Was war denn „Hausgemachter Kintopp“, fragen heute Bewohner und Mitarbeiter des St. Elisabeth-Stiftes, die selbst nicht daran teilgenommen haben.
„Kintopp“ ist ein alter Begriff für das Kino aus seinen Anfängen. Das griechische Wort „kinema“ bedeutet Bewegung, das Wort „topos“ Ort. Die Brüder Max und Emil Skladanowsky schrieben die deutsche Erfindungsgeschichte der bewegten Bilder. Ab 1910 gab es schon eine deutsche Filmfabrikation. Der Regisseur und der Kameramann waren die „Allesmacher“. Das Kino war jedermann zugänglich und lief dem Theater zunehmend den Rang ab. „Kintopp“ wurde in dieser Zeit als trivial abgewertet und deshalb in „Lichtspieltheater“ umbenannt. Die weitere Entwicklung der Kinomatographie wurde über die Jahrzehnte immer mehr vom technischen Fortschritt bestimmt.
Bei der Entstehung unserer Videofilme haben wir uns auf die einfachsten Mittel und Möglichkeiten beschränkt. Das Hausgemachte bedeutete für uns – wie beim Kuchenbacken – dass Vorhandenes genutzt und auf nichts Vorgefertigtes zurückgegriffen wurde. Als meine Mutter Jahre zuvor in das Heim kam, bin ich mit meiner kleinen Videokamera durch den Kiez gelaufen, um ihr die neue Umgebung auf dem Laptop-Bildschirm vorzustellen. Da wurde ich von der Einrichtungsleitung gefragt, ob ich so etwas nicht für alle Heimbewohner realisieren könnte, natürlich ehrenamtlich. Damit war diese Filmarbeit nicht mehr nur meine private Angelegenheit. Neben vielem anderen wurde auf diese Weise 2016 das 160. Jubiläum der Einrichtung aufgezeichnet, das mit großem Engagement in historischen Kostümen mit selbstverfassten Gedichten und Vorträgen zur Geschichte des Stiftes gefeiert wurde.
Ich war damals beim Kulturring Berlin, den eine Dozentin als „Humusboden für besondere Pflänzchen“ bezeichnete, beschäftigt. Dank der vorandenen PC-Technik konnte ich die Arbeit am Videoschnitt meines gefilmten Materials von zu Hause in den Verein verlagern. Zudem war durch Kulturring-Mitarbeiter immer technische Hilfe möglich, selbst im St. Elisabeth-Stift.
Das Filmen im Heim war meine Art des sich Kümmerns um die Bewohner. Sie erfuhren Aufmerksamkeit und Zuwendung und wurden als Partner in die Entstehung der Filme einbezogen. Nicht selten ließen sich dabei Talente und verloren geglaubte Erinnerungen entdecken, die nun wieder sichtbar wurden. Das betraf auch Mitarbeiter, deren besondere Fähigkeiten bei den Filmarbeiten oder während der Vorführungen zum Vorschein kamen. Ihre Aufmerksamkeit und Zuwendung für einzelne Problemfälle wurden dabei besonders deutlich und fachlich ausgewertet.
Das gemeinsame Erlebnis „Hausgemachter Kintopp“ hat alle im Stift näher gebracht. Man hat sich auf ganz spezielle Art kennen gelernt, fühlte sich wahrgenommen und das Verständnis füreinander wuchs, auch das zwischen den Bewohnern und ihren Betreuern. Es ist immer wieder faszinierend, was bewegte Bilder bewegen können. Heute haben sich die technischen und andere Bedingungen im Haus geändert, aber die Geschichten um das Filmen sind geblieben.
