"Schon der erste Schritt war ein Fehler. Die ersten Schritte wie die letzten. Das spürte Hanok, als ihn nun die Müdigkeit übermannte. Er musste haltmachen, nachdem er die ganze Nacht unterwegs gewesen war, ohne zu rasten.
Er blieb stehen. Sein Blick richtete sich auf das Wasser, in die verschwommene Ferne und auf das, was dahinter liegen mochte.
Ein Ufer konnte er nicht erkennen. Nebel legte sich wie ein dichter Schleier über die Landschaft, ein hartnäckiger Nebel, der – die Überzeugung verfestigte sich allmählich — wohl so schnell nicht mehr weichen würde. Aber er wusste, dahinter befand sich ein Ufer…" (Dem ersten Kapitel vorangestellte Zeilen)
Nach einer apokalyptischen Umweltkatastrophe: Nahezu alle Gebiete der Erde stehen unter Wasser. Hanok, die Hauptfigur der Erzählung, ist in der Wasserwüste auf einem selbstgebauten Floß unterwegs. Die wenigen im Schlamm verwurzelten Bäume siechen vor sich hin und werden in Kürze abgestorben sein. Zunächst vermutet der Leser, in Hanok den letzten Überlebenden dieses Endzeitszenariums aufgefunden zu haben. Doch dann trifft der Protagonist auf den Einsiedler Nairoc, eine Mentorfigur. Bei ihm auf der Anhöhe hält er sich eine Zeitlang auf. Nairoc berichtet von den Menschen auf dem großen Hügel einer flussabwärts gelegenen Insel. Trotz erfolgter Warnung bricht Hanok zu ihnen auf - und erlebt das Grauen. Was vom ersten Kapitel ("Schilf") bis zum Schluss ("Entkommen") zur erzählerischen Darstellung gelangt, zieht den Leser sukzessive in die atmosphärisch dicht komponierte, düstere Geschichte hinein. Man geht aus der Lektüre hervor, gleichsam aufgeschreckt aus einem unheilvollen Traum.
Buchvorstellung: M. Pfeiffer
Tobias Schwartz, Im Nebel (Erzählung), Elfenbein Verlag, Berlin 2024