Der Kulturkalender Marzahn-Hellersdorf | Spiegel kultureller Vielfalt

Rosemarie Eckhardt

Am Anfang stand eine Ahnung im Raum: Es gibt eine kulturelle Vielfalt in Bezirk Marzahn-Hellersdorf, aber viele Bewohner kennen sie nicht. So dachten Lutz Wunder und Marlitt Köhnke, der eine damals Kulturring-Projektleiter, die andere Kulturstadträtin, und hatten eine gemeinsame Idee: „Geben wir doch eine Broschüre heraus!“. Gesagt war es schnell, es zu tun, dauerte ein wenig länger. Wie sollte die Broschüre aussehen, wie ihr Name sein, wer sollte Zuarbeiten leisten und wie sollte das geschehen? Und nicht zuletzt, wie sollte sie finanziert werden? Fragen über Fragen. Ein Projekt der Arbeitsförderung wurde entwickelt, um Personal für die Umsetzung der Idee zu finden. Als Projektleiterin bekam ich den Auftrag vom Kulturring, ein Team zusammenzustellen. Am 1. Mai 2005 war es soweit: Vier Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin gingen an den Start. Es wurde entworfen, diskutiert, organisiert und letztlich entschieden, wie die erste Ausgabe aussehen und was sie beinhalten sollte. Die Anschubfinanzierung kam vom Quartiersmanagement Marzahn-Nord.

Marzahn-Hellersdorf verfügt über ein reichhaltiges Kulturleben. Auch ohne Opernhaus bieten die zahlreichen Vereine und Initiativen eine breite Palette an Veranstaltungen. Mit dem Kulturkalender sollten diese, angeregt und unterstützt durch das Bezirksamt, erfasst, Veranstaltungstipps erarbeitet und im redaktionellen Teil Porträts und Reports präsentiert werden. Ob Kinderprogramme, Theatervorstellungen, Mitmachveranstaltungen, Kabarett, Salons oder interkulturelle Abende – für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein. Dazu kamen die zahlreichen Ausstellungen. Mit einem vierteljährlich in einer Auflage von 5.000 Exemplaren erscheinenden Kalender sollte es leichter werden, einen Überblick zu bekommen.
Im Herbst 2005 erschien der Kulturkalender Marzahn-Hellersdorf zum ersten Mal. Das Grußwort schrieb der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit, für den vor allem auch das Folgende wichtig war: „In vielen der kulturellen Höhepunkte im Bezirk steckt Herzblut und Engagement.“ In den ersten Ausgaben stellten wir im redaktionellen Teil Kultureinrichtungen vor, wie das Gutshaus Mahlsdorf mit dem Gründerzeitmuseum, das Theater am Park, das Freizeitforum Marzahn, das Kulturforum Hellersdorf oder das Berliner Tschechow-Theater. Aber auch „Kulturtalente“ wie Thoralf Terl oder die Künstlerin Barbara Kellerbauer wurden porträtiert.

Im Jahr 2006 erschien der Kulturkalender in einem neuen Erscheinungsbild. Die Kulturring-Farbe Grün wurde zum tragenden Element der Gestaltung. Mehrfach veränderte der Kalender in den nachfolgenden Jahren sein Gesicht. Wir waren da kreativ, auch dank eines sich verändernden Teams. Nicht nur ging es darum, dem Leser Bekanntes in Erinnerung zu rufen, sondern stets sollte auch Neues und scheinbar Ungewöhnliches präsentiert werden. Unser Konzept sah vor, für unsere Beiträge immer einen inhaltlichen Schwerpunkt der Kulturabeit im Bezirk zu setzen, seien es nun Chöre und Orchester, internationale Kultur, Kirchenkunst, Buch und Lesen, Tanz und Theater, Musikgruppen und Bands, Kinogeschichten oder historische Gebäude und Gedenkorte. Außerdem informierten wir über die Arbeit des Kulturausschusses der BVV und des Kulturbeirates, würdigten bezirkliche Jubiläen, ließen die Bezirksbürgermeister mit ihrer Sicht auf die Unterstützung der Kulturarbeit zu Wort kommen. Nicht zu vergessen und ein zentrales Anliegen waren immer auch ganz persönliche Porträts von den Großen und Kleinen, Bekannten und Unbekannten, Berühmten und „no name“-Künstlern aller Genres. Eine Liste ihrer Namen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Für all das war das Kulturkalender-Team verantwortlich. Hinzu kam noch, die rechtzeitige Termin-Zuarbeit durch die Veranstalter und die Verteilung an über 140 Auslage-Orte zu sichern. Die 5.000 Exemplare reichten oft bei weitem nicht aus.  Hinter den im Heft namentlich aufgeführten Autoren Dagmar Steinborn und Karl Forster sowie dem Fotografen André Osbahr verbarg sich ein engagiertes Team des Kulturrings, auf das ich mich stets verlassen konnte. Ob Armin Grimm und Uwe Ehlert in der Anfangszeit oder Christian Reichelt und Uwe Lauterkorn bis in die Gegenwart, ihnen allen und zahlreichen weiteren Helfern gebührt an dieser Stelle unser Dank.

In all den Jahren ihres Erscheinens wurde die Finanzierung der Broschüre über die manchmal mühselige Akquirierung von Anzeigen im Kalender gestemmt. Zeitweise gab es Gelder vom Bezirk. Auch der Verein unterstützte uns, wenn das Geld für den Druck mal nicht reichte. Mit den Jahren wurde es immer schwieriger – und dann kam die Pandemie! Der Kalender des 2. Quartals 2020 wurde zwar noch ausgeliefert, aber keine Veranstaltung, die dort aufgeführt war, konnte so stattfinden. Was nun, dachten wir im Team. Die Herausgabe eines Kalenders im Druckformat war uns nicht mehr möglich. Keine Sicherheit, dass Veranstaltungen oder Ausstellungen stattfinden, keine Anzeigenkunden standen parat. Als ein kulturelles Leben wieder möglich wurde, entschlossen wir uns, den Kulturkalender mit den Terminen für Veranstaltungen und Ausstellungen auf die Webseite des Kulturrings zu stellen und tun dies bis heute. Auch die Reports und Porträts sind dort seit 2020 zu finden. Ein zusätzliches Medium steht dem Kulturkalender-Team auch durch die Kooperation mit der Zeitung „die hellersdorfer“ seit 2022 zur Verfügung. Insgesamt 70.000 Exemplare werden im Bezirk kostenlos an Haushalte geliefert und an prägnanten Orten ausgelegt. Schauen Sie doch mal auf die Webseite des Kulturrings: www.kulturring.berlin/kulturkalender/veranstaltungstermine oder auf www.die-hellersdorfer.berlin. Lassen Sie sich von der kulturellen Vielfalt überraschen!