Das Abwesend-Anwesendsein als Quintessenz

Filmemacherin Maria Mohr über ihre Motivation und Vision

Maria Mohr, 1974 in Mainz geboren,  hat sich seit über zwei Jahrzehnten als Filmemacherin und Filmlehrende einen Namen gemacht. 2005 schloss sie ihr Studium der Experimentellen Mediengestaltung (Klasse Narrativer Film) bei Jutta Brückner und Heinz Emigholz an der UdK Berlin ab. Ihre Abschlussarbeit, der Film „Cousin Cousine“, bringt Dokumentarisches und Fiktionales zusammen. Er handelt von ihrer Kindheit in den 70ern und der komplexen Gefühlslage Jugendlicher. Bei den 6. Kurzfilmtagen in Flensburg wurde diese Arbeit zum Besten Kurzfilm gekürt. Er erhielt zudem den Deutschen Kurzfilmpreis in Silber und den 3-sat Förderpreis. ZDF und 3-sat strahlten den Film 2006 aus. Weitere Filme folgen, u.a. 2010 der Langfilm „Bruder Schwester“, der ebenfalls im TV lief. Der Film setzt als Dokumentation auf die Authentizität des Berichteten, gleichzeitig ist er weite Strecken poetisch-impressionistisch angelegt und übersteigt damit das rein Faktische. Er collagiert cineastisch Kerzenlicht, Glockenklänge. Filmszenen, Fotografien, Super8-Aufnahmen, liturgische Gesänge und Orgeltöne. Die Off-Kommentare berühren grundlegende philosophische Fragestellungen.  2021/22 dreht die Filmemacherin im Rahmen des Berliner Künstlerprogramms als Auftragsarbeit des DAAD den experimentellen Kurzfilm „Spatzen und Spaziergänge“. Es geht um das Tagebuch von Marko Pogacar, einem in Berlin lebenden kroatischen Dichter. Die Aufnahmen dazu entstanden in Berlin, z.B. im Viktoriapark in Kreuzberg. Auch dieser Film wurde, wie schon „Cousin Cousine“, beim ZEBRA Poetry Film Festival gezeigt. Seit 2023 ist Maria Mohr Professorin an der Merz Akademie Stuttgart im Bereich Film und Video. Ihr filmisches Portfolio reicht von Kurzfilmen und Fernsehproduktionen bis zu langen Kinodokumentarfilmen. Ihr vorgeschaltetes Architekturstudium kam dem „Bauen“ von Atmosphäre im Film zugute. Dem Eröffnen poetischer, sinnlicher oder nachdenklicher Räume. Meine Frage zu dem Abwesend-Anwesendsein von geliebten (verstorbenen) Personen in ihrem Film „Bruder Schwester“ beantwortet sie im Interview mit einem Bekenntnis, in dem ihre Motivation und Vision als Filmemacherin aufscheint: Film als Lebendigwerden von Verblichenen, als magische Wiederauferstehung von Vergangenem.

Maria Mohr lebt seit 1998 in Berlin. Ihre Filmographie ist auf ihrer Homepage einsehbar: maria mohr filmDen Kontakt zu Maria Mohr vermittelte dankenswerterweise Thomas Zandegiacomo, Künstlerischer Leiter des ZEBRA Poetry Film Festivals Berlin. 

Interviewerin: Martina Pfeiffer