Hitler kaputt – die Russen sind da

Ingo Knechtel

Podcast erinnert an das Kriegsende in Karlshorst vor 80 Jahren

Wer in die Geschichte Karlshorsts eintaucht, trifft sehr schnell auf das Thema Kriegsende 1945, die Unterzeichnung der deutschen Kapitulation, das Hauptquartier der Roten Armee und damit verbunden das Sperrgebiet mit seinen drastischen Auswirkungen auf das Leben der Karlshorster. Für die Geschichtsfreunde Karlshorst sind Forschungen in Archiven und Zeitzeugeninterviews zum Thema ein Hauptgegenstand ihrer Arbeit. Dreißig Jahre nach dem Abzug der sowjetischen und zuletzt russischen Besatzungstruppen hat der Kulturring im Sommer 2024 das Buch „Sperrgebiet“ unseres Autors Wolfgang Schneider veröffentlicht. Zusammen mit unserer Koordinatorin für Podcasts Martina Pfeiffer ist anlässlich des 80. Jahrestages des Kriegsendes und der Befreiung nunmehr ein sehr emotionaler Podcast entstanden, der sich auf die Erinnerungen von Zeitzeugen stützt.

Vielleicht interessieren Sie gerade auch angesichts heutiger Konflikte und Debatten die Geschichten von damals, wie viele Karlshorster ein Wechselbad der Gefühle durchleben mussten, zwischen Vertreibung und Plünderung einerseits sowie Befreiung und Neuanfang andererseits.

Wie Heinz Rademacher mit seinem Einsatz als oberster Bunkerwart mutig mit letzten SS-Kommandos fertig wurde, mehrmals weiße Fahnen hissen ließ und das Leben der Menschen im Bunker Marksburgstraße rettete.

Wie Lotti Reitschert als Sachbearbeiterin im Amt des neu eingesetzten Bürgermeisters von Karlshorst in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai 1945 den Räumungsbefehl der russischen Besatzer für Karlshorster Häuser hundertfach abschreiben musste, damit er überall ausgehängt werden konnte.

Wie der spätere Weihbischof Wolfgang Weider von der katholischen Gemeinde die Zeit zwischen Erleichterung und Angst erlebte, wie er genervt war von den Siegesfeiern der Besatzer mit ihren Akkordeons und wie Kinder und Jugendliche, Ministranten 14 Kunstwerke und wertvolle Leuchter in Wäschekörben illegal aus der Kirche Gundelfinger Straße retteten.

Wie Sitta Hohendorf die Nächte im Bunker erlebte, wie dort auch Zwangsarbeiter unterkamen und diese ihre Befreiung feierten und wie ein russischer Soldat dabei durch Zufall seine Schwester wiederfand, die Jahre zuvor zur Zwangsarbeit nach Deutschland verbracht worden war.

Wie bei Ellen Wemhöner angesichts der feiernden Sieger auf ihren blumengeschmückten Panzern die Angst der Freude wich, sie aber einer jubelnden Nachbarin sagen musste: ‚Haben Sie vergessen, dass Sie vor kurzem noch den Nazis zujubelten?’ Wie die Besatzer ihr Haus marodierend und plündernd in Besitz nahmen, sie mit MPis bedrohten und danach mit ihnen Wodka trinken wollten. Wie Ellen ihren Hausrat, den die Russen auf die Wiese geworfen hatten, heimlich wieder einsammelte und rettete.

Das und einges mehr erfahren Sie in unserem Podcast. Lassen Sie sich überraschen.