Kaum ein Medium erfährt weltweit so viel Aufmerksamkeit wie Videoclips. Sie sind das beliebteste Format in den sozialen Medien, allen voran YouTube, TikTok und Instagram. Aktuelle Zahlen sprechen von circa 3,5 Millionen Videoaufrufen pro Minute bei YouTube und über einer Milliarde täglich gesehener TikTok-Videos. Das fasziniert nicht nur junge Menschen: Das stärkste Wachstum gibt es in diesem Jahr in der Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen. Ein Grund für die große Popularität ist, dass es heute technisch sehr einfach ist, eigene Videos zu produzieren. Was vor einigen Jahrzehnten nur mit erheblichem technischen und finanziellen Aufwand möglich war, lässt sich inzwischen mit einem modernen Smartphone und wenigen Klicks umsetzen. Das Medium, welches früher vor allem der Aufzeichnung von Fernsehsendungen diente, hat sich zu einem kreativen Medium mit eigener Ästhetik entwickelt. Gleichzeitig erreicht es ein eigenes Publikum für persönliche, kommerzielle oder politische Botschaften. Dabei scheint die Bedeutung des lateinischen Wortes „video“, das mit „ich sehe“ übersetzt wird, immer häufiger auch „sehe mich“ zu beinhalten.
Auch an mir ist diese Entwicklung nicht vorbeigegangen und wurde Teil meiner Arbeit. Der kreative Aufbruch in den 1980er Jahren, maßgeblich befeuert durch den Musiksender MTV, inspirierte mich mit völlig neuen visuellen Eindrücken, kurzen Animationen, schnellen Schnitten, Bildüberlagerungen, Spiegelungen und ausgestanzten Objekten. Die Arbeit mit Kindern in der Videoproduktion entwickelte sich im Laufe der Jahre hin zur Medienpädagogik. Seit 1996 gibt es unter dem Dach des Kulturring viele Berlin- und Europa-Projekte im Bereich Schulbildung. Kinder arbeiteten an kurzen Videos und lernten die Grundideen der Medienkommunikation kennen. Ergebnisse und Dokumentationen konnten wir zunächst im Offenen Kanal Berlin zeigen, ab 2006 dann auch im gerade gegründeten YouTube.
Es freut mich, dass sich das Medium Video auch für andere Themen beim Kulturring etabliert hat, beispielsweise für Kinderprojekte mit Marco Jessat, Seniorenprojekte mit Ingrid Landmesser und Videokunst von Herbert Liffers. Das größte Videoprojekt ist natürlich „60 Sekunden Kulturring“. Alexandra von der Heyde hat während der vergangenen sechs Jahre eine wöchentliche Videoreihe aufgebaut, die das kulturelle Leben unseres Vereins in all seinen Facetten präsentiert. Dafür möchte ich mich bei dir, Alexandra, herzlich bedanken und hoffe, dass du uns auch in den kommenden Jahren erhalten bleibst!
Lassen Sie sich von diesem Heft zum Thema Video mitnehmen, werfen Sie einen Blick auf die über 400 Videos unseres YouTube-Kanals oder besuchen Sie im November einen der Video-Workshops im Kulturhaus Baumschulenweg. Es gibt wirklich etwas zu sehen!