Neue Heimat Berlin | Alexandra von der Heyde

Dagmar Steinborn

Trifft man Alexandra von der Heyde, hat sie meistens ihr Equipment dabei, also Stativ und Kamera, immer aber ihr Handy, mit dem sie auch filmt und fotografiert, denn sie ist Filmemacherin. Alexandra ist eine äußerst vielseitige Frau, ideenreich, begeisterungsfähig und dabei  immer offen für Neues. Durch ihre Arbeit an einer Dokumentation für den Sender ARTE, lernte sie 2018 den Kulturring in Berlin e. V. kennen. Da sie schon immer vorhatte, Filmprojekte mit und für Kinder zu machen, war das der Beginn einer erfolgreichen Zusammenarbeit.

Rosa Alexandra Garcia Casallas - so ihr vollständiger Geburtsname -, kam in Bogota, der Hauptstadt Kolumbiens, zur Welt. Ihre Eltern waren da noch sehr jung, deshalb verbrachte sie viel Zeit bei der Großmutter, die in ihrem weiteren Leben eine große Rolle spielte. Später arbeiteten ihre Mutter als Produzentin, der Vater als Kameramann. Alexandra war eine wissbegierige, aufmerksame und an Politik interessierte junge Frau, die damals vom Kommunismus fasziniert war. Sie erwog sogar, in Moskau Medizin zu studieren. Doch es kam anders. Sie blieb in ihrer Heimatstadt Bogota, studierte Publizistik, Kommunikationswissenschaften und Marketing.

Als sie 1990 nach Deutschland reiste, um einen in Berlin lebenden Freund und Landsmann zu besuchen, änderte sich ihr Leben. Sie sprach zwar kein Deutsch, aber der Freund hatte ihr das Wort „Ausgang“ aufgeschrieben, damit sie den Weg aus dem Flughafen finden würde. Das war der Anfang eines Abenteuers. "Ich war sofort verliebt in Berlin und bin es noch immer! Ich fand die Stadt einfach umwerfend" erzählt sie. Schon bald entschied sie, hierzubleiben. "Ich fühlte mich sofort wohl, die Mischung der Leute gefiel mir, sehr international - ich kam mir vor wie im Film". Hier war ich auch als Frau frei, konnte mich entfalten, zu später Stunde ohne Angst durch die Stadt laufen, sogar allein ein Restaurant besuchen oder in die Disco gehen. Das wäre in Bogota unmöglich gewesen. Ich bin in einer konservativen, katholischen Familie aufgewachsen. Da war der gesellschaftliche Druck sehr groß. Hier waren die Menschen tolerant, begegneten mir mit Respekt. Das gefiel mir." Für ihre Familie war das ein Schock. Aber Alexandra blieb bei ihrer Entscheidung. Zunächst musste sie Deutsch lernen. In der Mildred-Harnack-Schule, einer privaten Sprachenschule, nahm sie Unterricht. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr das Erlernen der deutschen Sprache so schwerfallen würde, denn außer ihrer Muttersprache, spricht sie Italienisch und Portugiesisch. Heute spricht sie ausgezeichnet Deutsch mit einem charmanten spanischen Akzent. Ihr nächstes Ziel war es, eine Arbeit zu finden. Mit der Idee, beim Sender Spreekanal ein Magazin in Spanisch zu produzieren und zu moderieren, gelang ihr der berufliche Einstieg und damit der Schritt in die Selbständigkeit. Kommunikativ und offen für die außergewöhnlichsten Ideen, baute sich die Neu-Berlinerin in den vergangenen Jahren ihr soziales Netz auf, in dem sie weltweit agiert. Besonders die Beschäftigung mit Film- und Videoproduktionen faszinierte sie schon immer. Sie produzierte u. a. Videos, Filme und Werbevideos. "Oft bin ich dabei Mädchen für alles", erzählt sie. "Bei „Guerillafilmen", das sind Filme ohne jedes Budget, ohne Drehbuch und mit sehr wenig Technik, bin ich Produzentin, Regisseurin, Kamerafrau und Cutterin in einer Person!"

Seit 30 Jahren lebt die geborene Kolumbianerin nun in Berlin. Die Stadt ist ihre Heimat geworden. Natürlich reist sie so oft es geht zu ihrer Familie. "Bin ich in Berlin, habe ich Sehnsucht nach Bogota, bin ich dort, vermisse ich Berlin."

Vor vielen Jahren hat sie in einer Berliner Diskothek, Vincent, ihren späteren Ehemann, kennengelernt. Sie erzählt: „Mein Mann hat viel Verständnis für mich und meine manchmal ziemlich verrückten Ideen, er ist immer für mich da und unterstützt mich. Vincent ist der Ruhepol in unserer Ehe.“

Alles, was die temperamentvolle Alexandra von der Heyde anpackt, macht sie mit Freude. Mit ihrer Energie und dem Optimismus begeistert sie alle. Seit März des Jahres 2019 ist sie im Kulturring in Berlin e. V. mit besonderen Aufgaben betraut: Sie plant Projekte, erstellt Videodokumentationen der kulturellen Arbeit des Kulturrings und entwickelt digitale Konzepte. Ein entsprechendes Studio wird gerade eingerichtet. Zunächst engagierte sie sich als Bundesfreiwillige, jetzt ist sie Mitarbeiterin.

An der jährlich stattfinden „Langen Nacht der Bilder“ im Bezirk Lichtenberg, beteiligten sich 2020 zahlreiche Künstlerinnen und Künstler. Mehr als 66 von ihnen hat die Filmemacherin in ihrer Kurzfilmreihe „60 Sekunden Kulturring“ porträtiert und auf YouTube vorgestellt. In diesem Format hat sie auch andere Ereignisse, Events, Bildungs- sowie Kulturveranstaltungen des Kulturrings, z. B. in Kooperation mit dem Bezirksamt Lichtenberg, filmisch dargestellt. Viele neue Ideen gibt es schon, gerade hat sie mit einem neuen Projekt begonnen.

Alexandra von der Heyde ist nicht nur eine vielseitige Filmemacherin, sondern auch äußerst kreativ und handwerklich geschickt. Schmuck mochte sie immer schon. An der Volkshochschule, ganz in ihrer Nähe, wurden Lehrgänge in Gold- und Silberschmiedekunst angeboten, das fand sie sehr inspirierend. Seit einiger Zeit besucht sie nun die Kurse und hat sich bereits wunderschöne und ganz individuelle Schmuckstücke angefertigt. „Ich freue mich schon auf den nächsten Termin!“, sagt sie lächelnd. 

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