Die Fotogalerie Friedrichshain feiert in diesem Jahr ihr vierzigstes Jubiläum. Sie ist eine Einrichtung des Kulturrings mit besonderer Geschichte und besonderer Bedeutung. Als die damals noch kommunale Galerie um das Jahr 2000 aus finanziellen und personellen Gründen kurz vor dem Aus stand, rettete sie der Kulturring, indem er die Trägerschaft übernahm und sie mit neuen Konzepten zu neuen Ufern führte. Es ist das Verdienst Felix Hawrans, der die Fotogalerie seit 2015 leitet, dass in den Räumen am Helsingforser Platz nicht nur regelmäßig erstklassige Ausstellungen und Künstlergespräche stattfinden, sondern auch fotografische Projekte, die über die Stadt und sogar über das Land hinaus Menschen zusammenbringen.
Als die Fotografie vor zweihundert Jahren erfunden wurde, konnte niemand ahnen, dass sie in ferner Zukunft zu einem Massenphänomen werden würde. Sie war zunächst eine höchst aufwendige und kostspielige Angelegenheit. Die ersten berühmten Fotografen, wie Louis Daguerre (1787–1851) und William Henry Fox Talbot (1800–1877), kämpften mit Materialen und Techniken, um klare und stabile Bilder herstellen zu können. Spätere Fotografen kämpften um die Anerkennung der Fotografie als Kunstform. Sowohl Nadars (1820–1910) als auch Edward Steichens (1879–1973) Fotografien konkurrierten direkt mit der Malerei. Ihre Porträts und Landschaften wurden ganz unterschiedlich bewertet. Mal als ausgezeichnete Werke, die die Malerei überflüssig machten, aber immer wieder auch als billige Produkte der Technik, für die kein künstlerisches Können notwendig sei.
1888 startete die Firma Kodak mit einem berühmt gewordenen Slogan das Zeitalter des massenhaften Fotografierens. Der Slogan lautete: „You press the button – we do the rest“.
Ab da gab es kein Halten mehr, es war der Urknall für das Universum der technischen Bilder, wie es der Medienphilosoph Vilém Flusser nannte. Die Kinder, der Urlaub, das Brandenburger Tor. Man fragt sich fast, wie haben es die Bauwerke und Sehenswürdigkeiten nur überstanden? Warum steht das Brandenburger Tor noch, es wurde doch kaputtfotografiert. Schließlich „schießt“ man ein Foto, und bis vor zwanzig Jahren sahen viele Kameras auch recht martialisch aus. Kein Vergleich zu heute, wo die Hauptkamera des 21. Jahrhunderts zu einem winzigen Auge im Smartphone wurde. Jeder hat es dabei und weltweit entstehen pro Tag circa fünf Milliarden Bilder, aufgenommen mit Smartphones. Aus der anfänglich exklusiven Technik und den späteren künstlerischen Ansprüchen wurde ein Massenphänomen, das heute aufgrund der ubiquitären Digitalisierung der Kommunikation in Echtzeit dient. Kunst und Profanes vermischen sich. Deshalb nannten wir den Fotowettbewerb für diese Ausgabe „Sofortbild“. Ist es Kunst?