Vom Super-8-Flimmern zum Smartphonefilm | Kreative Video-Workshops im Rahmen der Bildungstage

Daniel Aldridge

Vom leisen Rattern der Super-8-Kamera bis zum wischleichten Schnitt auf dem Smartphone, die Geschichte des Films in Eigenproduktion ist eine Geschichte der Vereinfachung. Was früher eine aufwendige Apparatur und teure Ausrüstung verlangte, kann heute schon mit einer App, etwas Neugier und einem wachen Blick für Motive gelingen. Im Rahmen der Bildungstage des Bundesfreiwilligendienstes lädt der Kulturring im November 2025 zu einer Reihe kreativer Video-Workshops ins Kulturhaus Baumschulenweg ein. Die Workshops zeigen, wie sich analoge und digitale Filmtechniken begegnen, von klassischen Trickverfahren bis hin zu KI-gestützten Bildideen. Angeleitet werden sie von erfahrenen Filmschaffenden und Künstlerinnen, die ihre ganz eigene Perspektive auf das Medium mitbringen.
 

Trickfilm von Hand: Magie Bild für Bild
Den Auftakt macht am 7. November der Workshop „Stop Motion, Einführung in den analogen Trickfilm“ mit Thurit Antonia Kremer. Die diplomierte Animationsfilmemacherin vermittelt die Grundlagen des Legetricks: aus Papier, Stift und Schere, oder mit Alltagsgegenständen, entstehen bewegte Geschichten. Ganz ohne Studio oder Spezialeffekte lernen die Teilnehmenden, Bild für Bild Emotion und Bewegung zu gestalten.
Am 21. November folgt Teil II der Stop-Motion-Reihe unter Leitung der interdisziplinären Künstlerin Teresa Casanueva. Sie führt weiter in die Technik ein, zeigt professionelle Tricks und begleitet die Teilnehmenden bei ihren eigenen kleinen Filmprojekten. Am Ende entsteht ein Kurzfilm, der beweist, dass Kreativität kein großes Budget braucht, nur Geduld und Fantasie.

Zukunft im Blick: KI und Typografie
Zwischen Tradition und Technologie bewegt sich der Workshop „Keine Angst vor KI“ am 14. November, geleitet von Katrin Rothe. Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin zeigt, wie künstliche Intelligenz in der Videoproduktion eingesetzt werden kann. Mit Laptop, Smartphone oder iPad lernen die Teilnehmenden, sogenannte Prompts zu formulieren und unterschiedliche KI-Tools, darunter ChatGPT und Adobe Firefly, gezielt zu nutzen. Dabei geht es um nichts weniger als um den kreativen Dialog zwischen Mensch und Maschine.Zum Abschluss der Reihe lädt Katrin Rothe am 28. November zur „Buchstabenjagd mit der Kamera, Typografie im Stadtraum“ ein.Hier wird Berlin selbst zur Leinwand: Auf Streifzügen durch den Stadtraum entdecken die Teilnehmenden Buchstabenformen in Architektur, Natur und Alltag. Aus diesen Fundstücken entsteht ein kurzer Videofilm – ein poetischer Blick auf die Stadt, die überall von Zeichen erfüllt ist.

Film als Werkzeug der Selbstentdeckung
Ob analog oder digital, mit Papier oder Pixeln, die Workshops zeigen, wie niedrig die Schwelle zur eigenen filmischen Gestaltung geworden ist. Das Medium Film wird hier nicht als Spezialdisziplin verstanden, sondern als Werkzeug, mit dem jeder seine eigenen Gedanken, Eindrücke und Perspektiven ausdrücken kann.
So werden die Bildungstage des Bundesfreiwilligendienstes im Kulturhaus Baumschulenweg zu einem Ort, an dem Neugier wichtiger ist als Vorerfahrung, und wo man erleben kann, dass Kreativität keine Frage der Technik ist, sondern des Blicks.