zunehmend. Im Roman ist es ähnlich wie bei Strasberg oder Stanislawski, man schlüpft in seine Figur und fühlt mit ihr, das ist die Basis ihrer Entwicklung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es ein Junge wie Jonas ist, eine gebärende Mutter wie in „Nordwestwärts“, der reisende Karl August Varnhagen von Ense in „Landkrank“ oder ein demenzkranker Alter in „Morpho peleides“.

"Nordwestwärts" und "Vogelpark" führt in die niedersächsische Provinz. Was verhindert, dass die Menschen in Ihren Erzählungen “Landkrank” am Landleben gesunden können?
Zum Beispiel die Enge. Ein Dorf ist wie ein Panoptikum, jeder beobachtet jeden. Und jeder redet über jeden. Das gefährdet potentiell die Gesundheit.

Mit der Novelle “Im Nebel” (2024)  gehen Sie neue Wege, wie es scheint. Sind Sie durch Lebens- oder durch Leseerfahrungen zu dieser dystopischen Geschichte gelangt?
Der Schein trügt. Eine erste Rohfassung des Textes entstand im Frühjahr 2009, danach habe ich 15 Jahre an dem Text gearbeitet – mit Unterbrechungen versteht sich -, bis er Buch wurde. Die dystopische Perspektive auf die Welt hat sich in dieser ganzen Zeit leider eher zugespitzt, würde ich sagen. Aber schon damals gab es verheerende Trockenheiten und Waldbrände und auch kriegerische Angriffe Putins. „Im Nebel“ ist zugegebenermaßen ein sehr düsteres Buch. Dunkle Seiten finden Sie auch in meinen anderen Büchern, aber sie werden immer von hellen, humoristischen Seiten flankiert. Tendenziell könnte man fast behaupten, ich wäre versöhnlicher geworden.

Gerne möchte ich Ihnen auch Fragen zu Ihrer Übersetzertätigkeit stellen, am besten gleich zu Aphra Behn. Für Frauen in Aphra Behns Zeit galt das Ideal der modesty, Bescheidenheit und Sittsamkeit.  Mit welchen Eigenschaften würden Sie Aphra Behn schildern?
Als Schriftstellerin oder Schriftsteller ist man ja per se unbescheiden, schließlich will man gelesen werden. Goethe sagte einmal „Nur die Lumpe sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat“. Und Aphra Behn war absolut eine Frau der Tat. Sie schrieb fantastische Theaterstücke, erfand mit „Oroonoko“ den psychologisch-realistischen Roman wie wir ihn kennen, verfasste subversive Lyrik, in der sie Geschlechterstereotypen den Kampf ansagte, kämpfte beispielhaft für die Gleichstellung von Mann und Frau, für universelle Werte und gegen jegliche Unterdrückung und Diskriminierung. Sie war eine mutige, willensstarke Aufklärerin avant la lettre.

Aphra soll im wirklichen Leben sogar zeitweise Spionin gewesen sein. Stimmt das?
Das stimmt, sie war für die englische Krone, sprich: Charles II., als Spionin tätig, unter anderem in Antwerpen. Allerdings wohl ohne nennenswerten Erfolg, zumindest wurde sie nicht dafür bezahlt und wanderte sogar in den Schuldturm. Ans Theater – und zum Schreiben insgesamt – gelangte sie aus der Not heraus, sie musste Geld verdienen. Und sie war die erste englische Autorin, die vom Schreiben leben konnte.

Sie haben auch die Autorin Shelagh Delaney übersetzt. Welche Bedeutung haben deren Themen, beispielsweise die Slums der 1950er Jahre in Großbritannien, für uns heute?
Das Thema Armut ist doch weltweit ein immer drängenderes. Soziale Ungleichheit, wie Delaney sie  in den 1950ern beschrieb, ist, neben dem Klimawandel und dem wachsenden politischen Autoritarismus, Antisemitismus, Rechtsradikalismus, Islamismus usw., ein heute brennendes Thema. Auch hier bei uns in Deutschland. Einige wenige haben immer mehr, eine wachsende Mehrzahl hat immer weniger. Das kann nicht gut gehen. Bei Delaney spielt die Perspektivlosigkeit eine große Rolle, aber auch soziale Ausgrenzung und Rassismus. Ich staune, dass ihre Stücke bei uns nicht gespielt werden.

Im Vorwort zu Ihrer Übersetzung von Virginia Woolfs Biographie von Roger Fry (2023) kann man lesen, der Künstler-, Schriftsteller-und Intellektuellen-Zirkel Bloomsbury bildete in England eine Art Achse zu dem, was wir heute die "Klassische Moderne" nennen. Können Sie etwas zu dieser Achse sagen?
Die klassische Moderne kennzeichnet das Gefühl eines Zerfalls des Ichs und gleichzeitig eine Vervielfachung oder auch Fragmentierung der Wahrnehmung von Welt. Die Kunst suchte nach neuen Formen, um Zerfall und Vielfalt zu begegnen. Der Künstler und Kritiker Roger Fry zeigte als Kurator erstmals klassisch-moderne Kunst im vergleichsweise traditionellen, konservativen England, Cézanne etwa, aber auch bereits Matisse und Picasso. Das waren schockierende Erfahrungen, die etwa Virginia Woolf ästhetisch die Augen öffneten. Sie begann, selbst literarisch zu experimentieren. Einer meiner Lieblingstexte ist ihr kaleidoskopischer Roman „Die Wellen“. Ihrem Mentor Roger Fry widmete sie dann diese fantastische Biografie. Ich konnte kaum fassen, dass die noch niemand übersetzt hatte.

Biographisches Schreiben und fiktionales Schreiben – Wie lässt sich das aus Ihrer Sicht vereinbaren?
Wenn Virginia Woolf etwa in ihrem Roman „Zum Leuchtturm“ eine Art Familienporträt liefert, das in der eigenen Biografie wurzelt, Thomas Mann mit den „Buddenbrooks“ einen Roman über seine Heimatstadt Lübeck und seine eigene Familie schreibt oder Marcel Proust in seiner „Recherche“ mithilfe eines Alter-Ego-Erzählers ein ganzes Zeitalter besichtigt, sie dabei aber so kunstvoll und fiktional verfahren, wie sie es eben tun, dann gibt es zwischen biografischem und fiktionalem Schreiben gar keinen Gegensatz, beides geht fließend ineinander über. In letzter Zeit aber ist viel von sogenanntem autofiktionalem Schreiben die Rede, autofiktionale Titel fluten regelrecht den Buchmarkt. Da schildern Autoren und Autorinnen Anekdoten aus ihrem eigenen Leben, manchmal sind es inhaltlich durchaus interessante Dinge, von denen berichtet wird, künstlerisch aber lässt das oft arg zu wünschen übrig und das verleidet einem die Lektüre. Nicht was, sondern wie etwas erzählt wird, ist das eigentliche Kriterium.

Welchen Themen spüren Sie derzeit nach? Gibt es ein neues Buchprojekt?
Ja, im kommenden Herbst erscheint mein Roman „Die Gehörnten“, der vierte und letzte Band meiner Emlichheim-Tetralogie, zu der auch „Nordwestwärts“, „Vogelpark“ und „Landkrank“ zählen. Die Bände lassen sich unabhängig voneinander lesen, spielen aber alle in dem Ort Emlichheim und Umgebung. Emlichheim liegt an der deutsch-niederländischen Grenze, in der Grafschaft Bentheim. Der Legende nach hatte Napoleon beim Erstellen einer neuen Landkarte seinen Daumen aufs Lineal gedrückt und die Grenze mit dem Crayon drumherum gezeichnet. In diesem Daumenabdruck Napoleons bin ich aufgewachsen. Ein Schelm, wer da etwas biografisch interpretiert.


Tobias Schwartz wurde 1976 in Osnabrück geboren und ist im Landkreis Grafschaft Bentheim, nahe der niederländischen Grenze, aufgewachsen. Seit 1997 lebt er in Berlin, wo er an der Freien Universität Literatur und Philosophie studierte und ein Auslandssemester in Rom verbrachte. Tobias Schwartz' Romane Nordwestwärts, Vogelpark, morpho peleides, den Kurzgeschichtenband Landkrank und zuletzt die Novelle Im Nebel erschienen im Elfenbein Verlag Berlin. Der vierte und letzte Band der Emlichheim-Tetralogie mit dem Titel Die Gehörnten wird im Herbst 2025 im Elfenbein Verlag erscheinen. Tobias Schwartz’ Übersetzung von Molly MacCarthys Roman „A Pier and a Band“ wird voraussichtlich im Frühjahr 2027 veröffentlicht (Mare Verlag). Die Schriftstellerin gehörte ebenfalls zur legendären Bloomsbury Group.

Interview: Martina Pfeiffer