Ein Schiff namens "La Fortune" - Zum Weltglückstag 2025

Hugo von Hofmannsthal: "Das Glück am Weg" (Erzählung)

Gedichte gleichen nach Hofmannsthal unscheinbaren Zauberbechern, in denen die Glücklichen den Reichtum ihrer Seele sehen, andere aber fast nichts. Wer bei diesem Dichter die umfassende Verflochtenheit und die Anspielungen auf eine mythische Allverbundenheit als wahr erkennt, der erschaut das eigene Vermögen in seinem Innern. Was die Pole des Lebens ausmacht – Nähe und Distanz, Sehnsucht und Unerreichbarkeit, Hoffnung und Desillusion, Dauer und Endlichkeit – wird im Medium der Kunst erfahrbar. Das Zugleich von verschwenderischer Pracht und dem Geringfügigen, das man am Weg findet. Das Ineinanderfließen von Leben und künstlerischer Einbildungskraft zu einem grandiosen Gefühl der All-Einheit, das die Sinne erfasst und berauscht. "Solche Dinge begreift man nicht: man weiß sie plötzlich" (H.v.H.). Die zeitweilige Aufhebung der Grenze von Ich und Welt in der ästhetischen Lebensführung lässt sich als Glückszustand erfahren. Der Dichter beschenkt damit all die, in denen sein Wortkunstwerk Saiten zum Schwingen bringt. Dahinter steht die Idee, das Leben brauche die ästhetische Betrachtungsweise des Künstlers; seine Gedanken, Erinnerungen, Gemütsbewegungen und Sinneseindrücke, die dem Leben im Kunstwerk Form und Dauer verleihen. Und doch sehen wir am Schluss der Erzählung im Bild vom schwindenden Schiff mit der bewunderten Schönen, von den angeschmiedeten goldenen Genien, die auf einem Schild in blinkenden Lettern den Namen dieser Yacht verraten: „La Fortune“ – die Begegnung mit "Fortuna" ist nicht einseitig glücksverheißend ausdeutbar. M.Pfeiffer