Hoch- und Tiefdruck im Studio Bildende Kunst

Jacqueline Balzer

Nein, hier geht es nicht um „innerhäusige“ Wetterphänomene im Studio Bildende Kunst. Die Überschrift verweist auf die seit Juni 2024 bestehende Experimentelle Druckwerkstatt in den Atelierräumen der 1. Etage des Hauses. 

Im Vorfeld konnte dank der Förderung durch das Bezirksamt Lichtenberg von Berlin aus Mitteln der bezirklichen Kulturförderung eine Druckpresse und die benötigten Materialien angeschafft werden. Die mobile Druckpresse ist für das Studio besonders wertvoll, da sie flexibel und an verschiedenen Orten einsetzbar ist, was die Zugänglichkeit und den gemeinsamen kreativen Austausch fördert. 

Unter Anleitung des bildenden Künstlers Oscar Castillo gibt es nun die Möglichkeit, freitags von 16 bis 19 Uhr verschiedene Techniken der Druckkunst zu erlernen. Das Angebot richtet sich an Kunstinteressierte aller Altersgruppen, die sich für die Drucktechnik und deren kreative Möglichkeiten begeistern oder sich erproben möchten. Im Mittelpunkt steht das gemeinsame experimentelle Arbeiten. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Durch die Möglichkeit, mit Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Erfahrung zu arbeiten, entsteht eine lebendige und vielfältige Atmosphäre. Die Angebote können einmalig oder fortlaufend wahrgenommen werden.

Unter anderem widmet sich die Druckwerkstatt der Kaltnadelradierung (Tiefdruck). Mit Radiernadeln werden in Platten aus Metall oder Kunststoff Linien eingeritzt und die Vertiefungen werden anschließend mit Farbe gefüllt. Danach erfolgt der Druck der Platte auf Papier. Beim Linoldruck bzw. Linolschnitt (Hochdruckverfahren) wird in eine Linoleumplatte ein Negativmuster mit speziellem Werkzeug geschnitten. Die fertige Platte wird anschließend mit Farbe überwalzt und dann auf Papier gedruckt. Die Farbe haftet an den erhabenen Stellen und wird so präzise auf das Papier übertragen. Bei der Monotypie erkunden wir eine Technik, die es ermöglicht, Einzelstücke zu drucken, indem auf einer Fläche Farbe aufgetragen und dann auf Papier übertragen wird. Auch mit dem manuellen Drucken ohne Presse, wie zum Beispiel dem Stempeldruck und der japanischen Handreibe, wird experimentiert. 

Zu welchem Zeitpunkt welche Technik behandelt wird, findet im Programm Erwähnung. Oscar Castillo bringt seine Erfahrung in verschiedenen künstlerischen Disziplinen in die Werkstatt ein. Mit seiner Unterstützung können die Teilnehmenden ihre eigenen Ideen und Projekte entwickeln, lernen, wie sie mit der Druckpresse und an Materialien experimentieren und erhalten wertvolle Hinweise zur Verbesserung der Drucke. Es wird mit verschiedenen Papieren und Farben gearbeitet, und manches Mal erschafft auch der Zufall ein einzigartiges kleines Kunstwerk.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Studios sind mittlerweile mit den Materialien und Techniken vertraut. Sie bereiten Geräte und Material je nach angebotenem Workshop vor und bauen alles im Vorfeld auf. Somit bleibt mehr Zeit für das kreative Miteinander, ohne Vor- und Nachbereitung für Workshopleiter und Teilnehmende.

Zur Zeit fehlen die finanziellen Mittel für die Workshops. Aber ab März 2025 soll es weitergehen mit dieser gut besuchten Druckwerkstatt. Das Studio Bildende Kunst plant, diese weiter ausbauen zu können, um den Teilnehmern noch vielfältigere Angebote unterbreiten zu können. Wir möchten die Drucktechniken erweitern, zum Beispiel mit Siebdruck und Cyanotypie.