Das Wesentliche im Blick

Dagmar Steinborn

Um seine Kunst auszuüben, benötigt Eberhard Hollerbach weder ein Atelier noch viel Platz. Ein Blatt Papier, Bleistift, Graphit und ein Radiergummi – das sind seine Arbeitsmaterialien. So ist es ihm möglich, fast überall zu zeichnen. Das Zeichnen ist sein Hobby. Für ihn ist es wichtig, das Wesentliche zu erfassen, um es dann zeichnerisch festzuhalten. Und genau das erreicht er mit Grautönen. Sein Bekenntnis zum Verzicht auf Farbe: „Mit Grautönen lebendige Kompositionen zu schaffen, macht für mich den Reiz des Zeichnens aus. In unterschiedlicher Helligkeit erzeugen sie Tiefe und dimensionale Formen. So fällt es mir leicht, auf Farben zu verzichten.“

Eberhard Hollerbach ist ein bodenständiger Mensch. Geboren ist er 1949 in Mecklenburg-Vorpommern und aufgewachsen im Voigtland, was noch heute seine regional eingefärbte Aussprache verrät. Der gelernte Maler arbeitete bis in die 1990er Jahre in seinem Beruf, wechselte später zum Wachschutz. Seit 1981 lebt er mit seiner Familie nahe dem Wuhletal im Bezirk Marzahn-Hellersdorf. Hier ist sein Zuhause, hier fühlt er sich wohl.  Gemalt und gezeichnet hat er schon seit seiner Kindheit gerne. Später fehlte oftmals die Zeit für sein Hobby, denn Arbeit, Familie und Garten hatten Vorrang. Erst seit 2011 war der Zeitpunkt gekommen, dass er sich wieder mehr der Kunst widmen konnte. Seine Frau wünschte sich damals ein ganz besonderes Bild für das Esszimmer. Er zögerte noch. Doch zum Geburtstag bekam er die Grundausstattung zum Malen und Zeichnen – und seine Frau dann das ersehnte Bild. Das war der Auftakt für viele wunderbare Zeichnungen. Zwar hat sich Eberhard Hollerbach in verschiedenen Techniken wie Aquarell- oder Kreidetechnik ausprobiert. Doch das Zeichnen mit Bleistift hatte für ihn den größten Reiz.

Der Künstler hat eine besondere Art des Zeichnens für sich entdeckt und weiterentwickelt. Zunächst wählt er aus eigenen, manchmal auch aus fremden Fotos, ein Motiv aus. Das  bearbeitet er dann am PC. Dieses Motiv zeichnet er nun als Skizze auf ein Blatt Papier und arbeitet weiter daran. Dabei lässt er z. B. den Hintergrund mehr oder weniger zurücktreten, so dass nur das eigentliche Objekt im Vordergrund präsent ist und das Bild dominiert. Das gelingt ihm meisterlich durch die unterschiedlichen Grautöne. Mit feinen Linien kann er zarte Gräser darstellen oder durch Verwischen mit dem Radiergummi Herbststimmung erzeugen. Zauberhaft sind seine Darstellungen von Blüten, die beinahe dreidimensional wirken. Wenn Eberhard Hollerbach sein Werk vollendet hat, wird es mit einer Fixierung versehen, damit es im Original erhalten bleibt. Für den Künstler ist die Arbeit immer wieder eine Herausforderung, die ihn zufrieden, glücklich und stolz macht. Seine Motive findet er in der Natur, aber auch im Wohnumfeld und seinem Garten in Oranienburg. So entstanden viele Werke, die Blumen, Pflanzen und Gräser zeigen. Oder die drei Tannen vor seinem Haus, im Hintergrund Gebäude.

Dass seine Bilder einen besonderen Reiz haben, blieb im Familien-, Freundes- und Kollegenkreis nicht unbemerkt. Bald war die Idee einer Ausstellung geboren, die sich 2012 im Axel-Springer-Haus verwirklichen sollte. Und es blieb nicht bei dieser Ausstellung. 2020 zeigte er seine Bilder in der Ehm-Welk-Bibliothek. Leider verhinderte Corona, dass sich viele Menschen an den Bildern erfreuen konnten. Nun aber gibt es eine neue Ausstellung im Bezirk. Der MAXIE-Treff der Wohnungsgenossenschaft Wuhletal eG in Kooperation mit dem Kulturring in Berlin e.V. bietet ideale Möglichkeiten für Eberhard Hollerbach, seine Werke zu präsentieren. Hier in den freundlichen und hellen Räumen der Veranstaltungs- und Begegnungsstätte in der Maxie-Wander-Str. 56-58 lässt sich die Ausstellung bis Ende des Jahres besuchen.

Die Vernissage "Einblicke in Grau" findet am 3. September um 15 Uhr im MAXIE-Treff im Rahmen des Kulturevents „Lange Nacht der Bilder 2021“ statt, an der sich der Kulturring mit vielen seiner Einrichtungen beteiligt.

Eberhard Hollerbach hat sich als Künstler einen Namen gemacht. Im Internet kommuniziert er mit Gleichgesinnten und Interessierten. Aufträge bekam er bereits aus ganz Deutschland und der Schweiz. Man schickt ihm z.B.  Fotos von einem geliebten Tier zu, von dem er dann eine Zeichnung anfertigen und es auf diese Weise verewigen soll. Der Künstler hat Freude daran, wenn Andere seine Bilder betrachten, dabei vielleicht ihre Alltagssorgen vergessen oder sich sogar inspirieren lassen und selbst kreativ werden.